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Historische Stadthalle am Johannisberg Wuppertal, Großer Saal
13. Juli 2004 (Wiederholung am 14.7.04)

10. Sinfoniekonzert

Gustav Mahler: 3. Symphonie


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Stadthalle Wuppertal

Abschied von George Hanson

Von Stefan Schmöe


Der Begriff „Generalmusikdirektor“ führt im Falle von George Hanson in mehrfacher Hinsicht ins Leere. Zwar hat er sechs Jahre lang das Amt in Wuppertal bekleidet; aber ein gestrenger „General“ ist der sympathische und stets bescheiden auftretende Amerikaner, der sich fortan ganz "seinem" anderen Orchester in Tucson/Arizona (das er parallel zu seiner Amtszeit am Pult des Wuppertaler Sinfonieorchesters als Chefdirigent leitete) widmen wird, sicher nicht gewesen. Ein „Generalmusikdirektor“ ist er aber auch deshalb nie so richtig geworden, weil er immer in erster Linie ein Orchestererzieher und Konzertdirigent, aber nur in zweiter Linie ein Operndirigent – und, nicht zuletzt der häufigen Abwesenheiten wesen, bestenfalls in dritter Linie ein hinreichend starker Verhandlungsführer für Oper und Orchester gegenüber den knauserigen Lokalpolitikern war. Trotzdem hätten die Wuppertaler ihn gerne noch eine Weile für sich behalten, denn die Erfolge seiner Arbeit, mehrfach auch auf CD dokumentiert, sind unüberhörbar.

Amerikanische Musik hat Hanson entgegen seinen ursprünglichen Plänen nie so recht in den Spielplänen verankern können – zu groß waren die Ressentiments von Orchester und Publikum gegenüber der vermeintlich „seichten“ amerikanischen Tradition. Markante Zeichen hat er vor allem mit Schostakowitsch und Mahler gesetzt, und Letzterem war auch sein Abschiedskonzert gewidmet: Mit Mahlers 3. Symphonie wählte Hanson dabei auch das Werk aus, mit dem 1996 die Wuppertaler Stadthalle nach der völligen Umgestaltung und Rekonstruktion der historischen Säle (die zuvor von zweckmäßig-scheußlicher Nachkriegsmoderne beherrscht wurden) wiedereröffnet wurde – ein Werk für die großen Anlässe also. Unter der Hand mischte der Dirigent dann doch eine Prise Amerikanismus ein, indem er die Marscheinlagen des Kopfsatzes im flotten Stil amerikanischer Militärkapellen spielen ließ, was durchaus Mahlers Intention in diesem collagenhaften Satz entspricht. Im Übrigen blieb sich Hanson seiner Linie treu: Ein Mann der Exzesse ist er auch bei Mahler nicht, sondern bleibt bei einer sachlichen Interpretation, die den großen Zusammenhang im Auge hat.

Hanson hat in seiner Zeit als Chefdirigent das Orchester diszipliniert und aus einer Ansammlung von mitunter zu allzu großer musikalischer Selbstständigkeit neigenden Musikern einen homogenen, gut auf die speziellen akustischen Bedingungen des Raumes eingespielten Klangkörper geformt. Das bewährte sich bei den oft registerartig abgestuften Klangblöcken dieser Symphonie, mit warmen Holzbläserpassagen und auch in den „schneidenden“ Einsätzenden nicht herausknallenden Blechbläsern. Den Streichern geht mitunter in den schnellen Sätzen im Piano manches an Prägnanz verloren; daran wird Hansons Nachfolger Toshiyuki Kamioka arbeiten.

Deutlich im Aufwärtstrend befindet sich der Chor der Konzertgesellschaft Wuppertal, dessen Existenz als „Hauschor“ des Orchesters nach diversen Querelen vor einigen Jahren noch zur Disposition stand. Unter der Leitung von Marrieddy Rossetto präsentierten sich die Frauenstimmen des Chores mit sauberer Intonation und prägnantem Klang, ebenso wie die Knaben der Wuppertaler Kurrende (Einstudierung: Heinz Rudolf Meier). Mit warmem, profundem Mezzosopran sang Elzbieta Ardam ausdrucksvoll das Solo des vierten Satzes. Mit virtuoser Leichtigkeit spielte der als Gast geladene Uwe Komischke das große Posthorn-Solo des dritten Satzes.

Höhepunkt und in jeglicher Hinsicht ein würdiger Abschied vom Wuppertaler Publikum aber war der Finalsatz, den Hanson vom zarten Pianissimo aus mit höchster Konzentration zu einem gewaltigen Spannungsbogen aufbaute (und dabei ganz selbstverständlich alle Tugenden des Orchesters vorzeigen konnte). Nicht Sängerin, Chöre oder Instrumentalsolisten, (schon gar nicht der Dirigent,) sondern das Ensemble ist der Star, der Mahlers unendliche Melodie von einer Instrumentengruppe an die nächste weitergibt. Das Publikum bedankte sich mit stehenden Ovationen und einer kurzen Ansprache des Oberbürgermeisters (in der er den Erhalt des Orchesters als A-Orchester kommunalwahlkampftaktisch geschickt garantierte). Hansons Antwort auf die ihm zugedachten Komplimente war dann noch einmal bezeichnend für den Stil des Dirigenten, dem auch in diesem Moment alles Pathos suspekt blieb: Er dankte dem Publikum für die konzentrierte Stille während der Aufführung. Als Gastdirigent wird er an die Wupper zurückkommen – und mit offenen Armen empfangen werden.


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Programm:


Gustav Mahler:
Symphonie Nr. 3 d-Moll




Elzbieta Ardam, Mezzosopran

Damen des Chores der
Konzertgesellschaft Wuppertal
(Einstud.: Marieddy Rossetto)

Knaben der Wuppertaler Kurrende
(Einstud.: Heinz Rudolf Meier)

Uwe Komischke, Posthorn-Solo

Sinfonieorchester Wuppertal

Leitung:
George Hanson










Da capo al Fine

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