Südamerikanische Folklore aus Venezuela: Eduardo Villani Cortez:Cinco miniaturas brasilieras (arrangiert für Zupforchester) Weihnachtsfestmusik aus Peru: Ariel Ramierez : Navidad Nuestra für Solisten, Chor und Orchester Ariel Ramierez : Misa criolla für Solisten, Chor und Orchester
Wuppertaler Vokalensemble Südamerikanische Folkloreformation Neues Bergisches Zupforchester Wuppertal Solist: Andrea Poddighe, Tenor Ltg.: Thomas Honickel
Die südamerikanische Folkloreformation und die Männerstimmen des Chores hatten auf dem Podium schon Aufstellung genommen, als das Gros des Chores aus dem ‘Off’ zu singen begann und wie die drei heiligen Könige des venezolanischen Liedtextes auf die Bühne kamen: „Sie kommen von weitem, aus der Ferne...“. Trotz dieses außergewöhnlichen Einstands wirkte der Chor in der ersten Hälfte nicht richtig gelöst. Mir schien es, als ob er über weite Strecken mit ‘angezogener Handbremse’ sang. Erst in der „Weihnachtsfestmusik aus Peru“ schien er aus der Reserve zu kommen: Fantastisch, wie locker der Chor das südamerikanische Temperament der Musik vermittelte, wozu der gekonnte Gebrauch von Mundpercussion und Zischlauten nicht wenig beitrug. Neben der Chormusik war das „Neue Bergische Zupforchester Wuppertal“ mit Cinco miniaturas brasileiras zu hören. Chor und Ensemblemitglied Adriana Gonzales hat diese Komposition für Zupfinstrumente eingerichtet.
Das Programm nach der Pause war Kompositionen von Ariel Ramierez gewidmet. Der klangliche Unterschied des Chores zur ersten Hälfte war meines Erachtens enorm. Das Spektrum war ausgewogener und brachte endlich die Fülle des sehr guten stimmlichen Materials zum Tragen.
In der Navidad Nuestra war erstmals der Solist des Abends zu hören: Andrea Poddighe konnte stimmlich nicht überzeugen. Trotz seines musikalischen Engagements hat er in der Bewältigung der gesanglichen Anforderungen einige Mühe. Insbesondere in den getragenen Legato-Passagen fehlte ihm die Souveränität für die erforderliche Höhe. Die Misa Criolla schloß sich nahtlos an das vorangehende Stück an und konnte sich in der Interpretation und dem Zusammenspiel der Ensembles wirklich sehen lassen Gerechterweise muß man sagen, daß Andrea Poddighe vor allem das Agnus Dei sehr schön gestaltete. Die zahlreichen Zuhörer - der Mendelsohnsaal war bestens besetzt - waren von der Leistung der Musizierenden begeistert und wurden am Schluß von Thomas Honickel aktiv mit eingebunden: Der musikalische Leiter verteilte Schlaginstrumente an das Publikum, so daß letztlich der ganze Saal musizierte. Meiner Meinung nach war das nicht nur pädagogisch klug, sondern einfach wohltuend, wenn die passive Masse der Zuschauer einmal nicht steif auf ihren Sitzen hockt. Da wäre an dieser Stelle einmal über eine andere Konzertkultur nachzudenken, wie wir sie jenseits unserer Grenzen finden. Gehen Sie einmal in ein Symphoniekonzert nach Holland. Sie werden sich wundern!
von Oliver Kautny