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München, 1. und 2. Juli 2000

Klassik am Odeonsplatz

Samstag, 1.7.2000

Gustav Mahler: Symphonie Nr. 1, D-Dur "Der Titan"
Franz Waxman: Carmen Phantasie für Violine und Orchester nach Georges Bizet
Maurice Ravel: Boléro

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Lorin Maazel


Sonntag, 2.7.2000

Ludwig van Beethoven: Coriolan-Ouvertüre, op. 62
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 4, e-moll op. 98
Hector Berlioz: Symphonie fantastique, op. 14

Münchner Philharmoniker, James Levine





Betonung von Zusammengehörigkeit

Die großen Münchner Orchester spielen gemeinsam
deutsch-französisches Programm


Von Ingo Schüttke



Zweifellos eine organisatorische Meisterleistung und eine Premiere, die beiden großen Münchner Klangkörper in einem gemeinsamen Projekt erleben zu können. Unbestritten auch die musikalische Qualität beider Konzerte. Ganz sicher ein großes Seh- und Hörerlebnis, das klassische Open Air am Münchner Odeonsplatz, eingerahmt von Residenz und der übermächtigen Theatinerkirche. Am Samstag dirigierte Lorin Maazel (ganz in weiß) das BR-Rundfunkorchester, einen Tag drauf spielten die Münchner Philharmoniker unter Levine. Auch der Wettergott war beiden Aufführungen gewogen, und es ist schon beeindruckend, zu den fantastischen Klängen Mahlers die Abenddämmerung eines lauen Sommertages über der effektvoll beleuchteten Feldherrnhalle erleben zu dürfen. Auch die elektroakustische Übertragungsanlage überzeugte hinsichtlich Aufstellung und Technik; einige der lauten Stellen namentlich der Mahlersinfonie waren allerdings - leider umso auffälliger - übersteuert.

Ort des Geschehens war das einmalige städtebauliche Ensemble des Odeonsplatzes am nördlichen Innenstadtrand. Der Klangapparat selbst saß in der offenen Feldherrnhalle, die König Ludwig I. in den Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts nach florentinischem Vorbild errichten ließ. Mit Aufstellung des sogenannten Armeedenkmals 1892, einer Erinnerung an die Teilnahme am deutsch-französischen Krieg, politisierte sich der Ort zunehmend; v.a. nach der Machtergreifung wurde er durch die Nationalsozialisten zu einem Kultort der "Bewegung" mit alljährlich inszenierten Feiern hochstilisiert. Mit der Entfernung eines 1933 aufgestellten Mahnmals versuchte man den Ort nach 1945 wieder zu "normalisieren"; auch wenn dies wegen der teils furchtbaren Erinnerungen , die damit verknüpft waren, nie wirklich gelingen sollte, so war die diesjährige Open Air-Premiere doch ein Weg dorthin, nicht zuletzt durch die bewusste Auswahl eines deutsch-französischen Programms: am Samstag waren nach Mahlers Erster noch Franz Waxmans (1906 - 1967) Carmen Phantasie mit dem genialen Geigenvirtuosen Julian Rachlin sowie der Bolé,ro von Ravel zu hören - auch die Zugaben waren mit Bizet und Richard Strauss wohlkontingentiert.

Das Publikum saß etwas eingepfercht auf zu engen Stuhlreihen und konnte das Geschehen auf dem Podium zusätzlich über eine links von der Feldherrnhalle aufgestellte Großleinwand beobachten. Deren Helligkeit störte allerdings mit einsetzender Dämmerung zunehmend, ebenso wie im Übrigen der Bildschnitt, der nicht gerade von intensiver musikalischer Durchdringung von Seiten des Cutters zeugte. Hier wäre weniger einmal wieder mehr gewesen. Die musikalische Interpretation durch Maazel geriet transparent und sogar bei Mahler geradezu heiter. Sicherlich spielten bei der Entscheidung, einige musikalische Klippen durch geradlinige und eher langsame Tempi zu umschiffen, auch die besonderen Zwänge des Aufführungsortes eine Rolle; langweilig wurde das Dargebotene dadurch aber nicht.




Da capo al Fine

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