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So und nicht anders! Anne-Sophie Mutter begeistert mit Korngolds Violinkonzert
Von Martin Rohr
Ein Impressionist in klassizistischer Form, ein Solokonzert inspiriert durch filmmusikalische Techniken und eine riesenhafte nationalromantische Tondichtung - so heterogen das Programm beim Auftritt der Münchener Philharmoniker im Konzerthaus Dortmund erschien, so sehr war es geeignet, die außergewöhnlichen Qualitäten des Klangkörpers aus unterschiedlichen Perspektiven zu zeigen. Das größte Aufsehen erregte dabei mit Sicherheit der Auftritt der Geigerin Anne-Sophie Mutter. Wie kaum ein anderes Werk war Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert D-Dur geeignet, die unvergleichliche klangliche Substanz und Gestaltungskraft dieser Ausnahmesolistin zur Geltung zur bringen. Anders als bei Werken aus der Klassik lebt dieses Konzert nicht von organisch-intuitivem Fluss der Musik sondern von einer kompromisslosen, gleichsam exhibitionistischen Emotionalität zwischen Euphorie, Verzweiflung und Resignation. Entsprechend drastisch in Tongebung und Artikulation gestaltete Anne-Sophie Mutter die melodischen Gesten mit ihren charakteristischen übermäßigen Intervallen und wechselnden Skalen. Weit zurückhaltender, geradezu kammermusikalisch-intim agierten die Münchener Philharmoniker in Maurice Ravels Orchestersuite Le Tombeau de Couperin. In ihr bedient sich Ravel traditioneller barocker Satzformen wie Menuet oder Rigaudon und verbindet diese mit impressionistischen Klangflächen und dichten polyphonen Geweben. Aus einer gedeckten Grundhaltung heraus wird musikalische Tradition als etwas Vergangenes und Vergängliches beschworen. Entsprechend wagt sich die Musik in den ersten Sätzen kaum über ein gedecktes Mezzopiano hinaus. Momente des Öffnens wie im dritten Satz Menuet sind in ihrer befreienden Wirkung nur von kürzester Dauer. Ganz anders in "Also sprach Zaratustra": Die riesenhafte Tondichtung von Richard Strauss erlaubte es dem Orchester, im wahrsten Sinne des Worte alle Register zu ziehen. Dass man sich dabei keineswegs auf orchestrale Kraftmeierei beschränkte, wurde an den kammermusikalischen Streicherpassagen ebenso deutlich, wie am spannungsreichen Cressendo der Pauken in der Einleitung. So ermöglichte die Komposition dem Orchester immer wieder, einzelne Instrumentengruppen mit ihren jeweils charakteristischen Farben hervortreten zu lassen. Alles in allem war der Auftritt der Münchener Philharmoniker mit Anne-Sophie Mutter sicher einer der Glanzpunkte der bisherigen ersten Spielzeit der "Philharmonie für Westfalen". |
ProgrammMaurice RavelLe tombeau de Couperin (1919) Erich Wolfgang Korngold Violinkonzert D-Dur op.35 Richard Strauss Also sprach Zaratustra Tondichtung nach Nietzsche op 30 Anne-Sophie Mutter, Violine Münchener Philharmoniker André Previn, Dirigent
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