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Arnold Schönberg
"Gurre-Lieder"


2. November 2006

Wiener Konzerthaus


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Im Fortissimo ertränkt:
Michael Gielen dirigiert Schönbergs "Gurrelieder"

Von Rainhard Wiesinger

Unmittelbarer Anlass für den Beginn der zwischen 1901 und 1911 entstandenen Komposition war die Ausschreibung eines Kompositionswettbewerbs. Alexander Zemlinsky, Schönbergs Lehrer und Freund überliefert dazu folgendes: »Schönberg, der sich um den Preis bewerben wollte, komponierte einige wenige Lieder nach Gedichten von Jakobsen. Ich spielte sie ihm vor (Schönberg spielte bekanntlich nicht Klavier.) Die Lieder waren wunderschön und wirklich neuartig, aber beide hatten wir den Eindruck, dass sie gerade deshalb wenig Aussicht für eine Preisbewerbung hätten." So reichte Schönberg seine Komposition nicht ein, sondern entschloss sich zu einer Umarbeitung für Gesang und Orchester. Die Entstehungszeit der Partitur erstreckt sich über einen für den Komponisten ungewöhnlich langen Zeitraum. Die Periode der intensivsten Auseinandersetzung war zwischen März 1900 und März 1901. In dieser Zeit hat der Komponist das Stück nach eigenen Angaben "vollendet." Zwischen 1901 und 1903 arbeitete er an der Instrumentation, 1903 unterbrach er die Arbeit für sieben Jahre. Während dieser Zeit distanzierte er sich allerdings stark vom Stil der Gurrelieder. Als er 1910/11 die Partitur fertig stellte, war ihm deren Aussage nicht mehr persönliches Anliegen, sondern die Dokumentation eines Kompositionsstiles und einer Geisteshaltung, die nicht mehr die seine war.

Die Geschichte um König Waldemar und Tove und die Eifersucht der Königin, die Tove schließlich ermordet, lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen und gehört in ihren verschiedenen Versionen zum nationalen Sagengut Dänemarks. Der Stoff erfuhr im Lauf der Zeit mehrere Veränderungen, unter anderem durch Hinzufügungen von konkreten Ortsbezeichnungen und die Vorstellung vom ruhelos umherschweifenden König. In weiterer Folge wurden diese Ereignisse auf den 1375 auf Schloss Gurre verstorbenen König Waldemar IV. projiziert. Diese Fassung übernahm Jens Peter Jacobsen als Vorlage für seine 1868 entstandenen Gedichte, die in philosophisch-religiöser Hinsicht einen starken Reiz auf Schönberg ausstrahlten.

Dass in Schönbergs Werk die Vokalsolisten eine wesentliche Rolle spielen oder besser gesagt spielen sollten, ließ Michael Gielens Interpretation vollkommen im Dunklen. Mit wenig exquisitem Klang überrumpelte das SWR Symphonieorchester die Stimmen und ertränkte sie ohne Rücksicht auf die dynamischen Möglichkeiten der Besetzung im lärmenden Fortissimo. Sofern Robert Dean Smith (Waldemar) und Melanie Diener (Tove) sich bemerkbar machen konnten, vernahm man eine liedhaft phrasierte Interpretation, die man gerne im Gesamten gehört hätte. Yvonne Naef (Waldtaube), Gerhard Siegel (Klaus Narr), Ralf Lukas (Bauer) und Andreas Schmidt (Sprecher) hatten es besser: Sie mussten sich in ihren vergleichsweise kurzen Partien nicht immer gegen das volle Orchester behaupten. Präzis agierte der Chor des MDR und des Bayrischen Rundfunks, angesichts seiner Größe wäre wiederum mehr vokale Wucht zu erwarten und vor allem in der Schlussszene erwünscht gewesen.

Fazit: Ein Abend der verschenkten Möglichkeiten




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Arnold Schönberg:
Gurre-Lieder


Tove - Melanie Diener
Waldtaube -Yvonne Naef
Waldemar - Robert Dean Smith
Klaus Narr - Gerhard Siegel
Bauer - Ralf Lukas
Sprecher - Andreas Schmidt


Chor des Bayrischen Rundfunks
MDR Rundfunkchor Leipzig

SWR-Sinfonieorchester
Baden-Baden & Freiburg

Musikalische Leitung
Michael Gielen



Weitere Informationen

Wiener Konzerthaus
konzerthaus.at/



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