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4.11.2001
Immanuelskirche, Wuppertal


Petr Eben : Jeremias (1996/97)

Wolfram Wittekind, Tenor (Erzähler)
Thomas Laske, Bassbariton (Jeremias)
Elisabeth Graf, Alt (Mutter)
Juan Carlos Echeverry, Tenor (Baruch)
Frank Bahrenberg, Bass (Zedekia)
Eckhardt Habicht, Tenor (1. Krieger)
Christian Palm, Bass (2. Krieger)

Kantorei Barmen-Gemarke
Orchesterakademie an der Immanuelskirche
Ruth Forsbach, Orgel
Wolfgang Kläsener, musikal. Leitung

Frank Albrecht, Regie
Barbara Schachtner, Regieassistenz
Ute Feldhofer, Kostüme

Erdrückende Aktualität
Beeindruckende Aufführung von Petr Ebens Kirchenoper Jeremias in Wuppertal

Von Anke Westermann



Das Thema ist allseits geläufig: Gewalt - Sie umgibt uns und ohne sie wird die Menschheit nicht leben. Viele Formen von Gewalt existieren in der Realität, nicht minder wenige Umsetzungen auf den Bühnen der Theaterwelt. Gewalt als übergreifendes Thema mit zahlreichen Darstellungsformen, viele Möglichkeiten das Thema zu verarbeiten. Eine dieser Möglichkeiten wird in Petr Ebens Kirchenoper Jeremias (1996/97) nach dem gleichnamigen Drama von Stefan Zweig dargestellt.

Im Mittelpunkt steht die Beziehung von Mensch und Gott, Individuum und Volk: Der Prophet Jeremias steht gegen das durch die Weissagung über Jerusalems Untergang aufgebrachte Volk - höchste textliche und musikalische Dramatik wird geboten. Die eher kleine Besetzung des Orchesters - ein solistisch besetzter Bläserapparat, in Wuppertal solistisch besetzte Streicher sowie das für Neue Musik untypischere "abgespeckte" Schlagwerk - gibt den Sängern die Möglichkeit, ihre Stimmen voll entfalten zu können. Eingängige Melodik, inspiriert durch synagogale Musik, und eine deutliche Sprache und Sprachmelodik verstärken diesen Effekt. So können Musik und dazugehörende Aktion optimal miteinander verschmelzen.

Wie setzt man nun ein solches, vielschichtiges Stück szenisch um, zumal in einer Kirche ohne richtige Bühne und Orchestergraben?

Der Kölner Regisseur und Schauspieler Frank Albrecht inszenierte den "Jeremias" in der Wuppertaler Immanuelskirche mit wenigen, aber effektvollen und symbolträchtigen Mitteln. Eine karge Requisite; triste Farbgebung in den Kostümen des Chores, farblich in leuchtenden Farben dagegen abgesetzt die der Solisten (Jeremias in weiß, Baruch in rot, Zedekia in gold); karg in der Lichtgebung. Der Effekt: die volle Konzentration auf den Menschen und dessen Worte in einer dem Raum eigenen Atmosphäre. Die musste auch erst richtig geschaffen werden: sämtliche Kirchenbestuhlung wurde an die Längsseiten sowie auf die Mittelempore der Immanuelskirche gestellt, das Geschehen spielte sich zwischen den Publikumsblöcken, auf den gegenüberliegenden Längsemporen, sowie der rückwärtigen Apsis ab. Das Orchester saß unten im Kirchenraum, etwas unter die Mittelempore versetzt, und trotzdem zentral genug, um Teil des Geschehens zu sein. Dieses Erlebnis des "dabei sein" sollte durch die ungewöhnliche Platzverteilung auch dem Publikum zuteil werden.

Die Solisten agierten unten im Kirchenraum auf ihrer Bühne mehr als überzeugend. Allen voran Thomas Laske, Ensemblemitglied der Wuppertaler Bühnen, in der Rolle des Jeremias, dem zwischen Prophetie und höchstgradiger Verzweiflung hin- und hergerissenem. Ihm zur Seite die Altistin Elisabeth Graf in der Rolle der Mutter, die zunächst ihren Sohn verstößt, sich später wieder mit ihm versöhnt und schließlich stirbt. Wolfram Wittekind als Erzähler, Juan Carlos Echeverry als aufbrausender Baruch, Frank Bahrenberg als König Zedekia, Eckhardt Habicht sowie Christian Palm (2 Krieger) komplettierten ihn ihren Rollen die solistische Perfektion. Die Kantorei Barmen-Gemarke schloss sich in der musikalisch-darstellerischen Leistung den Solisten an. Obwohl mit der Aufführung dieser Kirchenoper Neuland betreten wurde - bisher wurde keine szenische Inszenierung eines musikalischen Werkes aufgeführt - zeigte sich der Chor durchweg stimmlich und darstellerisch präsent. Den ganzen Kirchenraum ausfüllend, sang der Chor kommentierend von den Emporen und der Apsis oder agierend auf der Bühne im Kirchenraum. Die Orchesterakademie an der Immanuelskirche unter dem wie gewohnt versierten Dirigat Wolfgang Kläseners war allen Agierenden ein sicherer Begleiter.




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