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Dienstag, 12. Mail 1998, 20.00 Uhr, Kölner Philharmonie
Deutschlandfunk Extra (5)

Anton Bruckner: 9. Sinfonie d-moll WAB 109
Anton Bruckner: Aequale Nr. 1 c-moll für drei Posaunen WAB 114
Anton Bruckner: Te Deum WAB 45

Angela Maria Blasi, Sopran
Monica Groop, Alt
Wolfgang Bünten, Tenor
Gudjon Oskarsson, Baß

MDR Sinfonieorchester
MDR Chor
Ltg.: Manfred Honeck

Only Bruckner: Kölner Philharmonie erbebte unter der mächtigen Klangfülle

Von Silke Gömann

Ganz im Zeichen Anton Bruckners stand das fünfte Deutschlandfunk Extra Konzert. Zu Gast in der Kölner Philharmonie waren das MDR Sinfonieorchester Leipzig sowie der MDR Chor unter der Gesamtleitung von Manfred Honeck.

Wie aus einem Guß präsentierte sich das Programm und die ganze Aufführungsart. Ohne Pause war das Konzert angesetzt. Als Bindeglied zwischen der 9. Sinfonie und dem Te Deum fungierte das 1848 komponierte Aequale Nr.1 c-moll für 3 Posaunen. Vom Spannungsverlauf und der Dramaturgie eine eindrucksvolle Idee. Denn Anton Bruckner war es nicht vergönnt gewesen, seine neunte und damit letzte Sinfonie vor seinem Tode fertigzustellen. So fehlt mit dem vierten Satz das eigentliche Finale. An diesem Abend trat dann das Te Deum für Soli, Chor und Orchester an die Stelle des fehlenden Finales.

Ein adäquater ‘Schachzug’ möchte man meinen. Findet sich doch Bruckners festverwurzelter katholischer Glauben in fast allen Kompositionen. Kein Satz seiner Sinfonien, der nicht angefüllt wäre mit Instrumentalchorälen, die vor allem von den Blechbläsern ‘weihevoll’ zu intonieren sind.
Diese persönlichen ‘Glaubensbekenntnisse’ ließ auch der Dirigent des Abends, Manfred Honeck, in seiner Auffassung von Bruckners 9. Sinfonie stark hervorheben. Die Blechbläser beeindruckten dabei mit hervorragender Intonation und beachtlicher dynamischer Feindifferenzierung.

Anton Bruckners auf Flächen angelegte Kompositionstechnik, das Zusammenfügen von mehreren Schichten ist nicht jedermanns Sache. Diese Blockhaftigkeit von laut und leise, das unerbittliche Auf- und Abschwellen. Dennoch schaffte es Manfred Honeck, diese Blöcke nicht unverbunden nebeneinander stehen zulassen. So war er stets darum bemüht, daß seine Musiker die großen Spannungslinien und strukturellen Verbindungen nicht aus den Augen verloren.

Während dies im ausufernden ersten Satz noch nicht ganz gelang, hätte die Ausführung des Adagios nicht stimmiger und eindrucksvoller realisiert werden können. Honeck wählte gerade kein zu langsames Tempo. Manch Dirigent zögert nicht, diesen zum Schlußsatz der Sinfonie mutierten Satz mit weihevollem Pathos zu präsentieren.
Nicht so Manfred Honeck, der in den Blechbläserchorälen und den Orchestercrescendi das Tempo leicht forcierte. Als einzige große Kontrastfläche ließ der Dirigent das Scherzo gestalten. Kompromißlos, fast wie Bolzen- und Hammerschläge kamen die Motiv u. Tonrepetitionen von Streichern und Bläsern daher.

Zum wahren Glaubensbekenntnis wurde dann das Te Deum. Über die pulsierende Ostinatobegleitung der Streicher eröffnete der wie aus einem Guß singenden Choristen des MDR Chores den Lobgesang Gottes. Fast durchgängig wählte Manfred Honeck sehr zügige Tempi und ließ dabei seinen Chor präzis artikulieren.
Dies wurde vor allem in der Schlußfuge deutlich. Nicht im großen Legatobogen sondern aufgelockert, die einzelnen Motive des ‘In te, Domine, speravi’ herausstellend wurde musiziert. Berauschen sicher und ausdrucksstark sang der Chor. Nie hatte man den Eindruck, daß der Chor sängerisch an seine Grenzen gehen mußte.

Leider nicht so überzeugend präsentierte sich das Solistenquartett mit Angela Maria Blasi (Sopran), Monica Groop (Alt), Wolfgang Bünten (Tenor) und Gudjon Oskarsson (Baß). Insbesondere Wolgang Bünten drückte und stemmte sich in den Höhen. Man wünschte sich, er hätte weniger den Opernsänger herausgekehrt. Hervorragend dagegen der Bassist und vor allem die Sopranistin Angela Maria Blasi.


Zu den Rezensionen der vorhergehenen Konzerte

Deutschlandfunk Extra (1)
Deutschlandfunk Extra (2)
Deutschlandfunk Extra (4)


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