Von Ingo Negwer

Die Frankfurter Kirche St. Leonard, ein schmucker gotischer Sakralbau, liegt in unmittelbarer Nähe des Römers direkt am Mainufer. Hier gestalteten das Frankfurter Vocalconsort und das Ensemble Stylus Fantasticus eine geistliche Abendmusik. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Bertold Possemeyer (Orgel). Auf dem Programm standen Werke des norddeutschen Barockmeisters Dietrich Buxtehude und seines Schülers Nicolaus Bruhns.

Bertold Possemeyer, Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, formte aus Studierenden und ehemaligen Studenten seiner Gesangsklasse das Frankfurter Vocalconsort, ein bemerkenswertes Ensemble junger, frischer Stimmen, die mit den speziellen Erfordernissen der barocken Gesangstechnik bereits bestens vertraut sind. In St. Leonard sangen Katja Hoffmann und Katia Plaschke (Sopran), Jürgen Banholzer (Altus), Henning Kaiser (Tenor) sowie Nils Cooper und Markus Flaig (Bass).

Begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger von Thomas Pietsch, Johannes Heim (Violine), Christian Zinke, Sonja Schubert (Viola da Gamba) und Sigrun Richter (Chitarrone) - Die Instrumentalisten, Studierende und Dozenten an Dr. Hoch's Konservatorium (Frankfurt a. M.), bilden unter der Leitung von Thomas Pietsch das Ensemble Stylus Fantasticus.

Buxtehude und Bruhns stehen ganz in der Tradition der von Heinrich Schütz geprägten protestantischen Kirchenmusik. Bei aller Virtuosität der Gesangslinien bestimmt die auf den Text bezogene schlichte Andacht ihre Kompositionen. Anknüpfend an Buxtehudes Abendmusiken in der Lübecker Marienkirche, betonten die Interpreten in St. Leonard den gottesdienstlichen Charakter ihrer Darbietungen. Ob solistisch, wie in Bruhns' geistlichem Konzert "Der Herr hat seinen Stuhl im Himmel bereitet", oder im Zusammenklang aller Stimmen in Buxtehudes Choralkantate "Herzlich lieb hab ich dich, o Herr": stets stand die intime Hinwendung des Subjekts zu Gott im Zentrum. Das Vokalconsort meisterte die virtuosen Passagen der Kompositionen souverän mit leichten, beweglichen Stimmen. Die Textdeklamation war mustergültig. Stylus Fantasticus fügte sich bruchlos in das Konzept einer meditativen, unaufdringlichen geistlichen Abendmusik ein. Das Publikum in der sehr gut besuchten Kirche dankte den Interpreten mit herzlichem Applaus für ein hörenswertes Konzert.