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Wieviel Wohlklang braucht die Musik?
Von Ingo Schüttke
Das BR-Symphonieorchester war in einem rein impressionistischen Konzertprogramm zu hören, das zwei vielgespielte Werke Claude Debussys dreien seines Landsmanns Maurice Ravel gegenüber stellte. Aus den Images, die Debussy 1906 bis 1912 als Huldigung an verschiedene Völker niederschrieb, erklang das mittlere, Ibéria, in der Anlage dreisätzig und sich von Satz zu Satz in Tempo, Vielseitigkeit der Klänge und im Ausdruck steigernd. Weiche impressionistisch-offene Klänge standen dem Orchester, dem zumal unter seinem Chefdirigenten maßlose und inhaltsleere Übertreibungen fern liegen, gut an. Diese Klangkultur verstärkte die Wirkung der typischen Tonsprache Debussys in positiver Weise. Fantastisch auch der Zusammenklang der in diesem Werk häufig eingesetzten Celesta mit den warmen und weichen Bläserstimmen. Ein solch hohes Niveau des "Eingespieltseins" rettete denn auch über die streckenweisen Längen des La mer hinweg, dieser drei sinfonischen Skizzen über die Wesensart des Meeres und der Natur schlechthin, die von ihrem Aufbau her gemeinsam als Sinfonie gelten können. Herzlicher, zupackender ging es dann bei Ravel zu. Hier hätte dem Orchester gelegentlich etwas mehr Esprit gut angestanden, um die lebhafte, oft unmittelbar lautmalerische Tonsprache dieses Komponisten, der ganz zu Unrecht immer wieder in eine Schublade zusammen mit Debussy gesteckt wird, kompetenter umzusetzen. Dennoch auch hier wunderbare Momente, etwa das Fagottsolo aus der Alborada oder die rauschhaften Streicherklänge im Walzer. Gerade im letztgenannten Werk blieben aber leider die grotesken Züge durch zu viel kultivierten Wohlklang unentdeckt. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
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