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Sonntag, 15.08.1999, 18.00 Uhr, Großes Haus der Städtischen Bühnen Münster
1. Symphoniekonzert


Jean-Féry Rebel: Les éléments. Suite für Orchester (1737)
Manfred Trojahn: See-Bild Nr. 3 für Mezzosopran und großes Orchester (1979-1983)
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 6 F-Dur, op. 68 "Pastorale" (1803-1808)

Symphonieorchester der Stadt Münster
John Carewe, Leitung



Vielversprechender Saisonauftakt in der Natur

Von Monika Jäger

Mit einem abwechslungsreichen Themenprogramm begann in Münster die Konzertsaison. Das Auftaktkonzert der Spielzeit 1999/2000 stand unter der Programmatik des Naturerlebens. In Vertretung für den erkrankten Klaus Weise bot John Carewe den Konzertbesuchern einen lebendigen Streifzug durch das Naturempfinden in Barock, Klassik und Gegenwart.

Les éléments von Jean-Féry Rebel eröffnete das Konzert mit einer musikalischen Schilderung der vier Naturelemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Der Komponist schreibt in der Vorrede zu seinem Werk: "Ich habe es gewagt, die Idee des Durcheinanders der Elemente mit einem harmonischen Durcheinander zu verbinden." Das Resultat ist ein Klang, der die Noten einer Tonleiter gleichzeitig erklingen läßt und dadurch den Höreindruck eines Clusters erweckt - ein Effekt, der bis heute seine emotionale Wirkung nicht verfehlt und seiner Zeit zweihundert Jahre voraus zu sein scheint. Gemäßigter fährt Rebel dann fort: "Um in diesem Durcheinander die Elemente gesondert darzustellen, habe ich mich den gültigen Konventionen unterworfen." In zehn kurzweiligen Sätzen folgt eine heiter-lautmalerische Nachzeichnung des Naturgeschehens, in Kammerbesetzung von den Orchestermitgliedern differenziert und lebendig gestaltet.

Das nachfolgende See-Bild Nr. 3 des 1949 geborenen Manfred Trojahn kontrastierte ein solch beschauliches Stillleben erheblich. In seiner Vertonung des Gedichts "Gegen Norden" von Georg Heym ergreift eine trostlose Stimmung düsterer Vorahnung vom Hörer Besitz. Die Befürchtungen eines Konzertbesuchers bezüglich zeitgenössischer Musik ("Jetzt wird's schrecklich") erfüllten sich jedoch keinesfalls, im Gegenteil beeindruckte die Komposition gerade durch ihre unmittelbare Zugänglichkeit, die aus klaren musikalischen Gesten und Klängen resultierte. Die Solistin Isoldé Elchlepp ließ mit einem faszinierenden Repertoire an Farbgebungen und Klangregistern die Stimmungswechsel greifbar werden. So entstand ein dichtes Szenario von Unruhe und Einsamkeit bis zum emotionalen und akustischen Stillstand am Ende des Stückes, in denen die letzten Verse ohne Orchester quasi rezitiert werden.

Die das Konzert beschließende sechste Symphonie "Pastorale" von Ludwig van Beethoven zeigte erneut einen anderen Blick auf die Natur. Von Beethoven wird die Äußerung "mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei" überliefert. Dem kam die stark differenzierende Interpretation Carewes entgegen, der mit sensibler Agogik und Leichtigkeit im Gestus auch emotionale Zwischentöne zu Gehör kommen ließ.

Der Generalmusikdirektor Will Humburg stellt die diesjährige Konzertsaison unter das "ironisch-amüsante Motto": 'Werke, die man immer schon unbedingt aufführen wollte'. Eine solch "unprogrammatische Programmatik" verspricht weitere ideenideenreiche reiche Konzerte.



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