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15.04.2002
Stadttheater Dortmund


Sergej Rachmaninow
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll, op.30

Igor Strawinsky
Der Feuervogel - Ballettmusik (1910)

Philharmonisches Orchester Dortmund
Tzimon Barto, Klavier
Leitung: Christoph Eberle
Herausragende Gäste
Tzimon Barto und Christoph Eberle beim 7. Philharmonischen Konzert in Dortmund

Von Martin Rohr

Die Klavierkonzerte Sergej Rachmaninows mag man als Anachronismus empfinden oder nicht, der Wirkung ihrer nahezu überwältigen Wucht und Klanggewalt wird man sich gleichwohl schwerlich entziehen können. Dies gilt in ganz besonderem Maße für sein Drittes Klavierkonzert d-Moll, das in seinen äußeren Dimensionen wie in der pianistschen Dichte und Virtuosität des Soloparts noch über das vorangegangene Zweite Klavierkonzert hinausgeht.
Im siebten Philharmonischen Konzert in Dortmund konnte für dieses Werk der amerikanische Pianist Tzimon Barto gewonnen werden, dessen wuchtige und bisweilen ungestüme Interpretationsweise gemeinsam mit der klaren und besonnenen Haltung des jungen Gastdirigenten Chistoph Eberle zu einer außergewöhnlichen Synthese unterschiedlicher Musikerpersönlichkeiten führte. Das Resultat war ein Hörerlebnis besonderer Art!

Das im Jahre 1909 für eine Amerika-Tournee komponierte Konzert bringt stilistisch kaum Neuerungen gegenüber seinen Vorgängern. Dafür zeigt es um so deutlicher die unverkennbare Charakteristik seines Komponisten: Das weitgeschwungene, gesangliche Hauptthema des ersten Satzes Allegro man non tanto, von Rachmaninow immer und immer weiter ausgesponnen, verlangt geradezu nach einer Fortführung in üppiger Klangmasse, die im Klavier durch fortwährende Arpeggien und mehr als vollgriffige Satzweise, im Orchester durch große Tutti-Instrumentation mit tiefem Blech und großer Schlagwerkbesetzung erreicht wird. Um so kontrastreicher kommen die so ganz anderen Charaktere zur Geltung, denen der sprichwörtliche Schalk im Nacken sitzt.

In Tzimon Barto fand das Orchester einen Solisten, dessen enorme körperliche Kraft und dessen Einsatz gerade in diesem Konzert, insbesondere in den komplexen Kadenzen und am Schluss des Finales zur Geltung kamen.
Tzimon Bartos Klavierspiel ist Musik zwischen den Extremen: Die Interpretation lebt von den großen dynamischen Gegensätzen und einem gleichsam ungeduldigen Vorwärtsdrängen. Auch in den lyrischen Passagen des zweiten Satzes lässt Tzimon Barto das Ziel der Phrasen nie aus den Augen. Beeindruckend das perlige Spiel im tänzerischen Mittelteil des Intermezzo (Adagio). Auf der anderen Seite aber hat Barto keine Scheu, sich auch als Solist dem Orchester unterzuordnen, einem Orchester, das durch das klare Dirigat Christoph Eberles zu einem kraftvollen und dennoch immer wachen und flexiblen Partner wurde. Dabei hatte man weniger den Eindruck einer detailliert abgestimmten Interpretation als vielmehr des Vermögens Eberles, auf die Musik im Augenblick ihrer Entstehung zu reagieren.

Doch auch in seiner Rolle als zweiter Solist des Abends überzeugte das Philharmonische Orchester Dortmund unter seinem Gastdirigenten: Igor Strawinskys Ballettmusik "Der Feuervogel", uraufgeführt am 25.06.1910 in Paris, steht am Anfang der Reihe großer Ballettkompositionen für das "Ballett Russe". Doch anders als im seinerzeit skandalträchtigen "Sacre du Printemps" beherrschen nicht urtümliche Riten und naturhafte Gewalt und Extase die Szenerie. Auf Grundlage russischer Märchen vom "Iwan Zarewitsch", dem "Feuervogel" und dem "Unsterblichen Kostschej" erschafft Strawinsky eine fabelhafte Klangwelt von großer Farbenfülle. In einer Folge von Tanzszenen stehen impressionistische Klangspektren für die außermenschliche Sphäre des Feuervogels und kontrastieren mit Personalmotiven, die in ihrer diatonischen Melodik eine menschliche Gegenwelt schaffen.
Anders als bei früheren Auftritten in dieser Spielzeit war keine Spur von Routine zu finden. Die Vielfalt und Dichte der Klangwelten Strawinskys forderten das Orchester zu äußerst differenziertem, großen und dennoch transparenten Orchesterklang heraus. Deutliche Konturen gewann er vor allem durch die herausragenden Bläser- und Streichersolisten, die mit Selbständigkeit und Gestaltungswillen auf das klare und transparente Dirigat Chistoph Eberles reagierten. Auf diese Weise konnte das Orchester unter seinem Gast auch ohne Bühnenakteure die suggestive Kraft der Musik Strawinskys umsetzen und dem Hörer die phantastische Szenerie klar vor Augen führen.

Man kann sich nur wünschen, dass Christoph Eberle auch im neuen Konzerthaus wieder zu Gast sein wird.


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