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Anne-Sophie Mutter &
SWR Radio Sinfonieorchester Stuttgart


13. Januar 2009

Philharmonie Essen
Alfried Krupp Saal
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Philharmonie Essen (Homepage)
Deutsche Erstaufführung litt unter ungünstigen Bedingungen
Dirigent profiliert sich auf Kosten des Komponisten

Von Gerhard Menzel


Leider stand die deutsche Erstaufführung von André Previns Doppelkonzert für Violine und Kontrabass unter keinem guten Stern. Zunächst musste André Previn aus gesundheitlichen Gründen seine Mitwirkung absagen und dann wurde durch die Übernahme des jungen britischen Dirigenten Michael Francis (seit 2003 Kontrabassist im London Symphony Orchestra) das Programm so folgenschwer geändert, dass das eigentliche Hauptwerk dieses Konzertes deutlich an Wirkungskraft und Bedeutung einbüßte. Dabei begann der Abend ganz verheißungsvoll.

Vergrößerung in neuem Fenster Foto: © Klaus Rudolph

Der erste Teil des Konzerts war ganz Wolfgang A. Mozart gewidmet. Mit der Ouvertüre zu "Le nozze di Figaro" gaben Dirigent Michael Francis und das mit Holzflöten und "alten" Trompeten bestückte SWR Radio Sinfonieorchester Stuttgart gleich eine vorzügliche Visitenkarte ab. Schwungvoll und differenziert ausgestaltet gelang so ein verheißungsvoller Auftakt, der mit Mozarts G-Dur Violinkonzert eine adäquate Fortsetzung fand. Mit diesem Konzert begann bei den Salzburger Festspielen 1977 unter Herbert von Karajan die bis heute andauernde, herausragende Karriere der Solistin Anne-Sophie Mutter. Ihr Spiel war auch in Essen von äußerster Konzertration, technischer Perfektion und einem - für Mozart - manchmal etwas sehr tonintensiven Vibrato geprägt. Ihre Dominanz bei der musikalischen Gestaltung des Konzertes war dabei weder zu überhören, noch zu übersehen. Damit blendend eingespielt, waren die Voraussetzungen für die deutsche Erstaufführung von André Previns Doppelkonzert nahezu optimal.

Leider folgte nach der Pause die eigenwillige und nur durch den Wunsch nach eigener Profilierung geprägte Programmänderung. Die vorgesehene, spielerisch beschwingte "Rosenkavalier-Suite" von Richard Strauss - die herrlich in das Programm gepasst hätte - wurde durch Paul Hindemiths Sinfonie "Mathis der Maler" ersetzt Sie ist das sinfonische Konzentrat aus der in den Jahren 1932-34 entstandenen gleichnamigen Oper, in der an der Person von Mathis Gothart Nithart, bekannt unter dem Namen Matthias Grünewald (der 1512-16 den berühmten Isenheimer Altar schuf) die Fragestellung nach den Aufgaben des Künstlers in der Gesellschaft im historischen Umfeld der Bauernkriege thematisiert wird. Die Sinfonie zeichnet sich dabei trotz der eingängigen, altdeutschen Volksweise "Es sungen drei Engel ein' süßen Gesang" als cantus firmus im ersten Satz ("Engelkonzert") vor allem in den Sätzen die "Grablegung" und die "Versuchung des heiligen Antonius" durch eine erschütternd intensive Tonsprache und Monumentalität aus. Michael Francis und dem SWR Radio Sinfonieorchester Stuttgart gelang hier in der Tat eine opulente, farbenreiche und spannungsvolle Interpretation eines nicht allzu oft zu hörenden sinfonischen Werkes, das auf Grund seines musikalischen Gehaltes und seiner Dimension ein würdiger Abschluss des Konzertes hätte sein können. Leider war es das nicht.

Stattdessen folgte erst jetzt - da der Großteil des Publikums schon mit dem wuchtigen Hindemith-Werk sehr ge- bzw. überfordert war - das mit Spannung erwartete Doppelkonzert für Violine und Kontrabass von Sir André Previn. Allerdings hatte es nach dem vorherigen Kompositionsriesen so gut wie keine Chance mehr, sich bei dem schon ordentlich beanspruchten Essener Auditorium Gehör zu verschaffen. Selbst die emotional sehr engagierte Anne-Sophie Mutter und der begnadet spielende Kontrabassist Roman Patkoló (der seit 1999 als Stipendiat von der Anne-Sophie Mutter Stiftung gefördert wird) konnten dieser deutschen Erstaufführung nicht mehr als einen Achtungserfolg sichern, der ohne das Hindemith-Monstrum sicherlich auf entspanntere und unbelastetere Ohren gestoßen wäre und wesentlich mehr Zuspruch gefunden hätte. Schade um ein zwar nicht sensationelles, aber dennoch musikantisch gearbeitetes Werk, das vor allem den "unterbeschäftigten" Kontrabassisten ein neues Repertoirestück beschert (natürlich nur, wenn ihnen eine adäquate Geigerin zur Verfügung steht).

André Previn erweist sich auch in dieser Komposition als wahrer Vollblutmusiker, der das Werk seinen Solisten maßgeschneidert in die Hände geschrieben hat. Er verbindet einen spätromantischen Tonfall mit gesanglichen Melodien und jazzigen Rhythmen, wobei es auch sehr oft Anklänge an Hollywoods große Zeit der Filmmusiken eines Erich Wolfgang Korngold, Dimitri Tiomkin oder Max Steiner gibt. Die Kadenz des ersten Satzes ist dabei auch gut als eigenständiges Stück aufzuführen, was die beiden herausragenden Solisten auch als Zugabe mit Nachdruck unter Beweis stellten. Es wäre zu wünschen, dass Sir André Previn noch weitere "Duos" für diese beiden Ausnahmemusiker schreibt, vielleicht sogar auch noch Stücke, die um Klavier und Schlagzeug ergänzt sind.

Das Werk wurde im April 2007 gemeinsam mit Anne-Sophie Mutter, Roman Patkolo und dem Boston Symphony Orchestra in Boston uraufgeführt. Ein Mitschnitt dieses Konzertes soll zu Sir André Previns 80. Geburtstag im April dieses Jahres erscheinen.




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Anne-Sophie Mutter
Violine

Roman Patkoló
Kontrabass

SWR Radio Sinfonieorchester
Stuttgart

Michael Francis
Dirigent




Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre aus
"Le nozze di Figaro"

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert Nr. 3 G-Dur
für Violine und Orchester, KV 216

Paul Hindemith
Sinfonie "Mathis der Maler"

André Previn
Doppelkonzert für Violine und Kontrabass
(Deutsche Erstaufführung)



Weitere Informationen

Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de

Anne-Sophie Mutter
www.anne-sophie-mutter.de/

Roman Patkoló
roman-patkolo.net/

André Previn
www.andre-previn.com/

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
www.swr.de/








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