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Klassik - Konzerte
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Samstag, 9.12.2000, 20.00 Uhr
Kölner Philharmonie

Cecilia Bartoli
Concerto Köln
Leitung: René Jacobs




Concerto grosso in Köln

Mit Starsolistin Cecilia Bartoli und Concerto Köln fanden hochkarätige Musiker in idealer Besetzung zueinander

Von Meike Nordmeyer



Köln ist eine Musikstadt, die selbst die bekanntesten Künstler anzuziehen vermag. In der Kölner Philharmonie geben sich die Großen der klassischen Musikszene die Klinke in die Hand. So reiste nun auch mit Cecilia Bartoli zum wiederholten Male der Star der Opernwelt an, mit dessen schönen, sorgsam erstellten Portraits die Musikmagazine am liebsten ihre Titelblätter schmücken. Ein großes Ereignis der klassischen Konzertszene kündigte sich an, und schon bald war die Philharmonie ausverkauft. Dennoch vermochte der Abend etwas von Nähe zur vortragenden Künstlerin, etwas von einem intimen Kammerkonzert zu vermitteln. Es war eben kein Mega-Konzert, wie wenn die drei Tenöre kommen. Das lag neben der erlesenen Räumlichkeit der Philharmonie auch an der kleinen wie feinen Besetzung des Abends: mit dem Ensemble Concerto Köln hatte die Sängerin ein hier bekanntes und bewährtes Ensemble zur Begleitung, die besser nicht hätte sein können. Aber auch die viel beschriebene Persönlichkeit des Sänger-Stars trug wesentlich zum besonderen Gelingen des Abends bei. Die gewinnende Natürlichkeit, die sich die Sängerin erhalten hat, ebenso wie die Fähigkeit, auf einer großen Konzerttour immer noch mit ganzer Seele beim Gesang zu sein, das bestätigte sich an diesem Abend und machte das Konzert zu einem ganz besonderem Erlebnis.

Ein umfangreiches Programm wurde von Sängerin und Ensemble erarbeitet, es erklangen Arien und Sinfoniensätze aus der Zeit des Barock und der (Früh)Klassik. Geboten wurde Unbekanntes von bekanntem Komponisten mit Arien aus Bartolis erfolgreichen Vivaldi-Programm, ebenso kamen auch unbekanntere, zumindest im Konzertbetrieb seltener gespielte Komponisten zum Vortrag mit Giacomelli und Gassmann, Anton Fils, Anton Eberl und anderen. Seinen Abschluß fand das Konzert mit Arien von Mozart. Auffallend, vielleicht ein wenig irritierend war hier der recht zügige Übergang von der Figur der Dorabella aus Così zum Sesto aus Titus.

Die Solistin glänzte wieder einmal durch anspruchsvolle, höchst rasante Koloraturen, die geschmeidig leicht, sogar zunehmend sichtlich mit Freude gesungen wurden, so dass man nur staunen kann. Für diese besondere Fertigkeit ist die Solistin bekannt und gefeiert und auf vielen CDs zu bewundern. Man mag dann im Konzert den Ohren kaum trauen, die Koloraturen ebenso rein und intonationssicher zu vernehmen. Mit der ersten Arie schon begann der Abend außerordentlich virtuos. Die zweite Arie eröffnete dann sogleich eine ganz andere Facette: die Sängerin entwickelte elegischen Passagen, gefühlvoll in wunderbarer mezza-voce gebracht, teils gehaucht, teils versonnen, mit großer Ruhe. Die Sequenzen gelangen eben dadurch so stark, dass sie jenseits von Routine hier und jetzt empfunden wurden und unmittelbar rühren konnten. Diese Präsenz und Entfaltungskraft beeindruckten sehr am Vortrag der Sängerin, vielleicht auch noch mehr als die bewunderungswürdigen Koloraturen. Die elegischen Töne live entstehen zu hören war da noch etwas anderes, sie bewegten im besonderen Maße.

Meisterhaft begleitet wurde die Solistin von Concerto Köln unter der Leitung von René Jacob. Instrumentalisten und Sängerin atmeten gemeinsam die Musik. Die Sängerin stand nahe, fast auf Tuchfühlung beim Dirigenten, die dichte Zusammenarbeit wurde hier augenfällig. Ebenso virtuos, denn mit schnellen Tempi, impulsiv und höchst transparent erklang das Ensemble unter Jacobs Leitung. Einen Höhepunkt bildete die Mozart-Begleitung, stark akzentuiert erklang die Ouvertüre und Arien aus Così fan tutte. Herausragend gelang die Arie des Sesto aus Titus, der Sängerin wurde viel Zeit für Rubati gelassen, und sie bekam eine unerhört intensive Begleitung durch die Klarinette.

Den mittleren Teil des Konzertes gestaltete das Concerto Köln allein, ohne Leitung, mit umfangreichen, anspruchsvollem Programm aus dem bekannten Repertoire des Ensembles. Hier war der Vortrag zwar nicht immer makellos, leichte Zögerlichkeiten waren mitunter im Anspiel zu hören, der Vanhal blieb da vor allem etwas unsicher. Doch davon abgesehen erklang das Zusammenspiel des Ensembles außerordentlich impulsiv und inspiriert, und es ist darin wohl kaum zu übertreffen. Verblüffend außerdem die Intonationssicherheit, vor allem auch bei den historischen Blasinstrumenten. Das Kölner Ensemble bot einen vortrefflichen eigenen Programmteil, und das Publikum zeigte sich dementsprechend begeistert.

Die Sängerin wurde vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Standing ovations gab es schon zur ersten Pause. Regelrechtes Jubelgeschrei setzte dann zum Schluß ein. Diese Huldigungen belohnte die Sängerin großzügig mit vier Zugaben, zu denen sie ganz gelöst wieder vor das Publikum trat und selbst großen Spaß am Weitersingen hatte. Sie ließ noch einmal ihre ganze Kehlkunst hören, mit einer weiteren Arie von Vivaldi beispielsweise bot sie eine regelrechte Koloraturexplosion, die dazu lächelnd und mühelos vorgetragen wurde, dass man es nicht für möglich hält. Auch beliebte die Solistin schließlich unbefangen zu scherzen. Die Persönlichkeit der Cecilia Bartoli ist wirklich gewinnend, ihr kann sich wohl keiner entziehen, so rief es auch aus dem Publikum "Grazie, Cecilia!"

Ein sensationeller Abend in Köln ging damit zu Ende, der die hohen Erwartungen durch die Ankündigung des Stars und des bekannten Ensembles auch einhalten konnte. Es gelang ein überaus intensiver Konzertabend, in dem es um den sorgsam entwickelten musikalisch Vortrag ging, der sich Idealbesetzung erfreuen konnte: mit Concerto Köln und Cecilia Bartoli trafen sich Musiker zur besten Zusammenstimmung. Man darf auf weitere gemeinsame Konzerte hoffen.






Antonio Vivaldi
aus OTTONE IN VILLA
"Gelosia"
Geminiano Giacomelli
aus MEROPE
"Sposa non mi conosci"
Antonio Vivaldi
aus L'OLIMPIADE
"Tra le follie"
Florian Leopold Gassmann
Ouvertüre zur Oper
L'OPERA SERIA
Joseph Haydn
LA SCENA DI BERENICE
Kantate Hob.: XXIV a NR.10

Frantisek Antonio Rosetti
aus SINFONIE IN D
"Simphonie de chasse"
Vivace
Johann Baptist Vanhal
aus SINFONIE g-Moll
Bryan g1
Andante cantabile
Anton Fils
aus SINFONIE g-Moll
Allegro
Anton Eberl
aus SINFONIE d-Moll op. 34
Andante sostenuto -
Tempo di marcia -
Allegro agitato
Joseph Martin Kraus
aus SINFONIE c-Moll
Larghetto - Allegro

Wolfgang Amadeus Mozart
- Ouvertüre zur Oper
COSÌ FAN TUTTE KV 588
- aus COSÌ FAN TUTTE
"È amore un ladroncello"
(Arie der Dorabella,
2. Akt, 10. Szene)
- aus LA CLEMENZA DI TITO KV 521
"Parto! ma tu, ben mio"
(Arie des Sesto,
1. Akt, 3. Szene)
Joseph Haydn
- aus SINFONIE Nr. 92
G-Dur Hob.I
"Oxford"
Adagio cantabile
- aus L'ANIMA DEL FILOSOFO OSSIA
ORFEO ED EURIDICE
Hob. XXVIII: 13
"Al tuo seno fortunato"





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