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Konzerthaus Dortmund
13. Juli 2003

Essener Philharmoniker


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Die Gesichter des Richard Strauss

Publikum feiert Helen Donath

Von Martin Rohr


Nachdem bereits alle anderen Orchester der näheren Umgebung ihre Visitenkarte im neuen Konzerthaus abgegeben hatten, stellten sich am Ende der ersten Spielzeit die Essener Philharmoniker unter ihrem Leiter Stefan Soltesz als letztes Revier-Orchester dem Dortmunder Publikum vor. Das Programm war ausschließlich dem Schaffen Richard Strauss´ gewidmet. Mit einer Zeitspanne von fast 50 Jahren zwischen dem frühesten und dem spätesten Werk des Abends erschein das Programm als Reise durch die kompositorische Entwicklung.

Am Beginn stand mit der Liebesszene aus der Oper Feuersnot eine musikalische Schilderung schwül-erotischer Phantasien, die denkbar weit entfernt von jener unheilvollen psychologischen Tiefe einer Elektra entfernt war. Entsprechend unentschlossen changiert die Musik zwischen naiv-heiterer Liedhaftigkeit, üppiger Tonmalerei und wagnerschem Triumphgestus. Auch in der Interpretation der Essener Philharmoniker gewann die Komposition nur wenig Gestalt, oftmals geriet das orchestrale Forte zu ungestaltet und plump.

Wer für dieses Frühwerk allerdings die nötige Geduld aufgebracht hatte, wurde mit den folgenden Vier letzten Liedern aus dem Jahre 1948 belohnt. Die vier Orchesterlieder nach Texten von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorf gelten - neben den Metamorphosen für 23 Streicher - als das kompositorische Vermächtnis, das nach den ausufernden sinfonischen Giganten wie Ein Heldenleben oder Also sprach Zarathustra wieder den Weg in eine vergleichsweise kammermusikalische Intimität geht. Aus ihnen spricht eine ruhige und verklärte Sehnsucht, die den Tod nicht als Schreckensvision, sondern als erlösenden Schlaf vor Augen hat. So fehlt auch der Musik weitgehend jene Zerrissenheit, die sich in den dramatischen Werken Strauss´ so charakteristisch findet. Die Musik fließt über weite strecken ruhig und weit gespannt, bis sie am Ende sich ein weiter Ferne verliert.
Im besten Sinne zurückhaltend agierten die Essener Philharmoniker unter Stefan Soltesz um der herausragenden Helen Donath alle Freiheiten zu geben. Mit großer Innigkeit durchlebte die amerikanische Sopranistin die zurückhaltenden Texte und deren behutsame melodische Führung. Mit feinen stimmlichen Nuancen verstand sie es, gezielt Gewicht zu verleihen oder zu entlasten. Diese Innigkeit übertrug sich auch auf das Orchester, das sensibel und ohne große Ausbrüche der Solistin folgte. Das Dortmunder Publikum dankte es mit stürmischem Applaus - auch schon zwischen den Sätzen.

Buchstäblich alle Register zogen die Essener Philharmoniker Alpensinfonie aus dem Jahre 1915. In diesem Werk macht sich Strauss alle Klanggewalt und Vielfalt des riesenhaften Orchesters zunutze, um die Eindrücke eines Spaziergangs in den Alpen zu schildern. Eingerahmt vom choralartigen Alpenmotiv wird der Zuhörer Augenzeuge vielfältigster Szenen vom „Eintritt in den Wald“ über die „Wanderung neben dem Bache“ bis zum infernalischen Gewitter mit grellen Blitzen und brachialen Donnerschlägen. Dabei ist die Musik jedoch immer frei von Abgründigem. Nicht das subtile Geflecht menschlicher Charaktere sondern die Hingabe an die entfesselte Natur begegnet dem Hörer.
In der Interpretation der Essener Philharmoniker wurde mit großen Klangmassen nicht gegeizt, dynamische Extreme wurden deutlich ausgekostet. Dennoch war in allem der Sinn für kultivierten Orchesterklang zu erkennen, nie wurde die Ausführung wirklich grob.

Insgesamt haben sich die Essener Philharmoniker als sehr kultivierter Klangkörper präsentiert. Ob sie sich auch auf raue und zerklüftete Werke verstehen, müssen spätere Gastspiele zeigen.


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Programm

Richard Strauss

Liebesszene
aus der Oper
Feuersnot, op. 50

Vier lezte Lieder
für Sopran und Orchester 
AV 150

Eine Alpensinfonie op. 64



Helen Donath, Sopran

Essener Philharmoniker

Stefan Soltesz, Dirigent







Da capo al Fine

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