Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Konzerte
Zur Homepage Zur Konzert-Startseite E-mail Impressum



Berliner Philharmoniker & Sir Simon Rattle


21. Februar 2008

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
Homepage
Berliner Philharmoniker (Homepage)



Homepage
Philharmonie Essen (Homepage)
Hymnus an die Gottheit nach einem Weckruf

Von Stefan Schmöe - Fotos von Klaus Rudolph

Vergrößerung in neuem Fenster

Viel Zeit nahmen sie sich nicht: Ziemlich schnell nach dem Schlussakkord, das Publikum fasste gerade den Entschluss zu stehenden Ovationen, verließ das Orchester fast fluchtartig das Podium. Zugabe: Fehlanzeige. Was für eine Stadt wie Essen ein absolutes kulturelles Highlight ist, mögen die Orchestermusiker aus der Hauptstadt als gewohnte Routine mit dem ja nicht unverständlichen Wunsch nach Dienstschluss auffassen. Durchweg gebannt werden konnte die Gefahr, auch musikalisch in eine etwas unverbindliche Routine zu verfallen, nicht. In Beethovens 6. Symphonie, der Pastorale, ließ Chefdirigent Simon Rattle „seine“ Musiker ganz entspannt die hohe Kunst zelebrieren, die dieses Orchester von den allermeisten anderen unterscheidet: Ein perfekt abgestimmter, griffiger Klang bis in das leiseste Pianissimo hinein, gleichzeitig brillant und körperhaft, innerhalb des kürzesten Akkords wandlungsfähig, dazu exzellente Solisten in allen Instrumentengruppen (herausragend der Solo-Klarinettist), die sich allesamt blind verstehen und über weite Strecken gar keinen Dirigenten benötigen. Aber vor lauter Wunderschönspielerei ging zwei Sätze lang ein wenig verloren, dass die Pastorale keine Serenade, sondern eine Symphonie ist und deshalb auch deutlichere Konturen braucht, zumal der warme, "empfindsame" Sound, den Rattle in verhältnismäßig großer Besetzung spielen ließ, gegenüber schärferen „historischen“ Interpretationen ohnehin zum Weichzeichnen neigt.

Dann passierte das Unfassbare: Sir Simon Rattle brach ab. Nach dem ersten Takt des dritten Satzes winkte er ab und gab das Zeichen zum Neustart. Ob er mit dem Einsatz der Streicher oder der noch nicht verebbten Hustenattacke des Publikums unzufrieden war, bleibt unentscheidbar. Aber dieser Moment schien ein Weckruf zu sein – fast eher für den Dirigenten als für das Orchester: Danach zog die Interpretation deutlich an. Rattle wirkte sehr viel agiler, und aus einem schönen Stück wurde ein wahrhaft großes, mit einem dramatischen Gewitter und dem abschließenden „Hirtengesang“ als geradezu hymnische Verklärung.

Vergrößerung in neuem Fenster

Sir Simon Rattle

Zu welcher Energieleistung dieses Orchester fähig ist, das war bereits vor der Pause an einem gänzlich anderen Werk in sehr viel deutlicherer Form zu hören und auch zu sehen: Béla Bartóks Konzertfassung des Wunderbaren Mandarin steigerte sich in eine aufgepeitschten Hochspannung hinein, die den Raum schier zu elektrisieren schien. Phänomenal, wie das Orchester die Virtuosität in Aggressivität umschlagen lässt, ohne an Klang zu verlieren. In ihrem extrovertierten Gestus bildet diese Musik einen denkbar großen Kontrast zum introvertierten, todessehnsüchtigen Adagio aus Gustav Mahlers unvollendeter 10. Symphonie, in der sich die Akkorde langsam tastend geradezu ineinander „verbeißen“. Hier demonstrierte das Orchester eine Spannung ganz anderer Art, Akkorde kurz vor dem Zerreißen – eine „unendliche Melodie“, getragen vom warmen Fundament der Bratschen und Celli. Alles andere als ein leichtes Stück für den Anfang, aber eines, an dem herausragende Orchesterkultur hörbar wird.




Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)
Berliner Philharmoniker

Leitung: Sir Simon Rattle


Gustav Mahler:
Adagio aus der
Symphonie Nr. 10 Fis-Dur

Béla Bartók:
Der wunderbare Mandarin
Konzertsuite op. 19

Ludwig van Beethoven.
Symphonie Nr 6 F-Dur
"Pastorale"



Weitere Informationen

Berliner Philharmoniker
www.berliner-philharmoniker.de

Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Zur Konzert-Startseite E-Mail Impressum
© 2008 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de

- Fine -