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Eine Legende? Die Geigerin Midori im Konzerthaus Dortmund
Von Martin Rohr
Angesichts des neuen Konzertsaals scheut man sich vor großen Worten nicht in Dortmund. Unter dem Motto "Legenden des Konzertsaals" traten nicht etwa Itzhak Perlmann und Mstislav Rostropowitsch gemeinsam im Duett auf. Es war die japanische Geigerin Midori, die die Programmgestalter des vierten Philharmonischen Konzertes in Dortmund zu solchen hymnischen Worten verführte. Doch es schieden sich durchaus die Geister an ihrem Auftritt im Dortmunder Konzerthaus. Mit Felix Mendelssohn Bartholdys Violinkonzert e-Moll op. 64 stand eines der populärsten und wohl auch meistgespielten Solowerke der Romantik auf dem Programm. Da bedurfte es schon einer besonders markanten Interpretation um sich vom Gros der Interpreten abzusetzen. Midori spürte in ihrer Interpretation in außerordentlichem Maße den weichen und leisen Tönen nach. So entstanden starke Kontraste zwischen dem bewegten Hauptthema des Satzes mit dem für Mendelssohn so charakteristischen, vorwärts treibenden Orchestersatz und jenen Momenten des Innehaltens, die eben dieses Treiben vollkommen außer Kraft setzen. Auch die Solokadenz des Allegro molto appassionato geriet weniger zu einem solistisch-virtuosen Feuerwerk als zu einem dichten Gewebe, das organisch in den Orchestersatz hinüber floss. Auch das Hauptthema des Schlusssatzes Allegretto non troppo - Allegro Molto vivace erschien bei Midori weniger massiv und markiert, als vielmehr verspielt-geschmeidig. Ungeteilte Begeisterung rief die Interpretation von César Francks Sinfonie d-Moll hervor. Die 1989 uraufgeführte dreisätzige Sinfonie lebt von weitgespannten dynamischen und harmonischen Entwicklungslinien, die sich in massiven Orchestersätzen entladen. Das Philharmonische Orchester unter Arthur Fagen vollzog diese Bögen in großer Dichte nach. Das Orchester schuf dabei einen dunklen und geschlossenen Ensembleklang, der auch die scharfen Farben in Francks Orchestersatz hervortreten ließ. Nicht überzeugen konnte das Orchesterstück "Legends" der israelisch-amerikanischen Komponistin Shulamit Ran, welches das Konzert eröffnete. Archaische, perkussive Klangblöcke und orgelartig gesetze Tuttigesten ergeben eine relativ losen Folge, in der charakteristische Stationen nicht auszumachen sind. Allzu selten treten einzelnen Farben oder instrumentale Charaktere wie das Solocello zu Beginn des zweiten Teils hervor. So bekommt das Werk etwas Einseitiges, was die von der Komponistin intendierte Idee des zyklischen zu bloßer Wiederholung verkommen lässt. Es sind in dieser Spielzeit schon weit spannendere Werke der neuen Musik zu hören gewesen! |
ProgrammShulamit Ran"Legends" für Orchester Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll op.64 César Fanck Sinfonie d-Moll Midori, Violine Philhramonisches Orchester Dortmund Leitung: Arthur Fagen
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