Klassik - Rezensionen | |
Die Erwartungen in diesen Liederabend waren sehr hoch, hatte die Sopranistin doch im März mit ihrem damaligen Klavierbegleiter Graham Johnson Kunstlied-Interpretation von perfektester Art präsentiert und damit eigene Maßstäbe gesetzt, die Christine Schäfer diesmal nicht vollends einlösen konnte. Von Beginn an wurde deutlich, daß sich die Sopranistin nicht ganz wohl fühlte und sie sich ihrer Stimme nicht restlos sicher sein konnte. Ihrem Sopran fehlte an diesem Abend die Strahlkraft, sie hatte mit den in der Höhe frei einsetzenden Piano-Tönen ihre Schwierigkeit, die Vokale waren zu offen und die Stimme war in den höheren Lagen etwas brüchig. Dazu gesellten sich leichte Intonationsunsicherheiten.
Es nötigt jedoch größten Respekt ab, in welcher Weise und mit welchem Einsatz Schäfer gegen ihre Unpäßlichkeit ankämpfte. So sprang der Funke zwischen Publikum und Interpreten ab dem zweiten Liedblock über. Irwin Gage zeigte sich zum wiederholten Male als kongenialer Liedbegleiter, der es mit seiner Musizierfreude und der Liebe zum Detail schaffte, Christine Schäfer mitzureißen. So wurde es ein lohnender Konzertabend, der in der Interpretation der Lieder ‘Der Fluß’ D 693, ‘Des Mädchens Klage’ D 6, ‘Die junge Nonne’ D 828 und den zwei Zugaben seine beeindruckenden und brillanten Höhepunkte hatte.
Von
Silke Gömann
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