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Duoabend
Julia Fischer - Milana Chernyavska



6. November 2008
Konzerthaus Dortmund
Homepage

Konzerthaus Dortmund (Homepage)
Spannungsvoll und bewegend -
Die Geschichte der "Duosonate"
an ausgewählten Beispielen

Von Gerhard Menzel / Fotos von © Mark Wohlrab

Auf ihrer gemeinsamen Rezital-Tournee machte Julia Fischer mit ihrer Klavierpartnerin Milana Chernyavska auch Station im Konzerthaus Dortmund. Mit Violinsonaten von Wolfgang A. Mozart, Ludwig van Beethoven, Sergej Prokofiew und Bohuslav Martinu präsentierten sie dabei einen Streifzug durch die Geschichte der "Duosonate" für Violine und Klavier vom 18. bis ins 20. Jahrhundert.

Vor gut einem Monat begeisterte Julia Fischer zusammen mit Marek Janowski und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin in der Philharmonie Essen das Publikum als meisterhafte Solistin mit Mozarts D-Dur Violinkonzert (siehe: OMM-Bericht). In Dortmund war sie nun als leidenschaftliche Kammermusikerin zu hören. Zu ihren regelmäßigen Kammermusikpartnern zählt neben Jean-Yves Thibaudet, Daniel Müller-Schott und vielen anderen inzwischen auch Milana Chernyavska.

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Die in Kiew geborene Pianistin erhielt ihre Ausbildung am Tschaikowsky Konservatorium Kiew und an der Musikhochschule München. Als Preisträgerin zahlreicher internationaler Klavier- und Kammermusikwettbewerbe gastiert sie seither auf vielen international bedeutenden Konzertpodien. Zu ihren Kammermusikpartnern zählen neben Julia Fischer auch Daniel Müller-Schott, Elisabeth Batiashvili und das Vogler-Quartett. Wie Julia Fischer ist Milana Chernyavska neben ihrer regen Konzerttätigkeit auch als Professorin tätig. Außer am Konservatorium Feldkirch (Österreich) unterrichtet sie ebenso an der Hochschule für Musik und Theater in München.

Bei ihrem Rezital-Abend in Dortmund waren Julia Fischer und Milana Chernyavska nicht nur kleidungsmäßig elegant aufeinander abgestimmt, sondern auch musikalisch ergänzten sich die beiden Musikerinnen ganz vortrefflich. Stilistisch und emotional scheinen sie auf einer Wellenllänge zu liegen, was ihre Interpretationen so wohltuend unaffektiert und von musikantischem Enthusiasmus beseelt klingen lässt. Zu Beginn jeder Konzerthälfte hatten sie zunächst einen "Klassiker" ausgewählt, den sie einem Werk des 20. Jahrhunderts gegenüberstellten.

Mit seinen 35 Sonaten für Klavier und Violine hat Wolfgang A. Mozart einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von der mit einem Melodieinstrument begleiteten Klaviersonate zum gleichberechtigt miteinander musizierten Duo geleistet. Eines seiner reifen Werke ist dabei die hier aufgeführte 1778 entstandene C-Dur Sonate KV 296. Nach einem elegant beschwingten Kopfsatz ließen Julia Fischer und Milana Chernyavska den langsamer Satz zu einem wahren Lied ohne Worte werden, bevor sie die Sonate mit einem heiter verspielten Schlussrondo beendeten.

Ludwig van Beethovens G-Dur Sonate Nr. 8 aus den Jahren 1801/02, die eine weitere Entwicklung der Gattung der Duosonate darstellt, musizierten sie mit ihren zahlreichen Trillern und Vorschlägen heiter graziös und im Schlusssatz mit seinen folkloristischen Anklängen spielerisch brillant. Den langsamen Satz im Tempo eines Menuetts gestalteten sie dabei sehr grazil und ausdrucksvoll.

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Ganz andere musikalische Welten stießen Julia Fischer und Milana Chernyavska in Sergej Prokofiews f-Moll Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 auf. Nach einem klanglich sehr atmosphärischen und bisweilen spukhaft anmutenden (mit Dämpfer gespielten) ersten Satz, dominierten im zweiten Satz aggressiv schroffe Töne und Harmonien. Das folgende Andante mit seinen liedhaften Anklängen ließ dann wieder überirdisch schöne Momente von eindringlicher Emotionalität entstehen. Rasch wechselnde Abschnitte unterschiedlichen Charakters und Rückgriffe auf kompositorisches Material aus den vorangegangenen Sätzen lassen das Finale quasi als Resümee der gesamten Sonate erscheinen.

Zupackend und mit energischem Drive ließen Julia Fischer (auch Doppelgriffe mit traumwandlerischer Sicherheit bewältigend) und Milana Chernyavska (selbst in wildesten Akkordfolgen) die Motorik der Musik in all ihrer Kühnheit und Aggressivität erklingen und demonstrierten äußerst eindrucksvoll, wie sich die Sonate für Violine und Klavier im 20. Jahrhundert stilistisch und klanglich entwickelt hatte.

Ähnliches wie für die in den Jahren 1938-46 entstandenen f-Moll Sonate von Sergej Prokofiew gilt auch für die 1944 ebenfalls in den Jahren des Weltkriegs komponierten Sonate für Violine und Klavier Nr. 3 von Bohuslav Martinu. Auch pianistisch äußerst anspruchsvoll, dominieren im ersten Satz rhythmische Verschiebungen, Akzente und Synkopen sowie eine farbige Harmonik mit starken Konsonant-Dissonant Zuspitzungen diese eindrucksvolle und viel zu selten gehörte Komposition. Schwerelos und wie zart hingehaucht bildet dagegen das Adagio eine ferne Vision von Glück und Frieden. Dem virtuosen, mit barocken Elementen versetzten Scherzo folgte das eigenwillig gestaltete Finale mit seinen zahlreichen emotionalen Wechseln und Höhepunkten.

Dem begeisterten und die herausragende Leistung von Julia Fischer und Milana Chernyavska würdigenden Publikum gaben die beiden exzellenten Musikerinnen noch Tschaikowskys "Melodie" aus den drei Stücken "Souvenir d'un lieu cher" op. 42 als Zugabe mit auf den Heimweg.


FAZIT

So schön und aufregend können Duosonaten für Violine und Klavier klingen.



Die weiteren Konzerte der Reihe
Solisten II - Höhepunkte der Kammermusik


01.02.2009, 18:00 Uhr
Duoabend Sabine Meyer - Fazil Say

28.02.2009, 20:00 Uhr
Kammerkonzert Renaud Capuçon & Friends

22.05.2009, 20:00 Uhr
Lisa Batiashvili - Truls Mørk - Hélène Grimaud



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Julia Fischer
Violine

Milana Chernyavska
Klavier


Wolfgang Amadeus Mozart
Sonate für Klavier und Violine
C-Dur KV 296

Sergej Prokofiew
Sonate für Violine und Klavier
Nr. 1 f-Moll op. 80

Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier und Violine
Nr. 8 G-Dur op. 30 Nr. 3

Bohuslav Martinu
Sonate für Violine und Klavier
Nr. 3 H 303



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Konzerthaus Dortmund
(Homepage)


Julia Fischer
www.juliafischer.com/

Milana Chernyavska
www.buerklinkonzerte.de/




Da capo al Fine

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