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5. Symphoniekonzert

24. Januar 2008

Schauspielhaus Bochum

Bochumer Symphoniker
Selten gehört - Selten so gehört

Von Gerhard Menzel

Im 5. Symphoniekonzert der Bochumer Symphoniker im Schauspielhaus Bochum standen gleich zwei weibliche Gastprotagonistinnen im Mittelpunkt des Interesses.

Zunächst war es die 1981 in Argentinien geborene und in der Schweiz lebende Cellistin Sol Gabetta, die mit dem Konzert für Violoncello und Orchester von Edward Elgar eines der ganz großen Solokonzerte dieser Gattung präsentierte.

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Nachdem Sol Gabetta bereits als Zehnjährige einen ersten Wettbewerb gewann und nach diverse Auszeichnungen (u.a.Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau, Natalia-Gutman-Preis, ARD-Wettbewerb in München) im Jahr 2004 als Gewinnerin des "Crédit Suisse Young Artist Award" ihr Debüt mit den Wiener Philharmonikern unter dem Dirigat von Valery Gergiev bei den Luzerner Festspielen gab, gehört sie heute zu den weltweit gefragtesten Solistinnen.

Auch als Kammermusikerin ist Sol Gabetta sehr engagiert. Zu ihren Partnerinnen und Partnern gehören u.a. Henri Sigfridsson, Mihaela Ursuleasa, Baiba und Lauma Skride sowie Patricia Kopatschinkskaja und Yo-Yo Ma. In der Schweiz - sie unterrichtet seit Oktober 2005 an Musik Akademie Basel -.gründete sie sogar ihr eigenes Kammermusikfestival "Solsberg", das jährlich im Sommer stattfindet.

Sol Gabetta spielt, dank eines großzügigen privaten Stipendiums von Hans K. Rahn, eines der seltenen und kostbaren Violoncelli von G. B. Guadagnini aus dem Jahr 1759, das sie auch in diesem Konzert in seiner ganzen Schönheit und Klangfülle präsentierte.

Über alle technischen und intonatorischen Schwierigkeiten erhaben, gestaltete sie dieses viersätzige, in zwei Paare gegliederte und dadurch mit der tradierten Konzertform brechende Werk von Elgar mit musikalisch sehr feinfühligem Gespür, was vor allem in den oft introvertierten Teilen dieser Komposition für spannungsvolle Momente sorgte. Die zahlreichen rezitativartigen Passagen und die wiederholte Aufnahme von Motiven und Themen aus vorangegangenen Sätzen modellierte sie sorgfältig heraus und ließ die damals neuartige Struktur der Komposition deutlich hörbar werden. Julia Jones und die Bochumer Symphoniker begleiteten Sol Gabetta aufmerksam und diskret, was der zum Teil sparsamen Orchestrierung von Elgar und die dadurch ermöglichte Transparenz des Satzes, die dem Soloinstrument eine starke Dominanz verleiht, durchaus entspricht.

Dem von der lichtdurchfluteten Interpretation Sol Gabettas begeisterten Publikum bescherte sie als Zugabe mit "Dolcissimo" noch ein eindrucksvolles Werk des lettischen Komponisten Peteris Vasks, in dessen Verlauf Sol Gabetta in den "Gesang" ihres kostbaren Instrumentes mit einstimmte und sie sich in einem sirenenartig klingenden Duett vereinigten. Ein schöneres musikalisches Liebesbekenntnis kann es nicht geben.

Selten zu hören ist auch das Tongedicht "Pan und Syrinx" des dänischen Komponisten Carl Nielsen, der den vom römischen Dichter Ovid im ersten Buch seiner "Metamorphosen" überlieferten antiken Mythos plastisch und assoziationsreich in Töne setzte. Nielsen erwies sich hierbei als Meister ungewöhnlicher Instrumentationswirkungen, die vor allem durch den Einsatz eines großen Schlaginstrumentariums (u.a. mit Xylophon, Glockenspiel und Tamburin) und der damit möglichen Farbgebungen erreicht wird. Gastdirigentin Julia Jones arbeitete hier mit den Bochumer Symphonikern feinste Differenzierungen und Klangschattierungen heraus, die die unglückliche Liebesgeschichte zwischen Pan und Syrinx in atmosphärisch wirkende Klänge fasste.

Die 1961 in England geborene Dirigentin Julia Jones, die Mitte der achtziger Jahre ihr Heimatland verließ und über Stationen in Köln, Stuttgart, Ulm, Darmstadt, 1998 Chefdirigentin an der Oper in Basel wurde, ist seit dem Jahr 2002 freischaffend tätig und dirigiert häufig an den Opernhäusern von Wien, Genua, Frankfurt am Main und Berlin. Ihr weitgefächertes Repertoire hat ein besonderes Schwergewicht bei den Werken von Giuseppe Verdi und W. A. Mozart, was 2004 zu einen Engagement bei den Salzburger Festspiele geführt hat. Nach ihrem ersten Engagement an der Wiener Staatsoper im Oktober 2001 wurde sie bis zum Jahr 2005 für weitere 30 Vorstellungen verpflichtet. Es folgten Dirigate an der Deutschen Staatsoper Berlin, der Oper in Melbourne, am Gran Teatro di Liceo Barcelona, beim Symphonieorchester in Montréal und an der Oper in Washington. Als Gast dirigierte Julia Jones u.a. auch das Radio-Symphonie-Orchester Wien, das Orchestre de la Suisse Romande und die Bochumer Symphoniker.

Ebenso wie "Pan und Syrinx" von Carl Nielsen steht Leoš Janáceks "Sinfonietta" nur sehr selten auf den hiesigen Konzertprogrammen. Immerhin schreibt sie mit neun Trompeten, zwei Tenortuben und zwei Basstrompeten einen ungewöhnlich großen Blechbläserapparat vor. Zwar konnte man auch in Bochum diese Originalbesetzung nicht hören, aber auch in der reduzierten Version hat diese bemerkenswerte Komposition ihren Reiz. Zwar gab es schon glanzvollere Fanfarenklänge zu hören, aber trotz der insgesamt etwas angestrengt wirkenden und auf Korrektheit angelegten Spielweise, konnten die Bochumer Symphoniker unter der umsichtigen Leitung von Julia Jones die Vielschichtigkeit und Besonderheit dieses eindrucksvollen Werkes von Janácek klangvoll zum Ausdruck bringen.

Fazit:

Ein sehr interessantes Programm und eine Solistin der Extraklasse.




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Sol Gabetta
Violoncello

Bochumer Symphoniker

Julia Jones
Dirigent




Edward Elgar
Konzert für Violoncello
und Orchester e-Moll op. 85

Carl Nielsen
"Pan und Syrinx"
Pastorale für Orchester
op. 45 (FS 87)

Leos Janácek
Sinfonietta



Weitere Informationen

Sol Gabetta
www.solgabetta.com/


SOLsberg Festival
www.solsberg.ch/


Bochumer Symphoniker
www.bochumer-symphoniker.de/



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