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Konzerthaus Dortmund
22. September 2003

1. Philharmonisches Konzert


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Ein Versprechen?

Saisonauftakt mit populärem Programm

Von Martin Rohr


Ein nur mäßig gefülltes Auditorium bei der Eröffnung der neuen Spielzeit: Man kann vom Publikumszuspruch des 1. Philharmonischen Konzertes durchaus enttäuscht sein. Die Faszination der neuen Spielstätte scheint der Gewöhnung gewichen zu sein. Um so wichtiger ist es nun, sich wieder auf spannende und innovative Programmauswahl sowie die musikalischen Stärken des Orchesters zu besinnen. Was allerdings im ersten Konzert der neuen Saison zu hören war, war kaum dazu angetan, beim Publikum Neugier zu Wecken oder gar das Versprechen auf weitere außergewöhnliche Konzerte zu geben. Mit der Zweiten "L´Arlésienne"-Suite von Georges Bizet, dem Violinkonzert Nr. 1 g-Moll von Max Bruch und Antonín Dvoráks Achter Sinfonie stand jeweils mit das Populärste auf dem Programm, was die genannten Komponisten zu bieten haben, ohne dass die verschiedenen Werke sich gegenseitig zur Geltung bringen konnten.

Die zweite "L´Arlésienne"-Suite, eine von Bizets Freund Ernest Guiraud zusammengestellte Konzertfassung von Bizets Bühnenmusik zum gleichnamigen Schauspiel von Alphonse Daudet, ist eine Folge von vier charakteristischen Einzelsätzen, in denen gesangliche Melodik und tänzerischer Ausdruck in der für Bizet so bezeichnenden, üppigen und vielfarbigen Orchestrierung erscheinen. Auf effektvolle Weise kontrastieren warme, helle Tutti-Passagen, schicksalsschwere Streicher-Unisoni, dichte Bläsersätze und kammermusikalische Intimität. Das Orchester setzte diese Kontraste mit einer großen klanglichen Bandbreite um, wobei vor allem die solistische Ausdruckskraft der Holzbläser der Komposition zur Geltung verhalf. Dennoch konnte die gute Ausführung nicht den Mangel an Reibungspunkten und Kanten ausgleichen, der die Komposition allzu schmeichelhaft erscheinen lässt.

Ähnliches gilt auch für Max Bruchs Violinkonzert Nr. 1 g-Moll. Die solistische Brillanz des Soloparts ist eingebettet in einen dichten und warmen, romantischen Orchestersatz. Seinen Ausdruck gewinnt das Konzert vor allem durch den weit gespannten Ambitus der Violine und kraftvolle Doppelgriffpassagen, die den Rahmen für virtuose Motorik geben. Die idyllische Grundstimmung des Adagio wird eben so wenig, wie das virtuose Finale durchbrochen, kontrastiert oder gestört. Das Konzert erscheint wie aus einem Guss.
Die Solistin des Abends, Christine-Maria Höller, beeindrucke in ihrer Interpretation vor allem durch die Kultiviertheit ihres Spiels, die sich in klaren und weichen Tonanfängen und akkurate Rhythmik auch in freieren Passagen zeigten. Bei aller Klarheit ließ sie allerdings kaum mal zu, in Tempo oder Tongebung den organischen Bewegungen der Komposition nachzugeben und Zügel locker zu lassen. Gegenüber dem massiven Tuttiklang des Orchesters fehlte es ihr zudem gelegentlich an Klangvolumen. Orchester zeigte sich als Begleiter ebenso klanglich kultiviert wie die Solistin, allerdings wenig flexibel im Tempo. So blieb der Eindruck einer sauberen, jedoch kaum mitreißenden Interpretation, die die Geschlossenheit des Konzertes interpretatorisch nachvollzog.

Antonin Dvořáks Achte Sinfonie war in ihrer Reichhaltigkeit das spanndenste Werk des Abends. Der Ausdruck der Sinfonie changiert fortwährend zwischen dunkel-sehnsüchtigem Ausdruck und heller Gesanglichkeit und Vitalität. So erscheint bereits der Beginn dieser in G-Dur stehenden Sinfonie als dichter Bläsersatz, der sich kaum für ein Tongeschlecht entscheiden mag. Nach den aufgewühlten und schicksalhaften Passagen des ersten und zweiten Satzes erscheint die volkstümliche Gesanglichkeit des Scherzo (Allegretto grazioso) mit seinen bewegten Figurationen um so gelöster. Das Finale ist ein rasanter Kehraus, in dem der Komponist alle klanglichen Register zieht.
Mit frischen Tempi und dichtem Gesamtklang gelang es Arthur Fagen, die verschiedenen Facetten auszubalancieren das richtige Maß zwischen kontrollierter Klangkultur und heller Spielfreude zu finden. Mit dieser Spielfreude konnte das Orchester den Appetit  auf die neue Spielzeit machen, den das Programm nicht verspricht.


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Programm

Georges Bizet
"L´Arlésienne"
Suite Nr. 2
Bearb.: Ernest Guiraud

Max Bruch
Konzert für Violine und 
Orchester Nr. 1 g-Moll op. 26


Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88



Christine-Maria Höller, Violine


Dortmunder Philharmoniker

Arthur Fagen, Dirigent







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