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Alexander Veljanov: Porta Macedonia


16. Oktober 2008

Admiralspalast Berlin
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Ein Songpoet schlägt Brücken

Alexander Veljanov stellt sein neues Solo-Album „Porta Macedonia“ im Berliner Admiralspalast vor

Von Annika Senger

Als Frontmann des Duos Deine Lakaien ist der deutsch-mazedonische Sänger Alexander Veljanov seit über zwei Jahrzehnten eine Ikone in der Darkwave-Szene. Während eines Besuches in seiner zweiten Heimat Mazedonien im Jahr 2002 entdeckte er alte Wurzeln wieder. Lange Zeit hatte er Kontakte zu Freunden und Bekannten seiner Arbeit mit Deine Lakaien geopfert und sich wegen des Bürgerkriegs in den 90er Jahren paralysiert gefühlt, in die Balkanregion zu reisen. Im Zuge der Rückbesinnung, die mit einer kreativen Erschöpfung bei Deine Lakaien einherging, begann er, ohne Druck an seinem Solo-Album „Porta Macedonia“ (Erscheinungsdatum: 7. November 2008) zu arbeiten. Im Studio des Berliner Admiralspalastes hat er diese CD im Oktober vorgestellt; das Konzert wurde außerdem weltweit im Internet übertragen.

Den Sänger mit der tiefen, warmen Stimme und den charismatischen braunen Augen live zu sehen, ist jedes Mal ein besonderes Erlebnis, denn Veljanov behält seine exzellenten gesanglichen Qualitäten, die er im Tonstudio unter Beweis stellt, auf der Bühne bei. Er braucht keine ausschweifenden Gesten und Tanzeinlagen, um das Publikum zu begeistern. Es genügt allein das melancholisch-einschmeichelnde Timbre seiner Stimme. Bei seinem ersten Solo-Auftritt mit „Porta Macedonia“ wirkt er wesentlich lockerer und humorvoller als bei Deine Lakaien-Konzerten. Immer wieder macht er scherzhafte Ansagen. Das ist auch nötig für den Unterhaltungswert, schließlich ist sein neues Werk avantgardistischer und weniger eingängig als sein bisher bekanntes musikalisches Schaffen.

Foto kommt später Alexander Veljanov

Mit seiner unverwechselbaren Stimme schlägt er zwar Brücken zu Deine Lakaien, seine Melodien haben sich jedoch in eine fast schon sakrale, sphärische Richtung entwickelt. Möchte man als Zuschauer bei diesem Konzert mitsingen, sollte man die Songs bereits einige Male gehört haben, um ihre Qualitäten wirklich schätzen zu können. In den Liedern „Der Kongress“ und „Lily B.“ bringt Veljanov zum ersten Mal öffentlich seine Affinität für die Bühnenmusik von Kurt Weill und Bertolt Brecht zum Ausdruck. Auf früheren Alben sang er fast ausschließlich englische Texte, auf „Porta Macedonia“ dagegen bekommt man sechs deutschsprachige Songs zu hören. Ausgerechnet in Mazedonien hat Veljanov Deutsch für sich als Singsprache entdeckt. Obwohl laut eigenen Angaben des Sängers auch mazedonische Versionen der Songs existieren, hat es davon keine einzige auf das Album geschafft. Seine Worte sind poetisch und sollen anscheinend stärker zum Nachdenken anregen, als Deine Lakaien es mit ihrer Musik jemals beabsichtigt haben. Mit „Lily B.“ scheint er die ihm zugewandte Gothic-Bewegung zu parodieren, während der Song „Dirt“ den jugoslawischen Bürgerkrieg thematisch aufgreift.

Insgesamt bleibt das Kriegsgeschehen allerdings ein Randthema auf der CD. Die Auseinandersetzung mit dem Balkan liegt eher in der mystisch klingenden Instrumentierung des mazedonischen Filmkomponisten Goran Trajkovski, der auf der Bühne hinter Mischpult und Laptop agiert. Beeinflusst von byzantinischer Musik und orthodoxen Klostergesängen, hat Trajkowski für Veljanovs Texte und Gesangsmelodien einen ungewöhnlichen Klangraum kreiert. Über der Stimme und den klassischen Bandinstrumenten Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard weht immer ein Hauch von Exotik. Auf elektronischem Wege lässt Trajkowski beim Konzert ein byzantinisches Krummhorn einfließen, außerdem die mazedonische Hirtenflöte Kaval sowie eine Zurla, die der Oboe ähnelt. Balkanmusik taucht also nur als subtil verwendetes Gewürz auf, ohne sich dem Zuhörer aufzudrängen: Veljanovs feinsinnige Art, Brücken zwischen dem Balkan und Westeuropa zu bauen. Fazit: Ein Hörerlebnis für alle, die Veljanovs Stimme schon immer gemocht haben.




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Alexander Veljanov
Porta Macedonia




Die CD:



Alexander Veljanov
Porta Macedonia

Titel:
1. Der Kongress
2. Nie mehr
3. His vita
4. We can't turn back
5. Mein Weg
6. The new order
7. Königin aus Eis
8. Dirt
9. Lilly B.
10. Your house on my hill
11. Zwei vor und drei zurück





Weitere Informationen

Alexander Veljanov
www.veljanov.de


Admiralspalast Berlin
www.admiralspalast.de



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