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Tastenzauber der ganz besonderen Art
Von Gerhard Menzel Erstmals wurde das Konzertprogramm des Klavier-Festivals Ruhr durch eine vierwöchige Pause in zwei Teile gegliedert (20.5-9.6.und 10.7.-19.8.2006), um in der Halbzeit der im eigenen Land stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft ihren angemessene Platz einzuräumen. So ein Verständnis für dieses gesellschaftliche und auch durchaus kulturelle Großereignis bringen leider nur die wenigsten Kulturveranstalter auf! Das 18. Klavier-Festival Ruhr mit seinen Schwerpunkten Mozart und Schumann steht unter dem Motto Variationen und präsentiert an 16 Orten des Ruhrgebiets und des Rheinlands auf 28 Podien 74 Konzerte. Neben der Nachwuchsförderung und den zahlreichen Debüts sorgen auch dieses Jahr wieder die ganz großen Pianisten unserer Zeit für den großen Glanz: Pierre Laurent Aimard, Martha Argerich, Emanuel Ax, Daniel Barenboim, Alfred Brendel [dessen 75. Geburtstag am 9. August 2006 in der Historischen Stadthalle Wuppertal gefeiert wird!], Ivan Moravec, Gerhard Oppitz, Mikhail Pletnev, Peter Serkin, Arcadi Volodos und Christian Zacharias, sowie die Jazz-Musiker Chick Corea, Gonzalo Rubalcaba, Chucho Valdés und Joe Zawinul. Zu diesen vielen Superstars des Klaviers gehören auch die Geschwister Katia & Marielle Labèque. Ihr Auftritt in der Philharmonie Essen wurde vom Publikum begeistert gefeiert und markierte einen dieser vielen außergewöhnlichen Höhepunkte des Klavier-Festivals Ruhr. Dabei glänzten sie allerdings nicht nur durch funkelnde Virtuosität, sondern auch ganz besonders durch ihr gestalterisches Miteinander. Katia & Marielle Labèque
Diese Qualität konnten Katia & Marielle Labèque gerade in Franz Schuberts Andantino h-Moll, op. 84/1 D 823 eindrucksvoll ausspielen. Nicht virtuos konzertierend, sondern sich gegenseitig einfühlsam ergänzend, leuchteten sie die ruhigen, atmosphärischen und farbenreichen Dimensionen dieser Komposition in allen ihren Schattierungen und Variationen aus. Eingerahmt wurde dieses Andantino varié von Mozarts Sonate C-Dur für Klavier zu vier Händen, KV 521 und der Sonate D-Dur für 2 Klaviere, KV 448, der einzigen Klaviersonate Mozarts für 2 Klaviere überhaupt. Während Katia & Marielle Labèque die langsamen Sätze ausgesprochen zart, bedächtig und anmutig gestalteten, stürzten sie sich spritzig und feurig in die mit prickelnd perlendem Passagenwerk versehenen schnellen Sätze, so als wolle die eine die andere fortwährend kommentieren. Eric Satie schrieb seine Trois morceaux en forme de poire als Reaktion auf eine kritische Bemerkung Claude Debussys in Bezug auf die Form seiner Werke. Entgegen der Betitelung (Drei kleine Stücke in Birnenform - poire war damals das Modewort für Idiot) komponierte er allerdings nicht drei, sondern sieben abwechslungsreiche Sätze, deren Material Satie zum größten Teil aus älteren Kompositionen entnahm. Nach diesem Protestwerk der unterhaltsamen Art ging es dann im Concerto per due pianoforti soli von Igor Strawinsky so richtig zur Sache. In dem für seinen Sohn und sich komponierten Werk reizte Strawinsky alle erdenklichen Spielmöglichkeiten des Klaviers aus. Mit der größtmöglichen Palette an Farben, rhythmischen und dynamischen Kontrasten, sowie einer schlagzeugtypischen Motorik entwickelt sich in diesem Concerto immer wieder ein heftiger Wettstreit der beiden Protagonisten. Alle diese kompositorischen Facetten hörbar machend, nahmen Katia & Marielle Labèque - den eigenen musikalischen Präferenzen entgegenkommend - die in der Entstehungszeit des Werkes in klassische Werke Einzug haltenden Jazz-Elemente dankbar auf. Auch dieses, einen großen Eindruck hinterlassende Werk Strawinskys, wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Zum Dank schlugen Katia & Marielle Labèque - deren Programm von Wien (Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts) nach Paris (Anfang des 20. Jahrhunderts) führte - mit den Zugaben von George Gershwin sogar noch eine Brücke in die Neue Welt. Mit JAZZ UND MOZART startet das Klavier-Festival Ruhr 2006 am Montag, 10. Juli 2006, im Konzerthaus Dortmund in die zweite "Halbzeit". Als Pianist und Komponist zugleich gestaltet der Jazzmusiker Chick Corea mit der Bayerischen Kammerphilharmonie einen Abend In the spirit of Mozart und erhält den Preis des Klavier-Festivals Ruhr. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Katia Labèque Marielle Labèque Klavier Wolfgang Amadeus Mozart Sonate C-Dur für Klavier zu vier Händen, KV 521 Franz Schubert Andantino varié h-Moll, op. 84/1 D 823 Wolfgang Amadeus Mozart Andante und Variationen für Klavier zu vier Händen, KV 501 Eric Satie Trois morceaux en forme de poire Igor Strawinsky Concerto per due pianoforti soli
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