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Meditation und Feuewerk Von Stefan Schmöe In die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Olivier Messiaen am 20.12.08 reiht sich auch das Konzerthaus Dortmund ein mit einer kleinen Abo-Reihe Zeitinsel Messiaen. Prominenter Gast sind in diesem Rahmen die Münchner Philharmoniker mit Pultstar Zubin Mehta, die das mit 20 Minuten eher kurze Werk Et expecto resurrectionem mortuorum des französischen Jubilars mit Tschaikowskijs 4. Symphonie koppelten eine Kombination, deren tieferer Sinn sich auch im Verlauf des Konzertes nicht erschloss. (In den Tagen zuvor in München war das Werk Messiaens noch mit Bernsteins Kaddish kombiniert, was die spannendere Variante zu sein scheint). Mehta dirigiert Messiaens Musik mit großer Ruhe und wenigen Zeichen. Das Stück, das für Bläser und Schlagwerk 1964 zum Gedenken der Toten beider Weltkriege komponiert wurde, bekommt dadurch etwas weich Fließendes was kein Widerspruch zum Wechsel zwischen statischen und vom strengen Pulsschlag belebten Abschnitten ist, weil diese in Mehtas Interpretation zur Großform verschmelzen. Das warme und weiche Klangbild, bei dem auch energische Einsätze nie scharf, sondern immer kultiviert klingen, verleiht der Musik eine Aura des Erhabenen. Fabelhaft agieren die Bläser, wogegen das Schlagwerk nicht immer optimal postiert klang (und störende Nebengeräusche durch vibrierende Gestelle erzeugte). Unglücklich ist sicher, dass Mehta keine Verbindung zwischen den fünf kurzen Sätzen schafft; weder wartet er vor dem Satzbeginn auf den Moment der Stille noch zwischen den Sätzen was das Gesamtwerk zu sehr auseinander reißt. Ist der erste Teil des Konzertes beinahe meditativ geprägt, so zündet Mehta im zweiten Teil ein wahres Feuerwerk. Auch hier ist der üppig volle Klang immer weich und atmend, und die dramatische Fanfare im Blech, die den ersten Satz einleitet (und die ganze Symphonie prägt), klingt bei aller wuchtigen Energie in jedem Ton kultiviert. Dennoch wäre der Vorwurf verfehlt, Mehta würde im Klang baden zweifelsohne kostet er das luxuriöse Kolorit seines sehr flexibel spielenden Orchesters aus, stellt diesen aber in den Dienst der großen Linie. Und sein mitreißendes, bei Tschaikowskij ungleich stärker akzentuierendes Dirigat überträgt sich vom Orchester auch auf das Publikum (das sich nach dem Schlussakkord beinahe sofort geschlossen zu standing ovations erhob). Da scheinen sich Orchester und Dirigent gegenseitig zu Höchstleistungen anzustacheln. Dass dabei mancher orchestrale Schluchzer arg dick aufgetragen, der ohnehin lärmende Finalsatz etwas oberflächlich überdreht wird, steigert die Wirkung nur als CD-Mitschnitt wäre man damit wohl nur eingeschränkt glücklich; im Live-Konzert ist es ein Ereignis. Auf eine (nahe liegende) Zugabe indes wollten sich Dirigent und Orchester nicht einlassen. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Münchner Philharmoniker Zubin Mehta, Dirigent Olivier Messiaen Et expecto resurrectionem mortuorum Peter Tschaikowskij: Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36
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