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42,195 Kilometer Beethoven
Beethoven-Marathon mit dem London Philharmonic in Baden-Baden Von Christoph Wurzel / Foto: Chris Graham
Diese zyklische Aufführung aller Sinfonien Beethovens erlaubte eine konzentrierte und äußerst spannende Reise durch den Kosmos des musikalischen Olympiers. Über mehrere Schaffensperioden hinweg erstreckt sich bekanntlich die Entstehung von Beethovens Sinfonien. Durch eine geschickte Kombination der Werke an den vier Tagen wurden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Beethovens sinfonischem Schaffen deutlich erfahrbar.
Zwei Dirigenten von recht unterschiedlichem Naturell waren die Werke anvertraut. Das Programm des ersten Abends umfasste die eher arkadisch - heiteren Sinfonien Nr. 1, 2 und Nr. 6, die Pastorale. Natürlich konnten besonders die Bläser ihre überragenden Qualitäten zeigen, als es im 2.Satz der Pastorale in der "Szene am Bach" um die Imagination der vollkommenen Idylle ging. Genüsslich konnte man seine Gedanken vom plätschernden Bach hinweg treiben lassen. In höchster Dramatik kam das Gewitter nieder, die Blitze zuckten naturalistisch in den Flöten und die Spannung entlud sich ergreifend im Hirtengesang des Finales. All dies musiziert in schönster Klangrede mit den Mitteln perfekter Orchesterkunst. Mackerras hob schon in der Zweiten hervor, was dann in den Sinfonien der folgenden Abende der bestimmende Ton wurde, die bekenntnishaften Fanfaren, mit denen Beethoven besonders in der und der Fünften, aber auch in der Vierten zu fesseln vermag.
Jetzt hatte Christoph Eschenbach die Stabführung übernommen, und er legte den Schwerpunkt der Interpretation auf eine messerscharf intellektuelle Durchdringung der Strukturen der beethovenschen Sinfonik.
Zuerst die Vierte, deren Bedeutung oft unterschätzt wird. Eschenbach zeigte, dass sie - entgegen dem Vorurteil gegenüber Beethovens geraden Sinfonien - durchaus kein Leichtgewicht ist.
Besonders im Trauermarsch der Eroica ließ Eschenbach dann die Dramatik sich aufs Schönste entfalten. Scheinbare Nebengedanken erhielten ihr Recht. In ungeheurem Crescendo wuchs die Spannung, bis gegen Schluss des Satzes der Schrecken des "Dies Irae" sich auftürmte und ein kurzer Gedanke an Erlösung, schon an Fidelio erinnernd, aufblitzte. Hier konnte man in derartiger Weltverzweiflung schon die Tonsprache Gustav Mahlers erahnen. Das war atemberaubend! In halsbrecherischem Tempo nahm Eschenbach die Finalsätze, in denen das ganze Orchester mit voller Wucht auftrumpfte, ohne irgendein Jota an Spielkultur vermissen zu lassen. Wagner nannte die Siebte eine "Apotheose des Tanzes". Stark rhythmusbetont legte Eschenbach sie an, doch auch die melancholischen Seiten des Werks stellte er aus, vor allem im 2. Satz ließ er die schillernden Modulationen mit ihren vielfältigen Klangfarben erscheinen.
Der Abschluss und Höhepunkt dann in einer festlichen Matinee: zuerst die Achte und dann die Neunte.
Und diese nahm das Publikum nochmals mit all den Qualitäten gefangen, die diesen Konzertzyklus bisher geprägt hatten: Das Solistenensemble fügte sich bestens ein und ließ stimmlich nichts zu wünschen übrig. Die beiden Chöre waren zu einem homogenen Klangkörper zusammengewachsen und verhalfen Schillers Worten in Beethovens Musik zu größter Wirkung. Das Festspielhaus in Baden - Baden konnte mit dieser Konzertreihe beweisen, dass es mit seinem Angebot zur Spitze der Konzerthäuser in Europa gehört. (Eine Aufnahme der 8. und 9. Sinfonie wird zu einem noch unbestimmten Zeitpunkt in SWR 2 gesendet werden) Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
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