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8. Sinfoniekonzert

8., 9., 13. April 2008
besuchte Konzertveranstaltung 9. April 2008

Großes Haus der Städtischen Bühnen Münster
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Trostlose Verzweiflung und Frühlingssehnsucht

Von Ursula Decker-Bönniger

Einen ungewöhnlichen, selten zu hörenden Einstieg bot das 8.Konzert des Sinfonieorchesters Münster mit Max Regers 1913 in Meiningen entstandener Orchesterkomposition „Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin“. Ungewöhnlich, weil Orchesterkompositionen von Reger im Unterschied zu denen seiner Zeitgenossen R. Strauss und G. Mahler eher selten gespielt werden. Ungewöhnlich auch, weil es sich um eine eher seltene und von Reger selbst ironisch als „Ausflug“ bezeichnete programmatische, sinfonische Studie handelt. Von seiner großen Sammlung von Böcklin-Reproduktionen wählte er, ein Kenner und Liebhaber bildender Kunst, die vier Bilder „Der geigende Eremit“, „Im Spiel der Wellen“, „Die Toteninsel“ und „Bacchanal“ aus, um dem Symbolisten Böcklin (1827 – 1901) Reverenz zu erweisen.

Gastdirigent und Reger-Liebhaber Wolf-Dieter Hauschild, von 1991-1997 Chefdirigent der Essener Philharmoniker und des Aalto-Theaters, zeigte mit eindrucksvoll einstudierten Klangimpressionen nicht nur Regers verkannte Instrumentationskunst, sondern auch, wo die Parallelen zwischen beiden Künstlern zu suchen sind. In grandioser Legatospannung breitete sich im ersten Satz ein langsamer, getragener, kirchentonal und chromatisch gefärbter Harmoniebogen aus. Über einem Wechselgesang von zwei mit und ohne Dämpfer spielenden Streichergruppen erhob sich dann ein von Midori Goto einfühlsam und ausdrucksstark interpretiertes, den gesamten Satz durchziehendes, fahles Flehen der Solovioline.

Mit dem zweiten Satz „Im Spiel der Wellen“ folgte ein lebendiges Scherzo im Dreivierteltakt. Streicher und Bläser konzertieren virtuos, allerdings im für ein Scherzo eher untypischen Fis-Moll. Sollte hier musikalisch die im Bild dargestellten doppeldeutige Stimmung der Freude und Beklemmung angedeutet sein? Das dritte Bild, Böcklins berühmtestes Gemälde, inspirierte Reger zu einer die Zeitgenossen beeindruckenden musikalischen Impression. Harmonische Wendungen in abwärtsgerichteter Chromatik, Echowirkungen gedämpfter Bläser verbreiteten eine schwerlastende, düster pathetische Spannung, die sich erst im kontrastreichen Orchestergetümmel des letzten Satzes löste.

Langersehnter Publikumsliebling des Abends war die als Tochter koreanischer Eltern 1987 in Münster geborene Solistin Suyoen Kim mit dem E-Moll Violinkonzert von Mendelssohn Bartholdy, Wem klingt da nicht Pinchas Zukermans kraftvolle, leidenschaftliche Interpretation der Seufzermotivik des 1. Themas im Ohr? Soyoen Kim, die 2006 mit dem Ersten Preis beim internationalen Violinwettbewerb „Joseph Joachim“ in Hannover ausgezeichnet wurde, meisterte nicht nur die Herausforderung, an Bekanntes anzuknüpfen, sondern verwirklichte auch eigene, einfühlsame Gestaltungsvorstellungen zwischen scheu zurückhaltender, bewegter und spritzig virtuoser Interpretation. Schade, dass der Dirigent Wolf-Dieter Hauschild sich nicht recht auf ihre Interpretation einlassen wollte und es vor allem im ersten und letzten Satz zu störenden Tempoabstimmungsproblemen kam. Als Zugabe interpretierte sie „Das Vögelchen“ des koreanischen Komponisten Isang Yun (1917 – 1995) in so beschwingter, virtuoser Frühlings-Leichtigkeit, dass sich das Publikum mit Standing Ovations bedankte.

Nach der Pause gab's Robert Schumanns „Frühlingssinfonie“, komponiert 1841 im ersten Jahr seines endlich vollendeten Eheglücks in nur vier Wochen wie im Rausch. Während Maestro Hauschild bei Reger seine Klangvorstellungen und Entwicklungsbögen minutiös herausgearbeitet hatte, fehlte diese beseelte Hinwendung bei Schumann, auf dass beim Zuhören gar nicht erst der Eindruck entstehen könnte, man habe es mit Programmmusik zu tun. Statt temperamentvoll feuriger Tempi in den Ecksätzen, dynamischer Kontraste oder dramatischen Pausen wurde hier fast abgespult, jede aufkommende, an Beethoven erinnernde Dramatik vermieden. „Könnten Sie ihrem Orchester beim Spielen etwas Frühlingssehnsucht einwehen“ schrieb Schumann an den Dirigenten vor einer Aufführung des Werkes 1843!




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Sinfonieorchester Münster

Suyoen Kim
Violine

Midori Goto
Solo-Violine im 1.Satz der
Böcklin-Suite von Max Reger

Wolf-Dieter Hauschild
Dirigent



Max Reger
Vier Tondichtungen
nach Arnold Böcklin op.128

Felix Mendelssohn Bartholdy
Konzert für Violine und Orchester
E-Moll op.64

Robert Schumann
Sinfonie Nr.1 B-Dur op.38
„Frühlingssinfonie“



Weitere Informationen

Sinfonieorchester Münster
www.sinfonieorchester-muenster.de






Da capo al Fine

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