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Fazil Say
Klavier

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Dirigent: Sylvain Cambreling


20. Dezember 2006
Festspielhaus Baden-Baden
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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Musik mit Schuss

Von Christoph Wurzel / Foto: Andrea Kremper

So ganz nebenbei, das heißt außerhalb der mit viel Werbeaufwand betriebenen Festspielzeiten, gelingen in Baden-Baden nicht selten Musikereignisse von höchstem Rang sozusagen als kleine Sensationen. So auch das Hausdebut von Fazil Say, dem 1970 in Ankara geborenen ungemein vielseitigen Pianisten und (Jazz-)Komponisten, einem elektrisierenden Musiker. Er trat jüngst mit dem in diesem Hause wohlbekannten SWR Sinfonieorchester auf, das hier sein stets treues und aufmerksames Publikum hat. Es spielte diesmal unter der Leitung seines Chefdirigenten Sylvain Cambreling (im Februar wird es unter Michael Gielen mit Mahler wiederkommen) - und zwar drei Werke, mit denen es seine besonderen Qualitäten vorzüglich präsentieren konnte: eine hoch konzentrierte, allzeit präsente Spiellebendigkeit und ein in allen Instrumentengruppen bis zur Perfektion geschliffenes Solospiel.

Gerade auch für dieses Orchester hat Hans Zender, zugleich dessen langjähriger ständiger Gastdirigent, einige Klavierstücke von Claude Debussy zu virtuosen Piecen instrumentiert, welche die besonderen Charakteristika des SWR Sinfonieorchesters bestens zur Geltung bringen. Diese kleine Auswahl aus beiden Büchern der Préludes umfasst u.a. die zart fließenden "Voiles", wo das Orchester in feinsten Nuancen Stimmungen malen kann oder das bis zum grotesken Humor gesteigerte Portrait des exzentrischen Generals Lavine mit einem echten Pistolenschuss als abschließendem Knalleffekt. Zender hat die kurzen Stücke mit breiter Klangfarbenpalette effektvoll instrumentiert und bietet dem Orchester vielfältige Möglichkeiten zu immer neuen, überraschenden Akzenten. Von diesen Gelegenheiten machte das SWR Sinfonieorchester aufs Beste und reichlich Gebrauch.

So waren die Ohren schon gehörig gespitzt für die folgenden zwei Klangfeuerwerke, Ravels G-Dur Konzert und Strawinskys Sacre.

Vergrößerung in neuem Fenster Fazil Say und das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden
und Freiburg bei ihrem Konzert in Baden-Baden

Der mit Spannung erwartete Fazil Say erwies sich in Ravels Konzert als ein wahres Energiebündel. Ganz pointiert in die Nähe zum Jazz rückte er den ersten Satz und mit ansteckender Spielfreudigkeit, hochkonzentriert und tiefschürfend lotete er den Klavierpart aus. Mit extrem differenzierten Anschlagsnuancen verzauberte er die eigentümlichen Stimmungsschwankungen dieses Konzerts zu einem atemberaubenden Bogen leuchtender Klänge. Die Atmosphäre war so intensiv, als entstände die Musik im selben Augenblick und als wäre sie nur für diesen Moment und diesen Pianisten bestimmt. Selten geht solch starke Ausstrahlung von einem Künstler aus, ohne dass sich der Eindruck einstellt, es sei Berechnung oder Effekthascherei.

Says temperamentvolle Natürlichkeit ist gepaart mit einer beeindruckenden pianistischen Souveränität. Wie er im 2. Satz (Adagio assai) das Klavier sensibel singen ließ und im 3. Satz (Presto) brillant rhythmisierte, war von höchster Feinheit und Delikatesse. Zugleich nahm er den Dialog mit dem Orchester wachsam auf und das Zusammenspiel (Klavier und Englischhorn im 2. Satz) geriet zur optimalen Kommunikation. Als Zugabe gab es, vordergründig passend zu den vorweihnachtlichen Tagen, Mozarts zwölf Variationen über "Ah! vous dirai-je, Maman", die selten so leicht und witzig pointiert gespielt wurden.

Diese musikalischen Eindrücke waren im letzten Programmteil kaum noch zu überbieten, obwohl Strawinskys Sacre an großen Effekten und brillanten Passagen nicht gerade arm ist. Und das Orchester bot hier ein weiteres Mal all seine Stärken auf und ließ einen furiosen Bilderbogen vorüberziehen. Cambreling hielt die Klangmassen wie selbstverständlich im Zaum und die rhythmische Akkuratesse und die klangsensible Schönheit des Orchesters kamen gleichermaßen zur Entfaltung.


FAZIT

In diesem Konzert der nicht endenden musikalischen Effekte war gleichwohl nichts bloß hohle Pracht, sondern alles echte Atmosphäre mit einem gehörigen Schuss vitalen Musiziervergnügens. Wie sollte da das Publikum nicht toben!




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Fazil Say
Klavier

SWR Sinfonieorchester
Baden-Baden und Freiburg

Musikalische Leitung
Sylvain Cambreling



Claude Debussy
Fünf Préludes
orchestriert von Hans Zender
"Voiles"
"La danse de Puck"
"Général Lavine - eccentric"
"Des Pas sur la neige"
"Les collines d`Anacapri"

Maurice Ravel
Konzert für Klavier
und Orchester G - Dur

Igor Strawinsky
"Le Sacre du printemps"





Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
www.festspielhaus.de/

Fazil Say
www.fazilsay.net/

Sylvain Cambreling
www.sylvaincambreling.com/

SWR Sinfonieorchester
Baden-Baden und Freiburg
www.swr.de/swr2/



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