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29.08.2001
Großes Haus der Städtischen Bühnen Münster


Maurice Ravel
Pavane pour une Infante défunte, für kleines Orchester (1910)
Sergej Rachmaninow
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-moll, op. 30 (1909)
György Ligeti
Lontano, für großes Orchester (1967)
Richard Strauss
Also sprach Zarathustra, Tondichtung für großes Orchester op. 30 (1896)

Barry Douglas, Klavier
Symphonieorchester der Stadt Münster
Ltg.: Arvo Volmer

Mit zweien, gespielt vier: Münster überreizt
1. Symphoniekonzert in Münster

Von Monika Jäger



Mit einem überladenen Konzertprogramm eröffnete das Symphonieorchester Münster unter der Leitung des estnischen Gastdirigenten Arvo Volmer die Konzertsaison. Zwei Hauptprogrammpunkten von Rachmaninow und Strauss wurden Werke von Ravel und Ligeti zur Seite gestellt, um Etappen des Umbruchs in der Klangentwicklung von der Spätromantik zur Moderne widerzuspiegeln. Sowohl die quantitative als auch die stilistische Bandbreite dieses Abendprogramms schien jedoch Ausführende wie Publikum zu überfordern und machte es schwer, sich auf die einzelnen Kompositionen einzulassen.

Nach einer recht farblosen Darbietung der Pavane pour une Infante défunte von Maurice Ravel begann das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll von Sergej Rachmaninow zunächst recht vielversprechend. Vor allem in den Kadenzen gab Barry Douglas ein beeindruckendes Exempel pianistischer Virtuosität. Doch obwohl Douglas seine Interpretation in gläserner Schärfe geradezu meißelte und das Symphonieorchester redlich kämpfte, fanden Volmer und Douglas nicht zueinander. Die Folge war eine recht schwammige Aufführung des Werkes, im Zusammenspiel unausgegoren, mitunter sogar zeitverzögert. Der Synergieeffekt blieb aus und damit auch der musikalische Zauber, den dieses Konzert entfalten kann.

Problematisch zeigte sich in der zweiten Konzerthälfte der Versuch, mit dem Orchesterstück Lontano von György Ligeti innerhalb dieses Programms spätromantischer Klangfülle einen allzu kurzen Ausblick auf ein Verfahren der Klanggestaltung in der Moderne zu geben. Undankbar platziert zwischen den monumentalen Klangwelten von Rachmaninow und Strauss blieb dem Orchester kaum eine Chance, der explizit geforderten, doch so anders gearteten Intensität des Ausdrucks zu entsprechen. Der Interpretation fehlte es einerseits an Homogenität des Gesamtklangs und andererseits an Transparenz der polyphon überlagerten einzelnen Texturen, so dass die kompositorische Idee des fluktuierenden Klangraumes im Dunkeln blieb.

In der Tondichtung Also sprach Zarathustra fanden die Symphoniker endlich zu ihrem gewohnten musikalischen Niveau. Herausragend waren die ausdrucksstarken Streichersoli als eine der Keimzellen spannungsgeladener Progression. Dennoch schienen die Grenzen musikalischer Entwicklung allzu schnell erreicht. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Musiker seien auf die künstlerische Intellektualität und Kompromisslosigkeit ihres künstlerischen Leiters Will Humburg angewiesen, um zu den Höhepunkten eindringlicher Intensität zu gelangen.

Etwas gewagt war sicherlich auch die Entscheidung, den Orgelpart des Stückes durch Livezuschaltung aus der Kirche St. Lamberti zu übertragen. So faszinierend die technische Realisierbarkeit dieser Idee ist, so verwunderlich bleibt die Bedenkenlosigkeit, mit der hier die Extreme gegensätzlichster Akustik eines trockenen Sprechtheaters und eines halligen Kirchenraums überlagert wurden.
Wieder also gab es solide, manchmal auch mitreißende Einzelparts, aber an Stelle von übermenschlicher Erhabenheit oder gar musikalischen Größenwahns entstand eine höchst diesseitige, durch schnelle Tempi und Ungenauigkeiten in Mitleidenschaft gezogene Interpretation Zarathustras.

Dieser Auftakt war nicht gerade Werbung für die begonnene Konzertreihe. Die Münsteraner Angewohnheit, die Saisonkonzerte häufig mit Programm zu überfrachten, birgt die Gefahr, den einzelnen Kompositionen nicht gerecht zu werden und erweckt mitunter den Anschein bloßer Addition von Werken.




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