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Konzerthaus Dortmund
6. Januar 2003

4. Philharmonisches Konzert


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Eine Legende?

Die Geigerin Midori im Konzerthaus Dortmund

Von Martin Rohr


Angesichts des neuen Konzertsaals scheut man sich vor großen Worten nicht in Dortmund. Unter dem Motto "Legenden des Konzertsaals" traten nicht etwa Itzhak Perlmann und Mstislav Rostropowitsch gemeinsam im Duett auf. Es war die japanische Geigerin Midori, die die Programmgestalter des vierten Philharmonischen Konzertes in Dortmund zu solchen hymnischen Worten verführte. Doch es schieden sich durchaus die Geister an ihrem Auftritt im Dortmunder Konzerthaus.

Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll op. 64 stand eines der populärsten und wohl auch meistgespielten Solowerke der Romantik auf dem Programm. Da bedurfte es schon einer besonders markanten Interpretation um sich vom Gros der Interpreten abzusetzen. Midori spürte in ihrer Interpretation in außerordentlichem Maße den weichen und leisen Tönen nach. So entstanden starke Kontraste zwischen dem bewegten Hauptthema des Satzes mit dem für Mendelssohn so charakteristischen, vorwärts treibenden Orchestersatz und jenen Momenten des Innehaltens, die eben dieses Treiben vollkommen außer Kraft setzen. Auch die Solokadenz des Allegro molto appassionato geriet weniger zu einem solistisch-virtuosen Feuerwerk als zu einem dichten Gewebe, das organisch in den Orchestersatz hinüber floss. Auch das Hauptthema des Schlusssatzes Allegretto non troppo - Allegro Molto vivace erschien bei Midori weniger massiv und markiert, als vielmehr verspielt-geschmeidig.
War die Interpretation des Soloparts für sich durchaus beeindruckend, so schien eine wirkliche Verbindung zum Orchester oft an den Extremen der Interpretation zu scheitern. Das Pianissimo der Solistin überforderte scheinbar die begleitenden Bläser, die Übergänge in der ausgeprägten Agogik waren derart ruckhaft, dass das Orchester nicht folgen konnte. Man hätte sich gewünscht, dass die Solistin dem Orchester die Chance gibt, ihr in ihrer Auffassung des Werkes zu folgen. Die ausgeprägt-exaltierte Körpersprache Midoris schien den Kontakt zwischen Orchester und Solistin nicht gerade zu verstärken.

Ungeteilte Begeisterung rief die Interpretation von César Francks Sinfonie d-Moll hervor. Die 1989 uraufgeführte dreisätzige Sinfonie lebt von weitgespannten dynamischen und harmonischen Entwicklungslinien, die sich in massiven Orchestersätzen entladen. Das Philharmonische Orchester unter Arthur Fagen vollzog diese Bögen in großer Dichte nach. Das Orchester schuf dabei einen dunklen und geschlossenen Ensembleklang, der auch die scharfen Farben in Francks Orchestersatz hervortreten ließ.
Im zweiten Satz Allegretto mit seinem litaneiartig wiederkehrenden Variationsthema kamen vor allem die Orchestersolisten mit ihren je besonderen Farben zur Geltung, ehe sich im Finale Allegro non troppo die Spannung in einem klangvollen, großen Tutti entlud.

Nicht überzeugen konnte das Orchesterstück "Legends" der israelisch-amerikanischen Komponistin Shulamit Ran, welches das Konzert eröffnete. Archaische, perkussive Klangblöcke und orgelartig gesetze Tuttigesten ergeben eine relativ losen Folge, in der charakteristische Stationen nicht auszumachen sind. Allzu selten treten einzelnen Farben oder instrumentale Charaktere wie das Solocello zu Beginn des zweiten Teils hervor. So bekommt das Werk etwas Einseitiges, was die von der Komponistin intendierte Idee des zyklischen zu bloßer Wiederholung verkommen lässt. Es sind in dieser Spielzeit schon weit spannendere Werke der neuen Musik zu hören gewesen!


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Programm

Shulamit Ran
"Legends" für Orchester

Felix Mendelssohn Bartholdy
Violinkonzert e-Moll op.64

César Fanck
Sinfonie d-Moll



Midori, Violine

Philhramonisches Orchester Dortmund

Leitung: Arthur Fagen







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