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Klingende Hommage an Libeskind
Von Stefan Schmöe Inspiriert worden zu seiner neuen Komposition, einem Auftragswerk des Sinfonieorchester Wuppertal, ist Cornelius Hummel (Jahrgang 1957) durch Daniel Libeskinds viel gerühmten Museumsbau für das Jüdische Museum Berlin. Dessen Form, die an einen Blitz wie an einen aufgebrochenen Davidstern erinnert, hat der Komposition schließlich auch den Namen gegeben: Broken Star. Der Versuch, Architektur und Konzeption des mittlerweile weltberühmten Bauwerkes in Musik zu übersetzen so in der Ankündigung des Konzerts zu lesen stimmt bedenklich, braucht doch der Museumsbau (dessen metaphorische Funktion ohnehin überstrapaziert wird) wahrlich keine musikalische Kommentierung, droht aber die Musik zur Randerscheinung zu degradieren. Man tut gut daran, Titel und Programm eher als lockere Assoziation beim Hören von Hummels Komposition auffassen, so zumindest der Eindruck nach der Uraufführung. Broken Star besteht aus einer Folge von erratisch aufeinander geschobenen Klangflächen, zerklüftet in Form und Klang. Die einzelnen Partikel sind meist tonal wie Relikte aus einer vergangenen Zeit, die sich mehr im Sinn eines Mosaiks denn einer Collage zusammenfügen. Hummel nutzt raffiniert die klanglichen Möglichkeiten eines Symphonieorchesters in großer Besetzung, lässt Klänge durch den Raum wandern (die vergleichsweise hallige Akustik der Wuppertaler Stadthalle kommt dem sehr entgegen) und die Musik zwischenzeitlich in einer riesigen Generalpause verstummen. Das hält die Spannung durchaus über die rund 25 Minuten Spieldauer. Ambivalenter ist eine zweite Ebene, in der Hummel mit konkreten Zitaten arbeitet (aus der 9. Symphonie von Gustav Mahler obwohl der früh zum Katholizismus konvertierte, hält die Musikgeschichte hartnäckig am Bild des jüdischen Komponisten Mahler fest) oder, wenn auch in Fragmente zerlegt, ausführlich Klezmermusik einbaut. Zwar lässt sich das gut anhören, streift aber auch gängige Klischees, auf die das Judentum beinahe folkloristisch immer wieder reduziert wird. Nach dem dennoch starken Eindruck von Broken Star fiel das Konzert für Posaune und Orchester von Henri Tomasi ein wenig ab, sowohl was die Intensität des Orchesters als auch die Komposition anbelangt. Tomasi, der als Kinopianist begann und nach einer Karriere als Dirigent künstlerischer Leiter der Opera Monte Carlo wurde, war Theaterpraktiker und als Komponist Pragmatiker, der einen direkten Zugang zum Hörer sucht. Das Posaunenkonzert (komponiert 1956) ist ein hübsches, neoklassizistische Anlage mit Tanzrhythmen und impressionistischem Klangbild koppelndes Werk, das zwischen den beiden anderen, recht schroffen Programmpunkten ein wenig belanglos wirkt. Peter Stuhec, Soloposaunist des Wuppertaler Orchesters, spielte mit berückendem Piano (beeindruckend, wie er bruchlos den Ton an die tiefen Streicher weitergibt); oberflächliche Brillanz versagte er sich weitgehend obwohl ein wenig mehr davon dem Stück durchaus bekommen hätte. Strawinskys Ballettmusik Petrouchka in der revidierten Fassung von 1947 dirigierte Wuppertals Generalmusikdirektor Toshiyuki Kamioka eher flächig, betonte die vibrienden Klangschichten und hob darin die Nähe zum ersten Werk des Konzerts hervor. Darüber ging mitunter die Pointierung im Detail und etwas vom bärbeißigen Humor der Komposition verloren. Das Wuppertaler Sinfonieorchester präsentierte sich einmal mehr auf dem hohem Niveau, dass es unter der Leitung Kamiokas gewonnen hat. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Werke- Uraufführung - Cornelius Hummel (*1957): Broken Star Impressionen zur Architektur des Jüdischen Museum Berlin für großes Orchester Auftragswerk des Sinfonieorchester Wuppertal Henri Tomasi (1901 - 1971): Konzert für Posaune und Orchester Igor Strawinsky ( - 1976): Petrouchka Burleske Szenen in vier Bildern Fassung von 1947 AusführendePeter Stuhec, PosauneSinfonieorchester Wuppertal Leitung: Toshiyuki Kamioka
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