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Geburtstagsständchen
Eine Klavier-Legende feierte in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag: Bei zwei Konzerten in der Wuppertaler Stadthalle präsentierte das Klavierfestival Ruhr an zwei aufeinander folgenden Abenden kammermusikalische Kostbarkeiten von und für Alfred Brendel. Er ist einer der größten lebenden Pianisten: Durch seinen kultivierten Anschlag und seine unverwechselbaren Phrasierungen gewinnt Alfred Brendels federnd-leichtes Spiel in Joseph Haydns Sonate D-Dur eine Spannung, die seiner schwerelosen, luziden Interpretation vibrierendes Leben verleiht. Reflektiert lässt Brendel in Franz Schuberts Sonate G-Dur op.78 (D894) ein plastisches, durchstrukturiertes Klangrelief lebendig werden und vereint mit tief schürfender Nachdenklichkeit die aufblitzenden emotionalen Abgründe der Frühromantik mit der formalen Ausgewogenheit und Nonchalance der Wiener Klassik, bändigt den sich immer wieder Bahn brechenden Gefühlsreichtum der Frühromantik mit formaler Selbstdisziplin ganz im Sinn des humanistischen Bildungsideals Nichts im Übermaß. Versonnen tastet sich Alfred Brendel in die verhangenen Traumwelten von Mozarts Fantasie c-Moll KV475; ausdrucksstark hebt er die Kontraste zwischen Momenten voll verhaltener Leidenschaft und fragiler Ruhe hervor. Subtil und tiefgründig klingen Wehmut und Heiterkeit in der abgeklärten Interpretation der Haydn-Sonate C-Dur an. Zu Ehren des Jubilars spielten am Mittwoch Brendels Sohn Adrian Brendel am Cello und der junge Pianist Till Fellner Werke von J.S. Bach, György Kurtág, Ludwig van Beethoven und eine Auftragskomposition des Klavierfestivals, Lied von Sir Harrison Birtwistle. Mit fein aufeinander abgestimmten Phrasierungen zeichnen Till Fellner und Adrian Brendel die komplexen und doch so filigranen Klanggewebe in J.S. Bachs Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll nach; in ausdrucksstarkem Wechselspiel erwecken sie die durchscheinende Klarheit der verschlungenen barocken Kontrapunktik wieder zum Leben. Ihr nuancenreiches Zusammenspiel überzeugt vor allem in Beethovens Sonate für Cello und Klavier Nr. 3 A-Dur durch seine eindringliche Gestaltungstiefe. Wie meisterlich sie unterschiedlichste Stile beherrschen, zeigen die jungen Künstler in kurzen Stücken von György Kurtág und Sir Harrison Birtwistles Lied: Aus verhaltenen Urklängen generieren sich hier melodische Fragmente und verbinden sich mit rituellen Floskeln zu einer zerbrechlichen Einheit. Mit standing ovations ehrte das Publikum Alfred Brendel, und Festivalintendant Franz Xaver Ohnesorg dankte den Künstlern, dass wir heute Alfred Brendel ein bisschen von dem zurückgeben konnten, was er uns jedes Jahr geschenkt hat. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
8. August 2006: Alfred Brendel, Klavier Joseph Haydn: Sonate D-Dur Hob. XVI:42 Franz Schubert: Sonate G-Dur op.78 (D894) Wolfgang Amadeus Mozart: Fantasie c-Moll KV475 Rondo Nr.3 a-Moll KV511 Joseph Haydn: Sonate C-Dur Hob. XVI:50 9. August 2006: Adrian Brendel, Violoncello Till Fellner, Klavier György Kurtág (*1926): Präludium und Choral Jelek Aus der Ferne Schatten Les Adieux (in Janáceks Manier) János Pilinsky: Gérard de Nerval Johann Sebastian Bach: Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll BWV 1029 Sir Harrison Birtwistle (*1934): Lied für Klavier und Violoncello (Uraufführung - Auftragskomposition des Klavier-Festivals Ruhr) Ludwig van Beethoven: Sonate für Violoncello und Klavier Nr.3 A-Dur op.69
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