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27. Februar 2002
Alte Oper Frankfurt am Main
Collegium Vocale Gent & Orchester
Freiburger Barockorchester
Leitung: Philippe Herreweghe

Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion BWV 244

Eine phänomenale Aufführung der Matthäus-Passion
Philippe Herreweghe und sein Collegium Vocale Gent gastierten in der Frankfurter Alten Oper

Von Ingo Negwer

Als Johann Sebastian Bach fünf Jahre vor seinem Tod seiner bereits 1727 in der Karwoche erstmals aufgeführten Matthäus-Passion ihre letzte und endgültige Gestalt gab, war er sich der Tatsache bewusst, ein Werk "für die Ewigkeit" geschaffen zu haben. Die prächtige autographe Partitur und die vom Komponisten sorgfältig korrigierten Stimmensätze lassen daran keinen Zweifel.

Wohl kein anderes Werk der abendländischen Musikgeschichte bringt das Leiden und Sterben Jesu in solcher Ausführlichkeit und Intensität zum Klingen wie die Bachsche Passion nach den Worten des Evangelisten Matthäus. Alle Interpreten, die sich mit diesem Monument auseinandersetzen, benötigen einen langen Atem, um die Spannungsbögen im Wechselspiel von Evangelienbericht, reflektierenden Arien, Chorälen und Chören vom Anfang bis zum Ende der gut dreistündigen Aufführung nicht abbrechen zu lassen.

Im Großen Saal der Alten Oper zu Frankfurt am Main nahmen sich ein herausragendes Soilisten-Ensemble, das Collegium Vocale Gent und Orchester, das Freiburger Barockorchester sowie die Mädchenkantorei am Dom zu Limburg unter der Gesamtleitung von Philippe Herreweghe dem Bachschen Opus Magnum an.

Der noch junge Tenor Jan Kobow sang mit leichter, auch in den höhen flexibler Stimme die Evangelisten-Partie. Er beeindruckte darüber hinaus durch seine klare Diktion und Textverständlichkeit und wurde so der zentralen Gestaltungsrolle dieser Partie hervorragend gerecht. Peter Kooij sang mit souverän geführtem Bass die Worte Jesu, gab ihnen das gebührende Gewicht ohne es an menschlicher Wärme fehlen zu lassen. Joanne Lunns leuchtkräftiger Sopran klang in der Höhe gelegentlich fast scharf ("Blute nur, du liebes Herz"). Der Glaubenszuversicht der Arie "Ich will dir mein Herze schenken" gab sie einen graziösen, gleichsam tänzerischen Ausdruck. Ingeborg Danz (Alt) überzeugte mit warmer, geschmeidiger Stimme und frischen Tempi ("Buß' und Reu"). In der Arie "Ach nun ist mein Jesus hin!" trat sie in einen berührenden Dialog mit dem Chor. Andreas Karasiaks geschmeidiger, nur in den Höhen etwas forcierter Tenor konnte sich im Großen Saal leider nicht recht Gehör verschaffen. Sebastian Noack ließ mit warmem Bariton insbesondere in der Arie "Komm, süßes Kreuz" aufhorchen; als kongenialer Partner stand ihm hier Philippe Pierlot (Viola da Gamba) zur Seite.

Zu einem quasi einzigartigem Ereignis wurde die Aufführung in der Alten Oper jedoch vor allem durch die geradezu phänomenale Darbietung des Collegium Vocale Gent, das die doppelchörige Partie mit selten gehörter Perfektion gestaltete: angefangenen vom Eingangschor "Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen" (hervorragend auch die Mädchenkantorei am Dom zu Limburg) über die Choräle der mitleidenden Gemeinde und die wütenden Chöre der Volksmassen bis zum abschließenden "Wir setzen uns mit Tränen nieder". Das Collegium Vocale wurde der vielgestaltigen Protagonistenrolle des Chores in der Matthäus-Passion in einem beeindruckenden Maße gerecht. Auf höchstem Niveau - einige wenige Unsicherheiten ausgenommen - musizierten auch das Orchester des Collegium Vocale Gent (Orchester 1) und das Freiburger Barockorchester (Orchester 2).

Fazit: Unter dem konzentrierten Dirigat Philippe Herreweghes gelang eine exzellente Aufführung der Bachschen Matthäus-Passion, die selbst in dem für sakrale Barockmusik nicht gerade idealen Großen Saal der Alten Oper kaum einen Wunsch offen ließ. Bravo!




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