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Ein grandioser Abschied von den »Jungen Wilden«
Von Gerhard Menzel Mit ihrem dritten und letzten Konzert in der Konzertreihe »Junge Wilde« verabschiedete sich Janine Jansen vorerst vom Dortmunder Publikum. Seit der Saison 2006/07 gehörte Janine Jansen zur »Jungen Wilden«-Serie im Konzerthaus Dortmund, bei der acht junge und erfolgreiche Solisten am Tag des Konzertes sich und ihre Musik zunächst in Schulen den Jugendlichen und nach dem Konzert bei »meet the artist!« dem Publikum ganz privat und natürlich präsentieren. Nach ihrem atemberaubenden Duo-Recital mit Itamar Golan im Mai 2007 und dem außergewöhnlichen Streichtrioabend mit Maxim Rysanov und Thorleif Thedéen im Februar 2008 kamen nun alle vier Künstler noch einmal zum großen gemeinsam Finale in das Konzerthaus Dortmund. Die beiden Hauptwerke dieses Konzertes waren das Klaviertrio f-Moll op. 65 von Antonín Dvoøák und das Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25 Johannes Brahms. Sowohl Dvoøák als auch Brahms unternahmen in diesen Kompositionen den Versuch, die große Sinfonik auf eine kleine Besetzung zu reduzieren und sie in den kleinen, privaten Raum zu bringen. Dieses gelang ihnen vor allem durch die Übernahme der formalen Baustrukturen. Durch die Reduzierung des Instrumentariums und damit der klangfarblichen Möglichkeiten entstanden so zwar interessante, aber gerade im Fall von Dvoøáks f-Moll Klaviertrio auch kammermusikalische Ungeheuer mit einer Spieldauer von gut fünfundvierzig Minuten. Das ist nicht nur eine immense Anforderung für die Ausführenden, die alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen müssen, um dieses musikalische Riesengebilde nicht nur technisch und konditionell zu bewältigen, sondern vor allem auch interpretatorisch schlüssig dem Publikum zu vermitteln, das seinerseits, konzentriert hörend, ebenfalls außerordentlich stark gefordert ist. Janine Jansen, Torleif Thedéen und Itamar Golan gehören glücklicher Weise zu jenen begnadeten Musikern, die auch solch eine Komposition ohne Spannungsverlust und mit musikantischem Verve ungeheuer packend und ausdrucksstark spielen und es als das Meisterwerk präsentieren können, das es in der Kammermusikliteratur darstellt.
Itamar Golan (Klavier), Thorleif Thedéen (Violoncello), Dvoøáks aufgrund seiner enormen Anforderungen relativ selten aufgeführte f-Moll Klaviertrio aus dem Jahr 1883 gehört mit zu den bedeutendsten Werken dieser Gattung, ist sehr dicht komponiert, besitzt viele kontrapunktische Passagen und erfordert ein hohes Maß an Virtuosität. Schon im ersten Satz, der wie eine Vorstudie zu einer ausgewachsenen Sinfonie klingt, die Dvoøák auch kurz danach schrieb (Nr. 7 d-Moll op. 70, UA 1885), präsentierten sich Janine Jansen, Torleif Thedéen und Itamar Golan als musikalische Seelenverwandte. Sowohl das düster dramatisch gefärbte sinfonische Potential der Komposition, als auch die meditativen Züge des langsamen Satzes und die großen dynamischen Kontraste, die neben der ungewöhnlichen Länge zum wichtigsten Wesensmerkmal des Trios gehören, brachten sie in allen Facetten zum erklingen. Das furiose, im Stil des Furiant komponierte Finale, beschloss mit tschechischem Flair dieses außergewöhnliche und anspruchsvolle Trio mit musikantischem Spiel und feurigem Temperament. Auch im 1861 entstandenen Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25 von Johannes Brahms, das ebenfalls durch seine sinfonischen Ausmaße geprägt wird und mit einem wilden Rondo alla Zingarese schließt, begeisterten Janine Jansen, Maxim Rysanov, Torleif Thedéen und Itamar Golan durch ihr differenziertes, sensibles und mitreißendes Spiel. Nach dem Konzert: "meet the artist!"Janine Jansen im Gespräch mit Christoph Vratz, der auch die Einführung zu diesem Konzert gegeben hatte. Foto: Gerhard Menzel
Einen äußerst bereichenden Kontrapunkt des Programms bildeten die Drei Madrigale für Violine und Viola von Bohuslav Martinù. Sowohl vom Stil, wie auch von der Besetzung her entführten diese drei Sätze das aufmerksame und für so ein Kammerkonzert zahlreich erschienene Publikum in ganz andere musikalische Welten. Duos für Violine und Viola sind ohnehin eine Rarität, erst recht im Konzertsaal. Die drei 1947 entstanden Madrigale von Bohuslav Martinu begeistern sowohl durch ihre hoch virtuose Motorik, als auch durch ihre fein und geheimnisvoll gesponnene Atmosphäre, wobei Martinu alle Spiel- und Klangmöglichkeiten dieser beiden Schwesterinstrumente berücksichtigte. Maxim Rysanov erwies sich dabei als ein wirklicher, gleichberechtigter Partner zu Janine Jansen, was bei ihrem Temperament und ihrer Musizierkunst gar nicht so leicht ist.
Dieses letzte Konzert von Janine Jansen in der Reihe der »Jungen Wilden« im Konzerthaus Dortmund war erneut ein ganz großes und in Erinnerung bleibendes Ereignis! Die weiteren Konzerte der Reihe »Junge Wilde« 14.11.2008, 19:00 Uhr Patricia Kopatchinskaja 15.12.2008, 19:00 Uhr Martin Fröst & Antti Siirala 18.02.2009, 19:00 Uhr Baiba Skride 25.02.2009, 19:00 Uhr Martin Stadtfeld 18.03.2009, 19:00 Uhr Annette Dasch 22.04.2009, 19:00 Uhr Gautier Capuçon Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Janine Jansen Violine Maxim Rysanov Viola Thorleif Thedéen Violoncello Itamar Golan Klavier Antonín Dvorák Klaviertrio f-Moll op. 65 Bohuslav Martinu Drei Madrigale für Violine und Viola Johannes Brahms Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25
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