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Konzerthaus-Nacht
im Rahmen des
"WDR-Radiofestivals 2008"



Samstag, 15. September 2007
Konzerthaus Dortmund
18.00 Uhr (bis ca. 0.00 Uhr)
Homepage

Konzerthaus Dortmund (Homepage)
Konzertmarathon von Pietari Inkinen
und Gabriela Montero

Von Gerhard Menzel


Die Konzerthausnacht im Konzerthaus Dortmund im Rahmen des "WDR-Radiofestivals 2008" war ein Musikmarathon der ganz besonderen Art: ein sechs Stunden Programm von Prokofiews "Peter und der Wolf" über das klassische Konzert- und Sinfonikrepertoire bis hin zur Kammermusik und zur solistischen Improvisation. Den Großteil des Programms bestritt dabei das WDR Sinfonieorchester Köln, vor allem aber Gabriela Montero und Pietari Inkinen, der sowohl als Dirigent, wie auch als Kammermusiker seine musikalische Vielfältigkeit präsentierte.

Vergrößerung in neuem Fenster

Gautier Capuçon (Violoncello) bei
Tschaikowskys Variationen über ein
Rokoko Thema für Violoncello und Orchester
Foto: © Mark Wohlrab

Der 28-jährige Pietari Inkinen - im Januar 2008 vom New Zealand Symphony Orchestra zum Music Director ernannt - hat sich inzwischen international als Dirigent führender Orchester und an zahlreichen Opernhäusern einen Namen gemacht. Ebenso gerne ist er aber auch als Geiger aktiv, sei es als Solist oder - wie mit seinem Inkinen-Trio - als Kammermusiker.

Der erste Teil der Dortmunder Konzerthausnacht war mit Sergej Prokofiews "Peter und der Wolf" ein regelrechtes Familienkonzert - und das auf höchstem Niveau. Neben dem blendend aufgelegten WDR Sinfonieorchester Köln war es vor allem der Erzähler Georg Blüml, der die allseits bekannte Geschichte statt als Märchen, in Form eines Erlebnisberichts aus den letzten Sommerferien sehr plastisch und spannend zu gestalten verstand. Nicht nur die "Kleinen" im Publikum hatten ihre Freude am vegetarischen Wolf, der vor lauter Elend, dass er im Zoo immer nur Fleisch zu essen bekam, dort ausgebrochen ist und beim Fangen spielen ausversehen die Ente verschluckt hatte, die bei ihm dann auch noch einen Schluckauf verursachte. Zudem wurde der Wolf letztendlich nicht von Jägern gestellt, sondern vom jagdbegeisterten, aber kurzsichtigen örtlichen Sparkassendirektor, dessen unfreiwillige Heldentat - er schoss glücklicher Weise zweimal daneben - unter Mithilfe des tapferen Peter schließlich von der Presse auf Seite Eins gefeiert wurde.

Den guten Eindruck, den das WDR Sinfonieorchester Köln schon bei "Peter und der Wolf" hinterließ, konnte es unter der engagierten Leitung von Pietari Inkinen auch bei der Carmen-Suite von Georges Bizet und dem das sinfonische Programm beendenden Poème choréographique "La Valse" von Maurice Ravel mit Nachdruck bestätigen. Nicht nur die Instrumentalsoli (wie die "freche" Flöte, die "samtige" Klarinette, das "grummelnde" Fagott oder die genüsslich "quakende" Oboe in Prokofiews Werk), sondern auch der Gesamtklang dieses Klangkörpers ließ keinerlei Wünsche offen und sorgte für allgemeine Begeisterung.

Als "Zuckerstück" dieses sinfonischen Teils standen die Variationen über ein Rokoko-Thema für Violoncello und Orchester von Peter Iljitsch Tschaikowsky auf dem Programm der Konzertnacht. Der Solist bei diesem verkappten Cellokonzert Tschaikowskys war der 1981 in Chambéry geborene Gautier Capuçon. 1997 und 1998 noch Mitglied des European Community Youth Orchestra sowie des Gustav Mahler Jugendorchesters, ist er inzwischen einer der gefragtesten Cellisten, der sowohl solistisch, als auch kammermusikalisch international unterwegs ist. Neben Martha Argerich, Daniel Barenboim, Yuri Bashmet, Hélène Grimaud, Katia und Marielle Labèque sowie seinem Bruder Renaud Capuçon spielt er immer wieder zusammen mit Gabriela Montero, die auch unter anderem seinetwegen bei dieser WDR-Konzertnacht mitwirkte. Gautier Capuçon ließ sein wunderbares Instrument durch sein einfühlsames Spiel in den strahlendsten und leuchtendsten Tönen erklingen und füllte den Raum und die Ohren der Zuhörer mit reinstem Wohlklang.

Vergrößerung in neuem Fenster Gabriela Montero bei Beethovens Konzert
für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur
Foto: © Mark Wohlrab

Im zweiten Teil der Konzerthausnacht stand bereits das 5. Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven auf dem Programm. Solistin war die 1970 in Venezuela geborene Gabriela Montero, die als Meisterschülerin von Martha Argerich zunächst durch ihre temperamentvollen Interpretationen des klassischen Repertoires bekannt wurde, inzwischen aber vor allem für ihre unglaublich brillanten und mitreißenden Improvisationen gefeiert wird. In Dortmund hatte man nun die vielleicht einmalige Gelegenheit, das große Spektrum der musikalischen Fähigkeiten von Gabriela Montero innerhalb nur eines Abends zu erleben. Zunächst ließ sie Beethovens Es-Dur Klavierkonzert in spielerischer Leichtigkeit und unaufdringlicher Virtuosität erklingen.

Nachdem sie im vierten Programmteil zusammen mit Pietari Inkinen (nun als Geiger) und Gautier Capuçon am Violoncello das mächtige, ungeheuer ausladende und mit einem "Trauermarsch" - dem Tod Nikolaj Rubinsteins gedenkend - schließende Klaviertrio a-Moll von Peter Iljitsch Tschaikowsky ("A la mémoire d'un grand artiste") ihre kammermusikalischen Qualitäten unter Beweis gestellt hatte, beendete sie die Konzerthausnacht in Dortmund mit Improvisationen über Themen, die ihr - wie immer in ihren Konzerten - vom Publikum vorgesungen wurden. Dieses Mal bewegten sich ihre Improvisationen über Themen aus Carmen, La Traviata, das Steigerlied "Glück auf, der Steiger kommt" (von einem großen Teil des Publikums mit angestimmt!), das Chanson "Non, je ne regrette rien" und Bernsteins "Tonight" hauptsächlich zwischen Bach, Ragtime und venezuelanischer Musik und hielten das Publikum bis gegen Mitternacht gefangen. Mit einem Prelude von Chopin als Zugabe verabschiedete sie sich und entließ das restlos begeisterte Auditorium in den frühen Samstagmorgen.


FAZIT

Der WDR präsentierte im Konzerthaus Dortmund einen fünfteiligen, sehr abwechslungsreichen Konzertmarathon mit hochkarätigen und faszinierenden Musikern. Was Pietari Inkinen (als Dirigent und Solist) und Gabriela Montero an diesem Abend leisteten, war schon außergewöhnlich und äußerst bewundernswert.


Tip

Wer etwas Einmaliges und trotzdem Erschwingliches erleben oder verschenken möchte, dem seien die Konzerte von Gabriela Montero unbedingt empfohlen. Sie kann Ihr Lieblingsthema in einer einzigartigen Improvisation zum Erklingen bringen und damit für ein unvergessliches Erlebnis sorgen. Exklusiver geht es wirklich nicht!




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WDR Sinfonieorchester Köln

Pietari Inkinen
Dirigent, Violine

Gautier Capuçon
Violoncello

Gabriela Montero
Klavier

Georg Blüml
Sprecher



Programmteil I

Sergej Prokofiew
»Peter und der Wolf« op. 67


Programmteil II

Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und
Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73


Programmteil III

Georges Bizet
»Carmen«-Suite

Peter Iljitsch Tschaikowsky
Variationen über ein
Rokoko Thema für Violoncello
und Orchester A-Dur op. 33

Maurice Ravel
»La Valse«
Poème choréographique


Programmteil IV

Peter Iljitsch Tschaikowsky
Klaviertrio a-moll op. 50
»A la mémoire d'un grand artiste«


Programmteil V

Gabriela Montero
Improvisationen



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Konzerthaus Dortmund
(Homepage)

Gabriela Montero
www.gabrielamontero.com/

Pietari Inkinen
www.pietariinkinen.com

WDR Sinfonieorchester Köln
www.wdr.de/radio/orchester/sinfonie/




Da capo al Fine

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