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Faszinierende Synthese Bright Sheng im 2. Philharmonischen Konzert in Dortmund Von Martin Rohr Kann man den Schrecken von Krieg und Grausamkeit musikalisch aufarbeiten? Und wenn ja, auf welche Weise? Zwei unterschiedliche Antworten fanden die Komponisten Bright Sheng und Dmitri Schostakowitsch in den Werken, die im zweiten Philharmonischen Konzert in Dortmund zu hören waren. In ihnen befassten sich die Komponisten auf je eigene Weise mit zwei Schauplätzen des Zweiten Weltkrieges und den mit ihnen verbundenen Verbrechen. Dmitri Schostakowitsch begann als direkt betroffener Bürger während der Belagerung von Leningrad durch die Deutsche Wehrmacht hier die Komposition seiner siebten, der "Leningrader" Sinfonie. Der chinesische, heute in den USA lebende Komponist Bright Sheng befasst sich als Nachgeborener mit Dokumentationen des Massakers von Nanking, verübt durch die Japanischen Besatzungstruppen im Jahre 1937. Bei diesem heute weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwundenen Progrom wurden in wenigen Wochen etwa 300.000 Menschen ermordet. Das Resultat dieser Beschäftigung ist die 1999 entstandene Komposition "Nanking! Nanking!" Einen gänzlich anderen Weg im Umgang mit dem Schrecken findet Dmitri Schostakowitsch in seiner "Leningrader Sinfonie". Statt eine Reflexion oder Darstellung der Ereignisse in Musik zu fassen, setzt Schostakowitsch mit seiner Musik dem Volk und seinem Überlebenswillen ein Denkmal. Ergebnis ist ein monumentales Werk von unglaublichem Optimismus, der den Zuhörer fast verstört angesichts der furchtbaren Ereignisse. In unzähligen variierten Wiederholungen des Marschthemas im ersten Satz Allegretto beschwört Schostakowitsch den Glauben an den Sieg. Arthur Fagen hat mit diesem Konzertprogramm eindeutig gezeigt, wohin die Reise mit ihm als neuem künstlerischen Leiter gehen kann: spannende Werkkombinationen in virtuoser Ausführung.
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