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Orchesterzyklus III - Symphonie um Vier

Orchester der Komischen Oper Berlin




Konzert am 29.04.2007
im Konzerthaus Dortmund
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Konzerthaus Dortmund (Homepage)
Ein Russe präsentiert "russische Musik"
Ein musikalisches Ereignis dank Kirill Petrenko

Von Gerhard Menzel / Fotos von © Mark Wohlrab


Der 1972 geborene Russe Kirill Petrenko wechselte nach seinem Kapellmeisterengagement an der Wiener Volksoper (von 1997 bis 1999) als Generalmusikdirektor an das Meininger Theater (bis 2002), wo er mit Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" debütierte und vor allem durch die an vier aufeinanderfolgenden Abenden gespielte Produktion von Wagners "Der Ring des Nibelungen" für großes Aufsehen bzw. -hören sorgte.

Seit dem Sommer 2002 als Generalmusikdirektor an der Komischen Oper Berlin engagiert, dirigierte Kirill Petrenko inzwischen auch an der Semperoper Dresden, der Bayerischen Staatsoper München, der Wiener Staatsoper, der Opéra Bastille in Paris, am Teatre del Liceu in Barcelona, am Royal Opera House Covent Garden in London und an der Metropolitan Opera in New York. Er ist also sehr erfolgreich, und das - wie nun auch in Dortmund zu hören war - ganz zu Recht.

Vergrößerung in neuem Fenster Kirill Petrenko

Im Konzerthaus Dortmund eröffnete er mit seinem Orchester der Komischen Oper Berlin den Abend mit Sergej Rachmaninows Tondichtung "Die Toteninsel".

Eine Schwarzweißabbildung von Böcklins gleichnamigen Gemälde, die Rachmaninow während der Jahre 1906-09 in Dresden kennengelernt hatte, inspirierte den Komponisten damals derart, dass er die Atmosphäre des Bildes - das er im Auftrag einer jungen Witwe malte, die sich ein Bild zum träumen wünschte - in gespenstisch stille, düstere Stimmungen fasste und eine betörend schöne Todesmusik schuf.

Mit allen Rachmaninow zur Verfügung stehenden instrumentatorischen Finessen komponierte er im wiegenden Fünfachteltakt - eine Reduktion und "Verstümmelung" des ruhig bewegten Sechsachteltakts der Barcarole - eine Trostlosigkeit und zeitlose Leere, Grau in Grau. Die zunächst nur fetzenweise erklingenden Motive verdichten sich nach und nach zu einer glühenden Vision, bevor sich die Komposition mit dem Wiegen der Dies-Irae-Sequenz gleichsam im Nichts verklingt. Kirill Petrenko erwies sich schon hier als ausgesprochen feinfühliger und intelligent gestaltender Klangmagier, der das Orchester der Komischen Oper Berlin zu außerordentlich differenziertem Spiel animierte.

Vergrößerung

Knallige Farben und schier unbändiges Temperament lennzeichnen dagegen die Musik von Sergej Prokofjews Ballett "Romeo und Julia", das in Ausschnitten den zweiten Teil des Abends bildete. Kirill Petrenko ließ Shakespeares großes Liebesdrama in den leuchtendsten Farben erstrahlen. Es war ein wirkliches Fest für die Ohren, diese prachtvolle und faszinierende Musik Prokofjews - ohne Platzbeschränkungen eines Orchestergrabens bei einer Ballettaufführung - in großer Besetzung erleben zu können. Unter der inspirierten Leitung ihres Chefs musizierte das wirklich üppig besetzte Orchester der Komischen Oper Berlin (immerhin des kleinsten der Berliner Opernhäuser) mit so viel Leidenschaft und Hingabe, dass das Publikum hellauf begeistert war.

Als "Abschiedsgeschenk" aus Dortmund brannten sie mit der Ouvertüre zu Michael Glinkas Oper "Ruslan und Ludmilla" noch ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse ab, dass noch einmal die Spritzigkeit und Eleganz des Orchesters der Komischen Oper Berlin unter Beweis stellte.

Vergrößerung in neuem Fenster Baiba Skride

Im Zentrum dieses ganz der russischen Musik gewidmeten Abends stand das Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 cis-Moll von Dmitri Schostakowitsch.

Die Solistin war die junge lettische Violinistin Baiba Skride, die zuletzt Anfang Dezember letzten Jahres zusammen mit ihrer Schwester in der Konzertreihe "Junge Wilde" im Konzerthaus zu hören war. Dieses Mal spielte sie das eher selten gespielte zweite Violinkonzert von Dmitri Schostakowitsch (dessen erstes Konzert sie erst kürzlich eingespielt hat; CD-Rezension im OMM).

Beide Violinkonzerte hatte Schostakowitsch seinem freundschaftlich verbunden Landsmann David Oistrach gewidmet, der den "Pianisten" Schostakowitsch bei der Ausgestaltung der Solopartien mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte.

Vergrößerung

Baiba Skride

Das in den Jahren 1966 und 1967 komponierte 2. Violinkonzert zeichnet sich - im Gegensatz zum 1947/48 entstandenen 1. Violinkonzert, in dem der große, romantische Gestus noch deutlich hörbar ist - vor allem durch seine Nüchternheit und Kargheit aus, bei der jedes noch so kleine thematische Element größtmögliche Bedeutung erhielt. Dieses Spätwerk, das wesentlich introvertierter als das frühere Schwesterwerk wirkt, ist ein höchst konzentriertes und anspruchsvolles Stück, das dem Interpreten nicht weniger abverlangt als dem Publikum.

Es wird weitgehend von der Solovioline gestaltet, die nur in einigen wenigen Augenblicken pausiert. Charakteristisch sind die permanenten Ton- und Sequenzrepetitionen, die in mannigfaltigen Variationen mit technisch äußerst anspruchsvollen und bis zu dramatischen Ausbrüchen durch das geschützartig eingesetzte und klingende Schlagwerk des Orchesters, an abgrundtiefer Trauer und bissiger, ja bisweilen gewalttätig klingender Groteske kaum zu überbieten ist.

Ist in diesen Passagen hauptsächlich eine kongeniale Technik die Grundvoraussetzung, erfordern dagegen die ruhigen und leisen Passagen große gestalterische Intensität und Ausdruckskraft. Neben unheilschwangeren Tönen gab es dennoch gelöste und gesangliche Passagen, vor allem im Zusammenspiel mit den zahlreichen Instrumentalsoli der Bläser (z.B. in den herrlichen Hornpassagen), die von Erinnerung und Hoffnung geprägt sind.

Technische Festigkeit und große Ausdruckskraft besitzt Baiba Skride in beeindruckendem Maße und durch das gemeinsame musizieren mit Kirill Petrenko und dem Orchester der Komischen Oper Berlin, kam es zu einer kongenialen Vereinigung exzellenter Künstlerpersönlichkeiten, die dieses Konzert noch lange in Erinnerung behalten lassen..


Auch in der nächsten Spielzeit wird es das Abonnement "Orchesterzyklus III - Symphonie um Vier" wieder geben, dass Sonntagnachmittags ins Konzerthaus Dortmund einlädt und wiederum bedeutende Orchester, Dirigenten und Solisten präsentiert. Eine Besonderheit ist hierbei die kostenlose Kinderbetreuung, die die Konzerte auch für Familien "elterntauglich" macht.

21.10.2007, 16:00 Uhr
Staatskapelle Weimar
Carl St. Clair (Dirigent)
Lise de la Salle (Klavier)
Richard Wagner
Ouvertüre zu "Tannhäuser"
Franz Liszt
Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 1 Es-Dur
Hector Berlioz
Symphonie fantastique
op. 14

02.12.2007, 16:00 Uhr
Orchestre des Champs-Élysées
Philippe Herreweghe (Dirigent)
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98

20.01.2008, 16:00 Uhr
Orchestre de Chambre de Lausanne
Christian Zacharias (Dirigent, Klavier)
Felix Mendelssohn
"Die Hebriden"
Konzertouvertüre h-Moll op. 26
Frédéric Chopin
Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 2 f-Moll op. 21
Felix Mendelssohn
Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56
"Schottische"

13.04.2008, 16:00 Uhr
Cincinnati Symphony Orchestra
Paavo Järvi (Dirigent)
Nikolai Lugansky (Klavier)
Sergej Rachmaninow
Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 3 d-Moll op. 30
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944
"Die Große"



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Orchester der
Komischen Oper Berlin

Kirill Petrenko
Dirigent

Baiba Skride
Violine



Sergej Rachmaninow
"Die Toteninsel"
Sinfonische Dichtung
nach einem Bild von Böcklin op. 29

Dmitri Schostakowitsch
Konzert für Violine und Orchester
Nr. 2 cis-moll op. 129

Sergej Prokofiew
Ballettmusik
zu "Romeo und Julia" op. 64
(Auszüge)



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Konzerthaus Dortmund
(Homepage)

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Baiba Skride
www.sonyclassical.de/baibaskride/


Kirill Petrenko
an der Komischen Oper Berlin
www.komische-oper-berlin.de/




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