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Atemberaubende Interpretationen bannten das Publikum
Von Gerhard Menzel
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Fotos von © Mark Wohlrab
Wann hat man je in einem Konzert ein so fasziniertes und gespannt lauschendes Publikum erlebt? Es war kein Huster, kein Räuspern oder Rascheln zwischen den einzelnen Sätzen zu hören, wo doch sonst ein manchmal schon Besorgnis erregendes "Hust, Keuch, Schnupf" alles soeben Gehörte schlagartig in den akustischen Orkus verschwinden lässt. Aber was Janine Jansen und Itamar Golan mit ihren ausdrucksstarken und schier überwältigenden Interpretationen im Konzerthaus Dortmund gelang, war wirklich einzigartig.
Schon in Ludwig van Beethovens dritter Sonate für Violine und Klavier a-Moll op. 23 konnte man den Zauber vernehmen, den diese beiden vortrefflichen Musikerpersönlichkeiten im scheinbar blinden Einverständnis miteinander verbindet. Ganz andere musikalische Welten präsentierten Janine Jansen und Itamar Golan in der Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 G-Dur op. 13 von Edvard Grieg. Unter seinen lediglich sieben Kammermusikwerken befinden sich aber immerhin drei Violinsonaten. In der hier gespielten zweiten Sonate bekannte sich Grieg ganz zum norwegischen Idiom und verarbeitet in allen drei Sätzen nicht nur Volkstanzrhythmen und -motive, sondern lehnte sich auch an den Hardingfela-Stil an, deren Musik vor allem im Süden Norwegens von Hardangerfiedeln (der Viola d'amore ähnlich mit zusätzlichen Resonanzsaiten bespannt) gespielt wird.
Auch im Oeuvre von Olivier Messiaen ist die Kammermusik nur mit einigen wenigen Werken vertreten. Eine dieser reizvollen Kompositionen ist Thème et Variations für Violine und Klavier. Einem Thema folgen fünf Variationen, bei denen man besonders am virtuosen Klavierpart erkennt, dass Messiaen schwerpunktmäßig für die Orgel und das Klavier komponiert hat. Gerade hier kam nicht nur die feinfühlige und sensible Begleitung Itamar Golans zur Geltung, der fast ausschließlich als Kammermusiker und Liedbegleiter musiziert, sondern auch seine große Virtuosität. Den Abschluss des Programms bildete die Sonate für Violine und Klavier G-Dur LV 64 des bereits mit 24 Jahren verstorbenen und heute so gut wie unbekannten Belgiers Guillaume Lekeu. Nicht nur die Unbekanntheit dieser großangelegten, romantischen Komposition, sondern auch die ungeheuer liebevolle und inspirierte Interpretation von Janine Jansen und Itamar Golan zogen das Publikum ganz stark in ihren Bann. Es verabschiedete die beiden exzellenten und miteinender eine musikalische Einheit bildenden Musiker mit Ovationen und Standing Ovations -nach zwei Zugaben - aus dem Dortmunder Konzerthaus. Dieses Konzert war wirklich ein ganz besonderer Abend mit ungewöhnlichem Programm und außergewöhnlichen Musikern. Das Abo "Junge Wilde" wird auch in der Spielzeit 2007/2008 wieder angeboten: 19.09.2007, 19:00 Uhr Jean Sibelius zum 50. Todestag Antti Siirala (Klavier) 17.10.2007, 19:00 Uhr Martin Fröst (Klarinette) Itamar Golan (Klavier) 28.11.2007, 19:00 Uhr Patricia Kopatchinskaja (Violine) und Fazil Say (Klavier) 13.02.2008, 19:00 Uhr Annette Dasch (Sopran) Nikolay Borchev (Bariton), Katrin Dasch (Klavier) 27.02.2008, 19:00 Uhr Janine Jansen (Violine) Maxim Rysanov (Viola), Thorleif Thedéen (Violoncello) 16.04.2008, 19:00 Uhr Gautier Capuçon (Violoncello) Jérôme Ducros (Klavier) 02.05.2008, 19:00 Uhr Baiba Skride (Violine) Sol Gabetta (Violoncello), Lauma Skride (Klavier) 14.05.2008, 19:00 Uhr Martin Stadtfeld (Klavier) Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Janine Jansen Violine Itamar Golan Klavier Ludwig van Beethoven Sonate für Violine und Klavier a-moll op. 23 Edvard Grieg Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 G-Dur op. 13 Olivier Messiaen Thème et Variations für Violine und Klavier Guillaume Lekeu Sonate für Violine und Klavier G-Dur LV 64
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