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"Das klingt verrückt!" Wenn Liyang Sheng die sieben "Preludes" von Einojuhani Rautavaara beschreiben soll, fehlen ihr die Worte. Um so überzeugender und be-redter wirkt sie dann am Klavier. Sheng gehört zu den Kindern, die den Jubiläums-marathon der "Gesellschaft für Neue Musik Ruhr" eröffneten. "15 Stunden time for changes" lautete das Motto, ein wesentlicher Teil des Vor- und Nachmittags gehörte dem Nachwuchs. Die Arbeit der "GfNMR" ist hoch einzuschätzen: Sie fördert die Kreativität und senkt die Hemmschwellen vor der neuen Musik, und das vielleicht für ein ganzes Leben. "Young Music" nannte sich das Eröffnungskonzert, in dem Schüler und Schülerinnen der Folkwang Musikschule Zeitgenössisches präsentierten, angepasst an das Können der jungen Instrumentalisten. Der Bogen spannte sich über Helmut Lachenmanns "Hänschen Klein" (sicher vorgetragen vom kleinen Jens Rudolph) bis hin zu Rodion Schtschedrins "Im Stile von Albeniz", virtuos in die Tasten gehämmert von Siegfried Neumann. Auch alle anderen Folkwang-Schüler schlugen sich famos. Nach einem ganzen Tag mit Klängen der Gegenwart fand das Jubiläum der "Gesellschaft für Neue Musik Ruhr" dann abends im Alfried Krupp Saal seinen Höhepunkt. Im Konzert des "Ensemble Resonanz" standen zwei Werke des Österreichers Friedrich Cerha auf dem Programm, die oft distanziert-ironisch, aber auch sentimental-nostalgisch Österreich, Wien und die Wiener aufs Korn nehmen. "Eine Art Chansons" (uraufgeführt im Jahr 988) ist eine Sammlung von Miniaturen, die auf Texte Wiener Sprachakrobaten zurückgreift. Chansonnier HK Gruber dirigiert und grantelt Despektierliches ins Mikrofon wie "Wenn es in Wien stinkt, hat Johann Strauß in seinem Ehrengrab einen Scheiß 'lossn". Oder: "Je müder ich bin, desto lieber bin ich in Wien". Cerhas Musik verbindet Komplexes mit Populärem. Das gilt besonders für seine "1. Keintate" (UA 1983), die auf Sprüche des Dichters Ernst Kein zurückgreift. Grundton dieser ebenso sympathischen wie erschreckenden Reise in die Abgründe der Wiener Seele, vom Komponisten selbst dirigiert, ist Walzerseligkeit und Schramml-Musik, allerdings basierend auf Zwölftonstrukturen. Zusammen mit Galopps, Märschen und Operettenklängen entsteht ein unwiederstehlicher Mix. Dem Wiener Chansonnier und Dirigenten HK Gruber scheint die Rolle des Rezitators wie auf den Leib geschrieben zu sein. Und Gertraud Cerha, die Frau den Komponisten, projiziert zu diesem schauerlich-schönen Blick in Abgründe entlarvende Lichtbilder von Franz Hubmann sowie die dazu passenden Textübersetzungen ins Hochdeutsche. "Wenn du einmal Professor wirst, dann gräm' dich nicht - das kann bei uns jedem passieren", lautet eine Zeile von Kein, desen Texte Cerha aus den Bänden "Wiener Panoptikum" und "Wiener Grottenbahn" entnommen hat. Zum Abschluss noch ein Zitat aus der "Keintate", das ebenfalls wahrer nicht sein kann: "Das wir laut Statistik wenig Seife verbrauchen ist logisch, denn bei uns wäscht ohnehin eine Hand die andere." Dem ist nichts hinzuzufügen.
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"Neue Musik macht Schule" Schüler der Folkwang Musikschule präsentieren zeitgenössische Kompositionen - von Solo bis Tutti 11.00 bis 13.00 Uhr, RWE Pavillon Jens Rudoph, Klavier Ricarda Herrmann, Akkordeon Christina Gasda, Akkordeon Katharina Kirschberger, Violine Shäm Phillip Sieger, Violine Daniel Lindemann, Violoncello Jens Rudoph, Klavier Anke Pan, Klavier Hannah Fürniss, Klavier Lisa Peters, Klavier Liyang Sheng, Klavier Nora Schöpke, Klavier Christine Neumann, Klavier Siegfried Neumann, Klavier Werke von Helmut Lachenmann, Wolfgang Jacobi, Hyung-Min Kim, Einojuhani Rautavaara, Heitor Villa-Lobos, Christoph Keller, Alberto Ginastera, Leif Kayser, Jiri Dvorácek, Alexander Tscherepnin, Goffredo Petrassi und Rodion Schtschedrin Jubiläumskonzert "Friedrich Cerhas 1. Keintate" 9.10.2005, 20.00 Uhr Alfried Krupp Saal HK Gruber, Chansonnier Ensemble Resonanz Friedrich Cerha, Leitung Getraud cerha, Projektion Friedrich Cerha: Eine Art Chansons 1. Keintate mit Lichtbildern von Franz Hubmann
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