Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
Herausragende Gäste
Tzimon Barto und Christoph Eberle beim 7. Philharmonischen Konzert in Dortmund Von Martin Rohr Die Klavierkonzerte Sergej Rachmaninows mag man als Anachronismus empfinden oder nicht, der Wirkung ihrer nahezu überwältigen Wucht und Klanggewalt wird man sich gleichwohl schwerlich entziehen können. Dies gilt in ganz besonderem Maße für sein Drittes Klavierkonzert d-Moll, das in seinen äußeren Dimensionen wie in der pianistschen Dichte und Virtuosität des Soloparts noch über das vorangegangene Zweite Klavierkonzert hinausgeht. Das im Jahre 1909 für eine Amerika-Tournee komponierte Konzert bringt stilistisch kaum Neuerungen gegenüber seinen Vorgängern. Dafür zeigt es um so deutlicher die unverkennbare Charakteristik seines Komponisten: Das weitgeschwungene, gesangliche Hauptthema des ersten Satzes Allegro man non tanto, von Rachmaninow immer und immer weiter ausgesponnen, verlangt geradezu nach einer Fortführung in üppiger Klangmasse, die im Klavier durch fortwährende Arpeggien und mehr als vollgriffige Satzweise, im Orchester durch große Tutti-Instrumentation mit tiefem Blech und großer Schlagwerkbesetzung erreicht wird. Um so kontrastreicher kommen die so ganz anderen Charaktere zur Geltung, denen der sprichwörtliche Schalk im Nacken sitzt. In Tzimon Barto fand das Orchester einen Solisten, dessen enorme körperliche Kraft und dessen Einsatz gerade in diesem Konzert, insbesondere in den komplexen Kadenzen und am Schluss des Finales zur Geltung kamen. Doch auch in seiner Rolle als zweiter Solist des Abends überzeugte das Philharmonische Orchester Dortmund unter seinem Gastdirigenten: Igor Strawinskys Ballettmusik "Der Feuervogel", uraufgeführt am 25.06.1910 in Paris, steht am Anfang der Reihe großer Ballettkompositionen für das "Ballett Russe". Doch anders als im seinerzeit skandalträchtigen "Sacre du Printemps" beherrschen nicht urtümliche Riten und naturhafte Gewalt und Extase die Szenerie. Auf Grundlage russischer Märchen vom "Iwan Zarewitsch", dem "Feuervogel" und dem "Unsterblichen Kostschej" erschafft Strawinsky eine fabelhafte Klangwelt von großer Farbenfülle. In einer Folge von Tanzszenen stehen impressionistische Klangspektren für die außermenschliche Sphäre des Feuervogels und kontrastieren mit Personalmotiven, die in ihrer diatonischen Melodik eine menschliche Gegenwelt schaffen. Man kann sich nur wünschen, dass Christoph Eberle auch im neuen Konzerthaus wieder zu Gast sein wird.
|
- Fine -