Veranstaltungen & Kritiken Klassik - Konzerte |
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Gute Zusammenarbeit trotz widriger Umstände
Von Ingo Schüttke
Im ausverkauftem Münchner Prinzregententheater zeigte sich der - kammermusikalisch besetzte - Chor des Bayerischen Rundfunks in Hochform. Ausverkauft war das Haus weniger wegen der bekanntermaßen hohen Qualität der Konzerte unter dem Schweden Ericson als wegen des angekündigten Thomas Quasthoff, auf dessen ausdrucksstarken Bariton das Programm ausgerichtet war, der aber leider wegen einer Erkrankung vertreten wurde. Spätestens in den vier ernsten Gesängen von Brahms wurde aber deutlich, dass die Vertretung in den Solostimmen der Qualität des Konzerts keinen Abbruch tun würde. Die Besetzung mit dem besonders in hohen Lagen ausdrucksstarken, aber immer gefassten und damit dem Impetus Brahms' gemäß agierenden Martin Gantner erwies sich als Glücksgriff. Leider waren Pianist und Singstimme nicht gut aufeinander abgestimmt - aber dies ist angesichts solcher Momente der Improvisation und der kurzfristigen Einstellung auf völlig neue Verhältnisse mehr als verzeihlich. So konnte man nur ahnen, welch profunder Begleiter Justus Zeyen sonst ist. Als besonderes Werk des Abends entpuppte sich das Canticum Simeonis von Reimann aus dem Jahr 1984, das sich an die Form des liturgischen Gesangs mit einem Bariton als Vorsänger anlehnt und sich abwechselnd in deutscher und lateinischer Sprache ausdrückt. Am interessantesten aber wirkte neben der freien Rhythmik die sehr selten als Soloinstrument verwendete Bassflöte, die von András Adorján, einem Meister dieser Rarität, gespielt wurde. Da wirkten die nach der Konzertpause von Martin Gantner und Justus Zeyen vorgetragenen Beethovenschen Gellert-Lieder schon wieder allzu klassisch und oft pompös. Doch gab es rauschenden Applaus und Bravo-Rufe insbesondere für den Sänger. In krassem Gegensatz dazu dann die düstere Reger-Motette mit Psalmtexten über den Tod. Nach einem innigen Kopfsatz folgte ein in seiner Verhaltenheit und Langsamkeit noch ergreifenderer Choral; die Doppelfuge, aus der der Schlusssatz besteht, wurde allerdings durch das von Ericson gewählte Tempo zu sehr gestreckt und erschien im Fazit nur wie eine handwerkliche Übung des Komponisten - nicht eben ergreifend, aber technisch eindrucksvoll. Franz Liszts Stück war eine gute Plattform zur Profilierung der gleichfalls warmen Baritonstimme von Martin Bruns. Da hier das Stück wenig an Ausdruck bietet, musste alles an Aussage von den Interpreten kommen; eine erstaunliche Leistung, dass dies gelang. Schließlich das schöne und verklärte Frühwerk Arnold Schönbergs, Friede auf Erden: hier zeigte sich der a cappella-Chorgesang dieses Auswahlchores noch einmal von seiner intensivsten Seite. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
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