Online Klassik - Rezensionen
Homepage zurück e-mail Impressum



Konzert des Symphonischen Chores Wuppertal am Freitag, 20. November 1998

W.A. Mozart:Requiem d-moll KV 626

Caroline Merz, Sopran
Diana Rehbock, Alt
Zsolt Szilagyi, Tenor
Martin Ackermann, Baß
Symphonischer Chor Wuppertal
Chor der Landesregierung Düsseldorf
Oratorien-Chor Hilden
Philharmonisches Orchester Satu Mare
Franz Lamprecht, Leitung


Mozart bei Kerzenschein

Stimmungsvolles Konzerterlebnis im Nevigeser Wallfahrtsdom

Von Tobias Burgsmüller

Nicht in seinen üblichen Konzertsaal, die Wuppertaler Immanuelskirche, sondern in den Wallfahrtsdom Neviges hatte der Symphonische Chor Wuppertal, gemeinsam mit dem Chor der Landesregierung Düsseldorf und dem Oratorien-Chor Hilden, an diesem Abend geladen. In das Licht hunderter von Kerzen getaucht bot das aus Stahlbeton erbaute, verwinkelte Gotteshaus eine mysteriös romantische Stimmung und damit einen wunderbaren Rahmen für die Aufführung eines Stückes, um dessen Entstehen sich so viele Mysterien und Legenden spinnen, wie um kaum ein zweites: Mozarts Requiem. Allerdings gingen die Veranstalter mit der Wahl des Veranstaltungsortes auch ein Wagnis ein, ist der Nevigeser Dom doch bekannt dafür, wegen seiner eigenwilligen Akustik nur sehr beschränkt als Konzertsaal nutzbar zu sein. Man durfte somit gespannt sein, wie gut Chor, Orchester und Solisten mit dem extremen Nachhall und der Größe des Raumes zurechtkommen würden.

Um es vorweg zu nehmen: die Musiker meisterten diese Aufgabe mit Bravour. Unter dem souveränen Dirigat Franz Lamprechts wirkten Chor und Orchester extrem geschlossen und harmonierten ausnahmslos sowohl in Tempi als auch in Dynamik. Mit der großen Besetzung von drei Chören gelang es, den wuchtigen Raum mit einem mächtigen aber zu jeder Zeit ausgewogenen Klang zu füllen, der nicht ein einziges Mal merken lies, daß wohl kaum einer der Musiker sich selbst hören konnte. Doch es waren nicht nur die Geschlossenheit, die technische Reife und die besondere Atmosphäre des Raumes, die dieses Requiem zu einem musikalischen Erlebnis werden ließen, es war insbesondere Lamprechts überaus spannenende und differenzierte Interpretation, die unter die Haut ging. Spätestens nach den ersten Takten eines Dies Irae, das regelrecht "fetzte", dürfte wohl jedem der über tausend Zuschauer ein wohlig schauerndes Kribbeln über den Rücken gelaufen sein. Es gelang Lamprecht, die vielen Kontraste, die das Werk bietet, musikalisch voll auszukosten, als ein Beispiel sei hier nur das zurückhaltend melodische Lacrymosa im Anschluß an ein wunderbar düsteres Confutatis erwähnt, dessen drängende Bässe und Celli die Hölle regelrechet spüren ließen.

Lediglich das Quartett der Solisten wirkte anfänglich etwas uneinheitlich und mußte offensichtlich der besonderen Akustik der Kirche Tribut zollen. Besonders deutlich wurde dies im Tuba Mirum, bei dem jeder Übergang der Gesangsmelodie von einem zum nächsten Solisten mit einem offenen musikalischen Bruch verbunden war. Im Verlauf des Konzertes fanden sich Caroline Merz, Diana Rehbock, Zsolt Szilagyi und Martin Ackermann dann aber mehr und mehr mit den Gegebenheiten zurecht und hinterließen letztendlich einen positiven Gesamteindruck.

Unser Fazit: Eine beachtenswerte musikalische Leistung aller Aktiven, gepaart mit eine stimmigen Interpretation und einem wohl einmaligen äußeren Rahmen führten dazu, daß dieses Requiem nich nur gehört sonderen wahrhaft erlebt wurde. Selbst die frostige Kälte, die den Nevigeser Dom an diesem Abend durchdrang vermochte das Erlebnis nicht zu schmälern, und seien wir doch mal ehrlich: Streng genommen paßte selbst sie ins Bild.

impressum zurück e-mail Impressum
©1998 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
*****"