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Vom Kunstlied zur Mini-Oper
Von Annika Senger Sie ist eine der international bedeutendsten Wagner-Sängerinnen und auch im italienischen und französischen Fach weltweit gefragt: Mezzosopran Waltraud Meier. Der als Kundry, Isolde, Ortrud und Sieglinde gefeierte Opernstar widmet sich dem Gesang ebenfalls in Form von Liederabenden. Am 18. April 2008 gastierte die Künstlerin zusammen mit ihrem Klavierbegleiter Joseph Breinl im Potsdamer Nikolaisaal. Ihr Programm macht einen Streifzug durch die Gattung Kunstlied von Franz Schubert und Richard Strauss. Meier bringt sich ihrem Publikum damit näher, als es ihr auf der Opernbühne möglich wäre. Sie benötigt kein aufwendiges Kostüm: In ihrem schlichten grünen Abendkleid wirkt sie sehr natürlich und darauf konzentriert, ihre stimmliche Vielseitigkeit zu zeigen.
Waltraud Meier Jedes einzelne Lied verwandelt die Künstlerin in eine Mini-Oper - zwei besonders ergreifende Beispiele dafür sind Schuberts Goethe-Vertonungen "Gretchen am Spinnrade" und "Erlkönig". Ihr starker Ausdruck, der kontrolliert dem deutschen Liedgut angemessen ist, entfacht mit seiner Authentizität Gänsehaut. Dass sie von 1993 bis 1999 in Bayreuth als dramatischer Sopran die Rolle der Isolde sang, kommt ihren Spitzentönen im Fortissimo zugute. Das eher dunkle Timbre entspricht zwar Meiers derzeitigem Stimmfach, doch der Umfang ihres Instruments reicht von der Alt-Lage bis in Sopran-Gefilde. Egal, in welcher Lage sie singt: Sie tut es stets mit viel Leichtigkeit und Schönheit im Klang. Sehr zielgerichtet zeichnet sie Spannungsbögen. Ihre ausgeprägte stimmliche Dynamik ermöglicht es ihr nicht nur, die Lautstärke zu variieren, sondern zwischen lyrischen und dramatischen Momenten zu wechseln. In "Morgen!" von Strauss beispielsweise spielt sie mit zarten, besinnlichen Tönen. Mit Hilfe ihrer Wandlungsfähigkeit haucht sie den Kompositionen zusätzliches Leben ein: Meier vermittelt den Eindruck als durchlebe sie jedes einzelne Lied Nach der Pause stellt sie die "Vier letzten Lieder" von Strauss vor, die zusammen mit anderen ausgewählten Strauss- und Schubert-Liedern 2007 auf einer CD erschienen sind. Das Publikum reagiert mit Standing Ovations, worauf Meier ihm mit drei Zugaben weiteren Hörgenuss schenkt: Gustav Mahlers "Urlicht" und zwei Kunstlieder von Hugo Wolf: Ist es womöglich die Angst der Sängerin, in der Presse verrissen zu werden, ihr Konzert ausgerechnet mit "Abschied" zu beenden? Das Lied verhöhnt einen Rezensenten, der am Ende die Treppe heruntergeworfen wird. Die Frage ist wohl am ehesten mit nein zu beantworten - vielmehr möchte Meier ihren Zuhörern demonstrieren, dass in ihr auch eine Komödiantin steckt. Dieser Wechsel zwischen Ernsthaftigkeit und Humor gelingt ihr übrigens ganz hervorragend.
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