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5. Dezember 2001
Alte Oper, Frankfurt a. M.
Konzert

Il Giardino Armonico, Mailand

Glanz des Barock mit Eintrübungen
Il Giardino Armonico in der Alten Oper

Von Ingo Negwer

"Glanz des Barock" war das Programm überschrieben, welches das Mailänder Ensemble Il Giardino Armonico im Mozart Saal der Alten Oper präsentierte. Eine weitere Veranstaltung im Großen Saal sowie der Weihnachtsmarkt in der Frankfurter City machten ein Durchkommen zum Veranstaltungsort fast unmöglich, so dass ich erst nach den Darbietungen der Sonata a quattro von Dario Castello und der Sonata für drei Violinen und Basso continuo von Giovanni Battista Buonamente im Saal Platz nehmen konnte. Auch Johann Pachelbels berühmten Kanon konnte ich leider erst am Schluss als (zweite) Zugabe genießen.

So begann das Konzert für den Rezensenten mit Antonio Vivaldis Konzert g-moll RV 107 für Flöte, Oboe, Violine, Violoncello und Basso continuo. Il Giardino Armonico weiß nach wie vor sein Publikum mit virtuosem Spiel und markigen Akzenten, aber ebenso mit berückenden Kantilenen in seinen Bann zu ziehen. Was jedoch bei dieser ersten Vivaldi-Interpretation auffiel, machte sich auch in den nachfolgenden Interpretationen bemerkbar - insbesondere wenn man das Ensemble bereits mehrmals in Höchstform erleben durfte: Bei aller Perfektion im Zusammenspiel machte sich Routine breit. Alles wirkte bestens aufeinander eingespielt, was allein fehlte, war die Unmittelbarkeit der Darbietungen.

Das galt insbesondere auch für Vivaldis "La Tempesta di Mare" op. 10/1 - seit Jahren an sich ein Highlight im Repertoire von Giardino Armonico. Während Giovanni Antonini im G-moll-Konzert auf der Traversflöte neben der Oboe Paolo Grazzis blass blieb, konnte er hier mit spritzig virtuosem Spiel temperamentvoll auftrumpfen. Ebenso souverän meisterte er Vivaldis charmant verspieltes Konzert C-Dur RV 443 für Flautino, Streicher und Basso continuo.

Die im übrigen recht brave Interpretation der Triosonate G-Dur, op. 1/9, von Arcangelo Corelli beeindruckte durch ihre Klangschönheit, insbesondere aufgrund der zusätzlichen Verwendung von Traversflöte und Oboe als Ripieno. Einen Glanzpunkt verlieh Il Giardino Armonico seinem Auftritt in der Alten Oper jedoch mit dem Konzert d-moll D 935 von Alessandro Marcello: Ein an diesem Abend bestens aufgelegter Paolo Grazzi, Oboe, brillierte mit ausdrucksvollem Gesang (Adagio) und beeindruckender Spielfreude (Presto). - Das Publikum feierte das Ensemble, das seit Jahren zu den ganz Großen der Alte Musik-Szene (und darüber hinaus) zählt, mit Ovationen.

Fazit: Unüberhörbar waren die interpretatorischen Markenzeichen von Giardino Armonico, die nicht zuletzt den Umgang mit (italienischer) Barockmusik in den 90-er Jahren geradezu revolutionierten und vor allem die Musik Vivaldis in einem völlig neuen Licht erscheinen ließen. Und unverkennbar ist die Vorbildfunktion, welche die Mailänder auf jüngere Ensemble ausgeübt haben. Nichtsdestotrotz macht sich das ein oder andere graue Haar bei den Pionieren der historischen Aufführungspraxis Italiens bemerkbar. Der einst schillernde "Glanz des Barock" wies in Frankfurt manch dezente Trübung auf.




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