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11. November 2000
Schloß Bönnigheim

Ulli Bögershausen (Solo-Akustik-Gitarre)

Freundschaftskonzert bezaubert Schloß-Auditorium mit Emotion und Schönklang

Von Esther Gehlhoff


Die unaufdringliche Raffinesse des Ausnahmegitarristen Ulli Bögershausen sorgte im ausverkauften Vortragssaal in Schloß Bönnigheim für einen Abend voll klanglicher Harmonie; Melancholisches und Heiteres bestach gleichermaßen auf spieltechnisch glänzendem Niveau. Der Bielefelder Fingerstyle-Spezialist, der auch Lehrbücher verfasst und als methodisch brillanter Pädagoge in der Akustik-Szene einen besonderen Namen hat, bot einen bestechenden Querschnitt durch sein Solo-Repertoire für 12- und 6-saitige Gitarre. In ungekünstelter Eigenmoderation verhalf Bögerhausen dem Zuschauer zu werktechnischen Einsichten oder emotionalem Zugriff hinsichtlich der Entstehung einzelner Stücke, seien es (zumeist) eigene, wie z.B. die konzerteröffnenden 12-String-Titel "Frühling, Sommer, Herbst" und "Ganz bestimmt vielleicht" aus dem Jahr 1981 oder Bearbeitungen, wie z.B. die atemberaubend virtuosen Arrangements der Beatles-Songs "Nowhereman" und "Norwegian Wood".

Glanzvolles Highlight neben der seelenvoll-verträumten Ballade für 6-saitige Gitarre "Es wäre schön gewesen" war das dramatische Arrangement eines alten Poptitels "Don't let me be misunderstood" aus den 70-er Jahren, welches Bögershausen bereits 1988 in einer Live-Einspielung mit Mohammed Tahmassebi (Dombac) präsentiert hat. Fingerbrecherische Griffe begleiten die perfekt herausgearbeitete Melodieführung, voluminöse Akkorde dominieren die Forte-Passsagen, Anlehnungen an Blues und Country lässt der Künstler im Raum verebben, Crescendo und Decrescendo dabei fast hypnotisch gegeneinander ausspielend. Ohne Übergang folgt der nicht minder hervorragend und spannungsvoll gesetzte Beatles-Titel Eleanor Rigby. Dass Bögershausen instrumenten- wie spartenübergreifend arbeitet und auch die Lust am Augenzwinkern nicht vernachlässigt, zeigen kompositorische Lautmalereien wie "Rush-Hour" oder seine erste Zugabe für die 12-saitige Gitarre (mit Bottleneck gespielt) "Valpolicella-Express". Besonderes Kleinod auch die zweite Zugabe des Abends: "Mistral", eine Komposition für zwei Gitarren (Stahl- bzw. Nylonsaiten), die Bögershausen sonst im Duo mit seinem Künstlerkollegen und Nylonstringer Reinhold Westerweide darbietet.

Perlende Klangbilder, bravouröse Präzision, verblüffende Läufe, extreme Ausdrucksvielfalt, eine scheinbar mühelose Polyphonie, schmeichelnd-innige aber nie triviale Melodien, die sich zu unentrinnbaren Ohrwürmern entfalten, mediterranes wie orientalisches Flair, ein bisschen Folk und Gute Nacht- und Trost-Lied-Reminiszenzen scheints aus Kindertagen und nicht zuletzt der delikate Mix aus Melancholie und Sehnsucht, Poesie und Leichtigkeit, der fast allen Kompositionen je nuanciert innewohnt, machen den starken Zauber erklärlich, den der musikalische Feingeist Ulli Bögershausen auf seine Zuhörer ausübt.




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