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Mit zweien, gespielt vier: Münster überreizt
1. Symphoniekonzert in Münster Von Monika Jäger
Nach einer recht farblosen Darbietung der Pavane pour une Infante défunte von Maurice Ravel begann das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll von Sergej Rachmaninow zunächst recht vielversprechend. Vor allem in den Kadenzen gab Barry Douglas ein beeindruckendes Exempel pianistischer Virtuosität. Doch obwohl Douglas seine Interpretation in gläserner Schärfe geradezu meißelte und das Symphonieorchester redlich kämpfte, fanden Volmer und Douglas nicht zueinander. Die Folge war eine recht schwammige Aufführung des Werkes, im Zusammenspiel unausgegoren, mitunter sogar zeitverzögert. Der Synergieeffekt blieb aus und damit auch der musikalische Zauber, den dieses Konzert entfalten kann. Problematisch zeigte sich in der zweiten Konzerthälfte der Versuch, mit dem Orchesterstück Lontano von György Ligeti innerhalb dieses Programms spätromantischer Klangfülle einen allzu kurzen Ausblick auf ein Verfahren der Klanggestaltung in der Moderne zu geben. Undankbar platziert zwischen den monumentalen Klangwelten von Rachmaninow und Strauss blieb dem Orchester kaum eine Chance, der explizit geforderten, doch so anders gearteten Intensität des Ausdrucks zu entsprechen. Der Interpretation fehlte es einerseits an Homogenität des Gesamtklangs und andererseits an Transparenz der polyphon überlagerten einzelnen Texturen, so dass die kompositorische Idee des fluktuierenden Klangraumes im Dunkeln blieb. In der Tondichtung Also sprach Zarathustra fanden die Symphoniker endlich zu ihrem gewohnten musikalischen Niveau. Herausragend waren die ausdrucksstarken Streichersoli als eine der Keimzellen spannungsgeladener Progression. Dennoch schienen die Grenzen musikalischer Entwicklung allzu schnell erreicht. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Musiker seien auf die künstlerische Intellektualität und Kompromisslosigkeit ihres künstlerischen Leiters Will Humburg angewiesen, um zu den Höhepunkten eindringlicher Intensität zu gelangen.
Etwas gewagt war sicherlich auch die Entscheidung, den Orgelpart des Stückes durch Livezuschaltung aus der Kirche St. Lamberti zu übertragen. So faszinierend die technische Realisierbarkeit dieser Idee ist, so verwunderlich bleibt die Bedenkenlosigkeit, mit der hier die Extreme gegensätzlichster Akustik eines trockenen Sprechtheaters und eines halligen Kirchenraums überlagert wurden. Dieser Auftakt war nicht gerade Werbung für die begonnene Konzertreihe. Die Münsteraner Angewohnheit, die Saisonkonzerte häufig mit Programm zu überfrachten, birgt die Gefahr, den einzelnen Kompositionen nicht gerecht zu werden und erweckt mitunter den Anschein bloßer Addition von Werken.
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- Fine -