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Konzerthaus Dortmund
7. Februar 2003

Münchener Philharmoniker


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So und nicht anders!

Anne-Sophie Mutter begeistert mit Korngolds Violinkonzert

Von Martin Rohr


Ein Impressionist in klassizistischer Form, ein Solokonzert inspiriert durch filmmusikalische Techniken und eine riesenhafte nationalromantische Tondichtung - so heterogen das Programm beim Auftritt der Münchener Philharmoniker im Konzerthaus Dortmund erschien, so sehr war es geeignet, die außergewöhnlichen Qualitäten des Klangkörpers aus unterschiedlichen Perspektiven zu zeigen.

Das größte Aufsehen erregte dabei mit Sicherheit der Auftritt der Geigerin Anne-Sophie Mutter. Wie kaum ein anderes Werk war Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert D-Dur geeignet, die unvergleichliche klangliche Substanz und Gestaltungskraft dieser Ausnahmesolistin zur Geltung zur bringen. Anders als bei Werken aus der Klassik lebt dieses Konzert nicht von organisch-intuitivem Fluss der Musik sondern von einer kompromisslosen, gleichsam exhibitionistischen Emotionalität zwischen Euphorie, Verzweiflung und Resignation. Entsprechend drastisch in Tongebung und Artikulation gestaltete Anne-Sophie Mutter die melodischen Gesten mit ihren charakteristischen übermäßigen Intervallen und wechselnden Skalen.
Dass sich die Komposition in ihrer Bildhaftigkeit an filmmusikalischen Gestaltungsprinzipien orientiert, ist dabei - anders als im seinerseits fragwürdigen Programmheft zu lesen - keineswegs fragwürdig. Vielmehr meint man zu erkennen, dass Korngold durch die Beschäftigung mit Filmmusik zu einer besonderen gestischen Ausdruckskraft gelangt, die ihm eine dichte Dramaturgie und ständiges nach vorne Drängen der Musik ermöglicht.
Dieses dramatische Verständnis prägte auch die Umsetzung durch Orchester und Solistin, die die Extreme ihrer Klangmöglichkeiten höchst zielgerichtet einsetze. Sei es in der solistischen Einleitung des Moderato nobile oder in den fahlen Klängen der Romance: Immer hatte man als Hörer die Gewissheit, dass es genau so und nicht anders sein musste. Einen grandiosen Abschluss fand das Werk im Finale. Allegro assai vivace, einem tänzertisch-derben Kehraus, in dem auch in Orchester alle Dämme brachten und helle Spielfreude um sich griff.
Für den begeisterten Applaus bedankte sich Anne-Sophie Mutter mit der Sarabande aus der Partita Nr. 2 für Violine Solo d-Moll BWV 1004 von Johann Sebastian Bach.

Weit zurückhaltender, geradezu kammermusikalisch-intim agierten die Münchener Philharmoniker in Maurice Ravels Orchestersuite Le Tombeau de Couperin. In ihr bedient sich Ravel traditioneller barocker Satzformen wie Menuet oder Rigaudon und verbindet diese mit impressionistischen Klangflächen und dichten polyphonen Geweben. Aus einer gedeckten Grundhaltung heraus wird musikalische Tradition als etwas Vergangenes und Vergängliches beschworen. Entsprechend wagt sich die Musik in den ersten Sätzen kaum über ein gedecktes Mezzopiano hinaus. Momente des Öffnens wie im dritten Satz Menuet sind in ihrer befreienden Wirkung nur von kürzester Dauer.
Die Münchener Philharmoniker unter Leitung von André Previn begeisterten durch kammermusikalisches Zusammenspiel und große Sensibilität für das fragile Gleichgewicht zwischen Präsenz und Entfernung.

Ganz anders in "Also sprach Zaratustra": Die riesenhafte Tondichtung von Richard Strauss erlaubte es dem Orchester, im wahrsten Sinne des Worte alle Register zu ziehen. Dass man sich dabei keineswegs auf orchestrale Kraftmeierei beschränkte, wurde an den kammermusikalischen Streicherpassagen ebenso deutlich, wie am spannungsreichen Cressendo der Pauken in der Einleitung. So ermöglichte die Komposition dem Orchester immer wieder, einzelne Instrumentengruppen mit ihren jeweils charakteristischen Farben hervortreten zu lassen.

Alles in allem war der Auftritt der Münchener Philharmoniker mit Anne-Sophie Mutter sicher einer der Glanzpunkte der bisherigen ersten Spielzeit der "Philharmonie für Westfalen".


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Programm

Maurice Ravel
Le tombeau de Couperin
(1919)

Erich Wolfgang Korngold
Violinkonzert D-Dur op.35

Richard Strauss
Also sprach Zaratustra
Tondichtung nach
Nietzsche op 30



Anne-Sophie Mutter, Violine

Münchener Philharmoniker

André Previn, Dirigent







Da capo al Fine

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