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PRO ARTE ABO A und B
Julia Fischer & Orchestre de la Suisse Romande
Marek Janowski


11. Oktober 2006

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Pro Arte Konzerte Essen (Homepage)

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Philharmonie Essen (Homepage)
Glänzendes Konzert und taktlose Sinfonie

Von Gerhard Menzel / Foto: Pro Arte Konzerte Essen

Bereits ihr Gastspiel am 23.01.2006 in der Philharmonie Essen (siehe OMM-Kritik), in der Julia Fischer zusammen mit der Academy of St. Martin in the Fields ein komplettes, gemeinsames Programm mit Werken von Mozart, Schostakowitsch und Vivaldi und präsentierte, sorgte für großes Aufsehen und riesige Begeisterung. War sie dort vor allem als mitmusizierende Kammermusikerin ganz im Sinne eines homogenen Ensembles zu erleben, stand sie in diesem ProArte Konzert mit Beethovens Violinkonzert ausschließlich als Solistin im Mittelpunkt des Geschehens.

Ludwig van Beethovens Konzert D-Dur für Violine und Orchester, op. 61, wurde vor 200 Jahren am 23. Dezember 1806 in Wien uraufgeführt und gehört heute zu den meistgespielten und meistgeliebten Konzerten überhaupt. Daher ist jede Aufführung durch zahlreiche und unterschiedlichste Hörerlebnisse "vorbelastet".

Dabei wurde Beethovens Komposition zunächst überhaupt nicht geschätzt. Erst durch den Geiger Joseph Joachim fand es 40 Jahre nach seiner Uraufführung Eingang ins Repertoire und gelangte zu seinem bis heute andauernden Weltruhm.

Was zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Mangel angesehen wurde, vor allem die "unendlichen und ermüdenden Wiederholungen", gilt heute als die besondere Qualität dieses auf Sanglichkeit der Melodienführung und das Ineinandergreifen von Orchester und Soloinstrument angelegten Werkes. Letztendlich wurde gerade Beethovens Konzert zum Vorbild der spätromantischen Kompositionen dieser Gattung.

Vergrößerung

Julia Fischer

Die Melodienseeligkeit und Sanglichkeit der Instrumentalstimme wurde in der Interpretation von Julia Fischer ganz besonders deutlich hervorgehoben. Unterstützt wird dieser Eindruck vor allem durch den ungeheuer warmen und weichen, dabei aber immer transparenten und klar konturierten Klang ihrer Violine, einem Instrument von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1750. Allerdings wird dieses edle und wunderbare Timbre nur auf Grund ihrer außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten auch wirklich hörbar, wobei es nicht allein auf eine präzise Spieltechnik ankommt, die viele andere auch besitzen, sondern auf die ganz besondere Art der Tonerzeugung, eben der Bogenbeherrschung und des Fingerspitzengefühls. Bogen, Saiten und Finger bilden bei ihr nicht drei Welten, die aufeinander treffen, sondern eine imaginäre Einheit, aus der heraus die Töne und der jeweils ersonnene Klang strömen.

Abgesehen davon überzeugt Julia Fischer durch ihre musikalisch äußerst feinfühlige Interpretation. Wo großer Ausdruck gefragt ist, gestaltet sie die Musik in herrlich geschwungenen Bögen. Ist Virtuosität gefordert, brennt sie ein funkelndes und strahlendes Feuerwerk ab, das alle Brillanz und Schönheiten aufzeigt, aber niemals die technischen Schwierigkeiten oder Grenzen erkennen lässt. Außerdem wirkt ihre Präsentation nie aufgesetzt oder künstlich, sondern natürlich und immer darauf bedacht, im Kontakt mit den Mitmusizierenden zu stehen. Aus diesem Grund gehört Julia Fischer ganz zu Recht weltweit zu den größten musikalischen Begabungen und Interpretinnen.

Einer der bedeutendsten Förderer der Münchnerin war 1996 Lorin Maazel. Bereits 1998 begann dann schon ihre internationale Konzerttätigkeit, die sie mit den großen Orchestern und bekannten Dirigenten zusammenführte. Ihr Repertoire umfasst dabei neben solistischen Werken mit Orchesterbegleitung auch Werke der Kammermusik, was sich auch in ihrer stetig wachsenden Diskographie dokumentiert. Seit September 2006 ist Julia Fischer - neben ihrer weiter andauernden Konzerttätigkeit - als Professorin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main tätig. Die dreiundzwanzigjährige ist damit die jüngste Professorin an einer deutschen Hochschule. Als Lehrerin und erfolgreiches Vorbild wird sie sicherlich viel zu vermitteln wissen. Auch dafür viel Erfolg!

Vergrößerung in neuem Fenster Marek Janowski

Begleitet wurde Julia Fischer - die sich beim begeisterten Publikum mit Bachs Sarabande als Zugabe bedankte - vom Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung seines Chefdirigenten Marek Janowski.

Marek Janowski, der als weltweit gefragter Dirigent seit September 2002 künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin ist, hat im Herbst 2005 zusätzlich die Leitung des Orchestre de la Suisse Romande in Genf übernommen. Das Orchestre de la Suisse Romande (OSR) mit Sitz in Genf (Schweiz) wurde 1918 von Ernest Ansermet gegründet, der es bis 1967 leitete. Berühmt wurde es besonders durch Uraufführungen von Komponisten wie Benjamin Britten, Claude Debussy, Heinz Holliger, Arthur Honegger, Frank Martin, Darius Milhaud und Igor Stravinski.
Neben Konzerten im Genfer Konzertsaal Victoria Hall und in Lausanne, spielt das OSR auch Opern und Ballette in der Genfer Oper (Grand Théâtre de Genève) und unternimmt regelmäßig Tourneen in Europa, Nordamerika und Fernost.

Während Marek Janowski und das Orchestre de la Suisse Romande bei Beethovens Violinkonzert vorwiegend darauf bedacht waren, dem solistischen Vortrag einen adäquaten orchestralen Rahmen zu verleihen, gaben sie der Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90 von Johannes Brahms wesentlich mehr und ausgeprägtere Konturen.

Die im Sommer des Jahres 1883 entstandene 3. Sinfonie wurde von den Bruckner- und Wagner-Anhänger zwar als konservativ betrachtet und mit Missachtung gestraft, doch bei anderen Zeitgenossen wie Antonin Dvorak oder Clara Schumann rief sie Begeisterung hervor. Dabei nimmt sie zwischen der idyllischeren 2. Sinfonie und der monumentaleren 4. Sinfonie eine Sonderstellung ein.

Der sehnsüchtiger Charakter der 3. Sinfonie äußert sich nicht nur in den berührenden Melodien, sondern auch durch die Wahl der Tonarten, die im Laufe der Sätze von Dur nach Moll wandern: 1. Satz: Allegro con brio (F-Dur), 2. Satz: Andante (C-Dur), 3. Satz: Poco allegretto (c-Moll) und 4. Satz: Allegro (f-Moll). Auch die gewählten Taktarten (6/4, 9/4, 3/8 etc.) und die immer wieder angewandte Technik der Verschleierung der Taktart durch Synkopierungen und dem Wechselspiel von Vierteln und Triolen, lassen den Zuhörer auf Grund dieses "Taktverlustes" immer wieder ins metrische Schwimmen geraten. Marek Janowski ging auf diese Vorgaben von Brahms sehr differenziert und variabel ein, sodass sich diese innere Sehnsucht nach leidenschaftlichem Aufbäumen mit immer wieder einsetzenden und unterbrochenen Sechzehntelbewegungen der Streicher bis zum letztendlichen Verklingen der Bläser im Pianissimo immer mehr intensivierte.

Mit einem "Ungarischer Tanz" als Zugabe verabschiedeten sich Marek Janowski und das Orchestre de la Suisse Romande beim dankbar applaudierenden Publikum.




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Julia Fischer
Violine

Orchestre de la Suisse Romande

Musikalische Leitung
Marek Janowski




Ludwig van Beethoven
Konzert D-Dur für Violine
und Orchester, op. 61

Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 3 F-Dur, op. 90



Weitere Informationen

Pro Arte Konzerte Essen
http://www.pro-arte-konzerte.de/essen/

Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de

Julia Fischer
www.juliafischer.com/

Orchestre de la Suisse Romande (OSR)
www.osr.ch/



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