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Duisburger Philharmoniker
& Jonathan Darlington


18. Januar 2008

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Die sonderbare Magie des Klanguniversums

Von Dr. Maria Kostakeva

So könnte man das Konzert der Duisburger Philharmoniker am 18. Januar unter der Leitung von Jonathan Darlington im Stichwort definieren. Ein anspruchsvolles, sorgfältig ausgewähltes Programm, das ein Stück Musiklandschaft aus Frankreich erklingen ließ, ergänzt durch ein finnisches Werk. Den Bogen bildeten zwei miteinander verwandte und für die musikalische Geschichte des 20. Jahrhunderts enorm wichtige Werke: Claude Debussys "Prélude L'après-midi d'un faune" nach Stéphane Mallarmé (1894) und Olivier Messiaens "Chronochromie" (1959/60). Das erste gilt durch sein ganz neues Klang- und Formkonzept als Wegweiser und Ausgangspunkt der modernen Epoche, das zweite gehört zur Blütezeit der seriellen Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg. In beiden Stücken geht es um das Komponieren von Klangfarben und, was für das 20. Jahrhundert sich schon als Paradigma erwies, um die Gleichsetzung und Wechselbeziehung von Zeit und Farbe.

In beiden Werken beschäftigt sich die Musik mit den Geheimnissen der Natur und des Universums. In einem kapriziösen chromatisch absteigenden Flötenthema (Debussy ahmt hier ironisch die berühmte Arie Dalilas von Camille Saint-Saëns nach, der sich über seinen jungen Kollege negativ äußerte), zeigt sich die glückselige Faulheit ("la paresseuse béatitude") des Fauns: Erschöpft vom erotischen Spiel mit den Nymphen, sieht er sich im Traum als vollkommener Besitzer der ganzen Natur. Die Klangraffinesse und die technische Perfektion des Orchesters konnten hier eine schillernde, wandelbare Natur in all ihren Schattierungen suggerieren.

Höhepunkt des Konzertes war aber die bewundernswerte, vielleicht ein bisschen überexponierte Interpretation vom Messiaens Stück - eine seiner schwierigsten und komplexen Partituren, fast unaufführbar. Ungewöhnliche Klangmischungen, eine unerhörte Dichte von Melodien und virtuosen Vogelgesängen, Rhythmen von unendlicher Vielfalt, extreme Überlagerungen - dies alles liegt der "Chronochromie" (chronos=Zeit), chroma=Farbe) zugrunde. Für den Komponisten, der von der wilden Natur, von Vogelgesängen und Sternen inspiriert war, sind nicht nur Klang und Farbe, sondern auch Klang und Naturgeräusch gleich. Gigantische Wasserfälle und Wolken aus Tropfen strudeln, plätschern, rauschen, tosen und spritzen schrill in unzähligen Obertönen in den streng strukturierten Zeitprozessen, Reihen- und Farbvorgängen.

In diesem durch die fein detaillierte Klangfarbenerzeugung sensibilisierten Kontext erklangen auch die weniger bekannten symphonischen Dichtungen von Camille Saint-Saëns "Le Rouet d'Omphale" (1872) und "Pohjolas Tochter" (1906) von Jean Sibelius. Bei aller Orchestermeisterschaft und melodischer Phantasie des französischen und des finnischen Komponisten zeigte sich bei diesen zwei Stücken deutlich die Grenze zwischen den beiden Epochen - dieser des vergangenen klassisch-(spät)romantischen Denkens, Klang- und Formbildens, und dieser der Moderne, die in anderen Klangfarben- und Raumzeitdimensionen agiert. Der Zuhörer konnte all dies durch den direkten Vergleich aller vier meisterhaft aufgeführten Stücke erkennen. Für die mutige und erfolgreiche Arbeit des Dirigenten und des Orchesters, der einzelnen Solisten und Orchestergruppen (besonders die Streich- und Schlagzeiginstrumente bei Messiaen) Respekt!




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Duisburger Philharmoniker

Jonathan Darlington
Dirigent




Claude Debussy
"Prélude à l´après-midi d´un faune"
(Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns)

Jean Sibelius
"Pohjolas Tochter"
Sinfonische Dichtung für Orchester, op. 49

Camille Saint-Saëns
"Le Rouet d'Omphale"
poème symphonique, op. 31

Olivier Messiaen
Chronochromie



Weitere Informationen

Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de


Duisburger Philharmoniker
www.duisburger-philharmoniker.de/



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