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Donnerstag, 11. Dezember 1997, 20.00 Uhr, Stadthalle Wuppertal
Konzertgesellschaft Wuppertal Sonderkonzert

Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 1 C-dur op. 21
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 4 e-moll op. 98

NDR-Symphonie-Orchester
Ltg.: Günter Wand



Günter Wand: Ein Mythos

Wenn Günter Wand in seine Elberfelder Heimat kommt, ist in der Stadthalle am Johannisberg ‘der Bär los’. Zweifelsohne ist der legendäre Chefdirigent des NDR-Symphonie-Orchesters in Wuppertal längst zum Mythos geworden, zumal niemand genau wissen kann, ob dieses vielleicht das letzte Mal war. Seine Physis machte keinen guten Eindruck, wiewohl er nichts von seiner Würde verloren hat.
Auch an diesem Abend waren die Wuppertaler in Scharen zum Konzert gekommen. Die Stadthalle war rappelvoll und wie immer bei Wand: jene etwas aufgeregte, gespannte Stimmung, die etwas ganz Besonderes ankündigt.

Um auf den musikalischen Gehalt des Abends zu sprechen zu kommen: Ich glaube, daß nicht alles Gold war, was in diesem Konzert glänzte und gefeiert wurde. Unterm Strich hinterließ der Beethoven einen fantastischen Eindruck, der Brahms hingegen nicht so sehr. Was mich an Wands Beethoveninterpretation so faszinierte, war die Schlichtheit und der direkte Ton, mit dem er die noch sehr klassische Symphonie spielen ließ, als wäre das alles wie nichts.
Die derben Späße im dritten und vierten Satz hat man schon derber gehört, die Übergänge der Tempi aufwendiger. Geht Wand mit seinem Orchester von der Introduktion ins Allegro, dann ist das, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres. Diese Geradlinigkeit machte es spannend. Ich glaube, daß der Beethoven - wie man im Gesang sagen würde - „auf dem Atem“ war. Was dabei wesentlich ist, könnte man auch mit einer inneren Balance oder Ruhe in der Bewegung umschreiben. Genauso wirkte Wand: Das Allegro nicht zu frisch, nicht zu schnell, sondern fließend, die langsamen Tempi mit metrischer Konzentration. Wenn in dieser wohltuende Askese Wesentliches gesagt wurde, dann wirkte das um so mehr. Die stillen Momente im zweiten Satz entzauberten wundervolle musikalische Lyrik.

Der Brahms sagte mir überhaupt nicht zu. Zum einen kann ich blechlastige Brahmssymphonien überhaupt nicht leiden. Das ist zugegeben Geschmackssache. Zum anderen vermißte ich hier alles, was ich zuvor positiv erwähnte. Die Einleitung schien so ‘dahergespielt’, die symphonische Dichte avancierte zu klanglichem Brei, und vor Spielfehlern waren die Norddeutschen auch nicht gefeit. In der Durchführung des ersten Satzes war das Blech z. T. daneben, die Reprise schien nicht gerade durchhörbar.
Es gab jedoch auch viele schöne Momente und Details - alleine für das „Duett“ von Horn und Flöte im zweiten Satz lohnte sich schon das Konzert. Aus dem Eindruck vieler Einzelmomente ergab sich mir jedoch nicht der Eindruck eines schlüssigen Ganzen.

von Oliver Kautny



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