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Freitag, 16. Mai 1997, 20.00 Uhr, Kölner Philharmonie
KölnMusik Extra

Wolfgang Rihm: »Ernster Gesang« für Orchester (europäische Erstaufführung)
Robert Schumann: Konzert für Violine und Orchester d-Moll
Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur Op. 90

Frank Peter Zimmermann, Violine
Philadelphia Orchestra
Ltg. Wolfgang Sawallisch

Grandiose Interpretation der 3. Sinfonie von Johannes Brahms durch das Philadelphia Orchestra unter Wolfgang Sawallisch

Gegen Ende der Saison 1996/97 stand noch einmal ein Highlight auf dem Kölner-Konzertprogramm. Das Philadelphia Orchestra und sein Chefdirigent Wolfgang Sawallsich machten auf ihrer Europatournee Stadion in der Kölner Philharmonie. Die drei Konzerte waren die einzigen in ganz Deutschland. Nicht Berlin oder München - diesmal war Köln tatsächlich der ‘Nabel der deutschen Klassikwelt’.

Daß die Philharmonie am Freitagabend nicht ausverkauft war, mag vielleicht dem Programm zu zuschreiben sein. Denn mit der europäischen Erstaufführung von Wolfgang Rihms ‘Ernsten Gesang’ sowie dem d-moll Violinkonzert von Robert Schumann lag das Programm abseits der ausgetretenen vom Publikum aber geliebten Repertoirepfade, und die 3. Sinfonie von Johannes Brahms hatte man erst von den Bayerischen Symphonikern unter Lorin Maazel in einer nicht gerade schlechten Interpretation hören können.

Johannes Brahms galten an diesem Abend zwei Werke. Rihms ‘Ernster Gesang’ verdankt sich einem Kompositionsauftrag von Sawallisch, der für sein Orchester ein Werk erbat, das auf Brahms Bezug nimmt. Die Bezüge vor allem auf das Spätwerk u. die ‘Vier ernsten Gesänge’ waren dann in dieser Komposition deutlich zu hören, so daß das ganze Werk einen neoromantischen Charakter bewußt nicht verhehlt. Die dunklen Klangfarben u. Stimmungen herrschen vor - dies erreicht Rihm u.a. durch den Verzicht auf die hohen Bläser und Streicher. Schon in diesem kurzen Stück zeigte sich die hohe Spielkultur des Philadelphia Orchestras, insbesondere der Klarinettisten, deren Decreschendo zu Beginn und Schluß der Komposition ihren Rahmen gab. Die Musiker und der anwesende Komponist konnten sich zurecht feiern lassen.

Robert Schumanns d-moll Violinkonzert wurde zunächst vom Orchester etwas verhalten musiziert, wohingegen Frank Peter Zimmermann schon im ersten Satz alle Register seines Könnens vorführte. Im zweiten Satz wandelte sich dieses Bild. Während Zimmermann zu Beginn einige Konzentrationsfehler unterliefen, die dazu führten, daß der Solist im weiteren Verlauf den meditativen Ausdruck dieses Satzes nicht ganz einlösen konnte, überzeugten die Orchestermusiker mit eindrucksvoll farbigem Klang. Im Finale waren dann alle Abstimmungsschwierigkeiten vergessen, Solist u. Orchester gestalten diesen Satz brillant.

Uneingeschränkter Höhepunkt des Abends war dann die Interpretation der 3. Sinfonie von Brahms. Sawallisch ließ diese mit großem Streicherapparat (60 Musiker) ausführen. Trotz der Masse ging kein Detail verloren, und die Instrumentalisten erwiesen sich als äußerst beweglicher Klangkörper. Von Behäbigkeit keine Spur - schon der Beginn des ersten Satzes hüllte die Zuhörer in eine Klang- u. Agogikwolke ein. Sawallisch wandelte mit seiner Interpretation abseits des Bekannten. Durch seine Detailarbeit ließ er so noch nichtgeahnte Verbindungen zwischen den Sätzen aufscheinen - vor allem der letzte Satz wurde grandios musiziert.

Als Zugabe gab es dann den 1. Ungarischen Tanz mitreißend und in einem fast aberwitzig schnellen Tempo gespielt.

Von Silke Gömann



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