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3. Sinfoniekonzert

21. Oktober 2005

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Ungestüme Etüden, beglückende Klangstudien

Von Markus Bruderreck

Der Cellist und Dirigent Heinrich Schiff sorgt bei seinen Auftritten in Essen immer wieder für beglückende Abende. Das war nicht anders beim dritten Sinfoniekonzert, in dem er nun im Alfried Krupp-Saal der Philharmonie den programmatischen Bogen von Beethoven bis Mahler spannte. Heinrich Schiffs Deutung der „Coriolan“-Ouvertüre op. 62 von Ludwig van Beethoven, die den Abend eröffnete, überrascht: Hier fehlt jegliches Pathos. Die kraftvollen Akkord-Ausrufezeichen des Beginns sitzen zwar perfekt, was sich dann aber entspannt, gleicht keinem tragischen Ringen, sondern eher einer ungestümen Etüde in recht straffem Tempo. Der versickernde Schluss des Werkes wirkt dadurch zwar weniger überzeugend, und vielleicht mag man sich auch fragen, warum der Dirigent es hier eigentlich so eilig hat. Beeindruckend war sein spannungsreicher, feuriger „Coriolan“ gleichwohl.

Nach diesem temperamentvollen Auftakt formt Schiff dann aus dem Adagio der 10. Sinfonie von Gustav Mahler eine überwältigende und anrührende Klangstudie. Mit der unvollendet gebliebenen 10. Sinfonie stand Mahler an der Schwelle des Todes. Verzweifelte Notizen am Rande der Partitur zeugen davon. Schiff erweist sich hier als virtuoser Meister der Klangfarben. Höchste Geigenlagen und Flageoletts leuchten und stechen, Schiff modelliert Motive und Trillerpassagen, das den Zuhörern die Musik plastisch und zum Greifen nahe ist, er zelebriert die abstürzenden Glissandi, die hier wie Chiffren des nicht mehr weit entfernten Endes des Komponisten erscheinen. Die „Menetekel-Stelle“, in der Mahler den Tod mit beängstigend mächtigen, starren, „hupenden“ Blechbläsern malt, wird zur Pforte, die in einen sanften Schluss führt. Für den Solisten, der den scharfen, durchgehenden Trompetenton hier halten muss, sicher eine Tortur (ihm, der hier seine Aufgabe leider nur beinahe bewältigt, hätte ein Einzelapplaus gebührt). Schiff kostet die verlöschenden Takte in tonaler Harmonie voll aus: Allerletzte Worte.

Im nach der Pause folgenden, heiteren „Tripelkonzert“ op. 56 dreht sich dann der musikalische Wind komplett. Vielleicht ist Schiff zusammen mit den Solisten Isabelle Faust (Violine), Christian Poltéra (Cello) und Alexander Melnikov (Klavier) eine ideale Interpretation dieses Werkes gelungen: Schlank und rank, energiereich und differenziert. Die Philharmoniker spielen mit Schwung und Präzision. Dennoch bleibt Platz für Feinheiten, die Schiff seinen Musikern immer wieder entlockt. Lediglich Alexander Melnikow sitzt gleichsam am „Katzentisch“: Den Klavierpart schrieb Beethoven für seinen Eleven und Freund, den 16-jährigen Erzherzog Rudolf, und gestaltete ihn nicht besonders anspruchsvoll. Faust und Poltéra vereinen sich dagegen zu einem äußerst erfrischenden, musikantischen Duo voller Spielfreude und Souveränität. Im Finalrondo in Polonäsentempo agieren sie besonders pointiert und spielen sich mit Witz die musikalischen Bälle zu, die Beethoven den Thema-Reprisen vorgeschaltet hat. Der Feinsinnigkeiten in dieser beseelten Wiedergabe sind noch viele. Wer nicht dabei gewesen ist, den kann man bedauern. Viel herzlicher Beifall für alle am zweiten Konzertabend. Ein Extraapplaus galt dem Cellisten Henner Diederich, der nach 33 Jahren Dienst die Philharmoniker verlässt.




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Essener Philharmoniker

Dirigent: Heinrich Schiff

Isabelle Faust, Violine
Christian Poltéra, Cello
Alexander Melnikov, Klavier




Ludwig van Beethoven
„Coriolan“-Ouvertüre c-Moll op. 62
Konzert für Violine, Violoncello,
Klavier und Orchester C-Dur op. 56
„Tripelkonzert“

Gustav Mahler
Adagio aus der Sinfonie Nr. 10
Fis-Dur



Weitere Informationen
erhalten Sie von der

Philharmonie Essen
(Homepage)



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