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1. Matinée des Saarländischen Rundfunks

Sonntag, 3. Oktober 2004
Congresshalle Saarbrücken
Homepage

Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken
(Homepage)
Feierlich und fahl

Von Claus Huth

Tag der deutschen Einheit - Feiertag. Während sich in der Saarbrücker Innenstadt die Geschäftsleute auf einen verkaufsoffenen Sonntag vorbereiteten, lud das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken zu seiner 1. Konzertmatinée der neuen Spielzeit ein - und das mit einem Solisten, der aufmerken ließ: David Geringas, zweifelsohne einer der bekanntesten und profiliertesten Cellisten unserer Tage.

Eröffnet wurde das Konzert mit der Ouvertüre "Die Hebriden" von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die Chefdirigent Günther Herbig und seine Musiker am Anfang etwas blass und zögerlich angingen. Bei zweifellos guter Orchesterleistung wollte sich schottische Stimmung ebenso wenig einstellen wie die im Programmheft angekündigte "Anmut und Grazie" von Mendelssohns Musik. Erst gegen Ende der Ouvertüre gab man merklich Gas. Bedauerlich, dass Herbig die Spannung des Endes, das so unerwartet verklingt, nicht einige Sekunden zu halten gewillt war, sondern den Taktstock ungeduldig senkte, kaum dass die letzte Note verklang.

Doch das , was folgte, entschädigte: Unumstrittener und unangefochtener Höhepunkt des Konzertes war das häufig als "schönste Cellokonzert aller Zeiten" bezeichnete Werk von Antonin Dvorak, mit David Geringas als Solist. Dieser verfügt über einen satten, sanglichen Celloton, und das stand dem Konzert sehr gut. Zwar war sich der Komponist selbst nicht sicher, ob er die Brummigkeit des Cellobasses hinreichend zur Geltung würde bringen können ("Ein Cello ist ein Stück Holz, das oben kreischt und unten brummt", soll er gesagt haben), doch wenn man Geringas das Konzert spielen hörte, konnte man seine Bedenken nicht nachvollziehen. Mit großer technischer Souveränität meisterte er die Klippen seines Parts, sang sich im zweiten Satz "Adagio ma non troppo" die Seele aus dem Cello, um im letzten Satz aufzutrumpfen und dann, in einem typisch Dvorak'schen Schluss, das Stück zu einem fast verhaltenen Abschluss zu bringen. Ovationen für den in Litauen geborenen Musiker, der sich mit einem Stück von Pablo Casals beim Publikum bedankte.

Herbig und das Orchester begleiteten den Solisten solide, wurden aber von Geringas' Cellokunst immer wieder in den Schatten gestellt. Auch das Anfangstempo nahm Herbig zu hurtig und wurde von dem Solisten schnell ausgebremst. Dem Tag entsprechend klang vieles feierlich und prächtig - aber leider auch nicht mehr. Gelungene Soli- und Gruppenleistungen (Hörner!) konnten letztlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gestaltung des Orchesterparts zu sehr an dessen Oberfläche blieb. Aber wen störte das ernsthaft, wo doch ein solcher Cellist spielte?

Nach der Pause ein sperriges und eigentümliches Werk: Carl Nielsens 5. Sinfonie aus den Jahren 1921/22. Kein Stück, zu dem sich der Zugang direkt erschließt: Herb, fern, kalt klingen viele Partien des Stückes, fast gefühllos, fast leblos. Der lange erste Satz kulminiert in einem Kampf zwischen improvisierender (!) kleiner Trommel und dem sich vergeblich zu hymnischen Höhen aufschwingenden Orchester. Der zweite und letzte Satz versucht, zu Kraft zu kommen, scheitert aber daran immer wieder, bis schließlich ein triumphaler Schluss förmlich herbeigezwungen wird. An einem sonnigen Sonntagmorgen ein harter Brocken, auch wenn Nielsen sich durchgängig innerhalb der tradierten Harmonik bewegt.

Das Rundfunksinfonieorchester Saarbrücken bekam in diesem Stück immer wieder Gelegenheit, zu zeigen, dass es vorzügliche Musiker vereint: Sei es das einleitende Fagottduett, seien es solistische Einsprengsel von Klarinette (Rainer Müller van Recum in gewohnter Souveränität, aber ohne den nötigen Biss im zweiten Satz), Flöte oder eben kleiner Trommel. Für die Entwicklung der Fugen des zweiten Satzes ließ Herbig einen Tick zu viel Zeit; zu behäbig und wohl auch zu dick erschienen manche Passagen des ersten Satzes. Zu optimistisch war für meinen Eindruck auch der Schluss gesehen, der sich eigentlich nicht organisch aus dem Vorangehenden entwickelt, sondern aufgesetzt scheint. Da wäre es angebrachter gewesen, die Brüchigkeit auch hörbar zu machen. Trotzdem kein schlechter Matinée-Start, der Sperriges und Eingängiges vereinte. Und wer sich von der Schwermut der Nielsen-Sinfonie nicht anstecken ließ, konnte sich danach frohen Mutes ins Feiertagsgetümmel stürzen.


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David Geringas, Cello

Rundfunk-Sinfonieorchester
Saarbrücken

Günther Herbig, Dirigent




Felix Mendelssohn-Bartholdy
"Die Hebriden"
Ouvertüre op. 26

Antonin Dvorak
Konzert für Violoncello
und Orchester h-moll op. 104

Carl Nielsen
Sinfonie Nr. 5 op.50



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken
(Homepage)



Da capo al Fine

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