Veranstaltungen & Kritiken Konzerte |
|
|
"Junge Wilde" - vielseitig, sensibel und begeisternd
Von Gerhard Menzel
/
Fotos von © Mark Wohlrab
Die mit Junge Wilde titulierte Konzertreihe im Konzerthaus Dortmund ist nicht nur als reißerischer Aufmacher gedacht, sondern tatsächlich Programm. Jeweils am Vormittag des Konzertes begeben sich die jungen Künstler in eine Dortmunder Schule, um sich und ihre Musik dort den Jugendlichen vorzustellen. Ziele dabei sind natürlich, zu zeigen, dass sich junge Menschen auch mit anderer Musik auseinander setzen können, Interesse für klassische Musik zu wecken und dass durch dieses Engagement hoffentlich neues Publikum gewonnen werden kann.
Zu Gast in Dortmund waren dieses Mal die 1981 geborene Geigerin Baiba Skride und ihre jüngste Schwester, die 1982 ebenfalls in Riga geborene Pianistin Lauma Skride.
Während Baiba Skride bereits früh mit den großen Orchestern auftrat, machte sich ihre Schwester Lauma zunächst als deren kongeniale Partnerin einen Namen. Inzwischen tritt Lauma Skride auch vermehrt als Konzertsolistin auf.
Das Programm, das Baiba und Lauma Skride in Dortmund präsentierten war äußerst vielseitig und sehr anspruchsvoll. Neben Ludwig van Beethovens eher beschwingten und spielfreudigen frühen Sonate für Klavier und Violine Nr. 3 Es-Dur op. 12 zu Beginn und Maurice Ravels wirkungsvoll akrobatischer »Tzigane« für Violine und Klavier am Ende des Programms, bildeten zwei schwergewichtige Werke des 20. Jahrhunderts den Schwerpunkt des Abends. Alfred Schnittkes große Faszination für Schostakowitschs 1. Violinkonzert (das eine Woche zuvor mit Leila Josefowicz in einem Heinersdorff-Meisterkonzert in Düsseldorf zu hören war) hat ganz deutliche Spuren in seiner Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 aus dem Jahr 1963 hinterlassen. Von unheimlich und geisterhaft daherkommenden Stimmungen, wie im einleitenden Andante, bis zum derb und wild wirbelnden Allegretto scherzando am Ende, bietet Schnittkes Sonate eine reichhaltige Palette an musikalischen Gestaltungsmöglichkeiten. Spieltechnisch höchste Ansprüche an Virtuosität und Klangfülle fordert auch Sergej Prokofiews Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 f-Moll op. 80. Die 1946 nach acht Jahren fertig gestellte Sonate führt den Hörer durch eine Vielzahl verschiedenster Stimmungen. Dynamisch vom leisesten Pianissimo, bis zum klangvollen Forte und zu aggressiv scharfen Tönen, ist sie eine große Herausforderung an beide Solisten. Baiba und Lauma Skride meisterten nicht nur die technischen Hürden außerordentlich bewunderungswürdig, sondern boten dem begeisterten Publikum auch durch innigste musikalische Harmonie geprägte leidenschaftlich musizierte Interpretationen dieser anspruchsvollen und tiefgründigen Kompositionen. Leider entsprach die Qualität des Flügels nicht den künstlerisch angestrebten Klangvorstellungen, da er gerade in der Höhe viel zu stumpf, dünn und farblos klang. Nach ihrer Zugabe mit »Tambourine Chinois« von Fritz Kreisler wurden Baiba und Lauma Skride mit Standing Ovations vom dankbaren Dortmunder Publikum verabschiedet. Weitere Konzerte der Reihe "Junge Wilde": 24.01.2007, 19:00 Uhr Antti Siirala 21.02.2007, 19:00 Uhr Martin Fröst 28.02.2007, 19:00 Uhr Annette Dasch 14.03.2007, 19:00 Uhr Gautier Capuçon 09.05.2007, 19:00 Uhr Patricia Kopatchinskaja 23.05.2007, 19:00 Uhr Janine Jansen Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Baiba Skride Violine Lauma Skride Klavier Ludwig van Beethoven Sonate für Klavier und Violine Nr. 3 Es-Dur op. 12 Alfred Schnittke Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 Sergej Prokofiew Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 f-Moll op. 80 Maurice Ravel Tzigane für Violine und Klavier
|
© 2006 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de