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Aimez-vous Brahms? (Goodbye again)
Von Peter Bilsing / Foto: Pro Arte Konzerte Essen Wer kann Brahms besser spielen, als der Brahms-Preisträger Lars Vogt; perfekt begleitet von der Tschechischen Philharmonie unter Manfred Honeck. Interessant wird der Vergleich mit dem absolut gleichen Programm, daß Kurt Mazur mit dem Convertegebouw vor 8 Wochen an eben dieser Stelle vorlegte (Siehe OMM-Bericht). Damals war es der 63-jährige brasilianische Pianist Nelson Freire, der dieses ungewöhnlich neuartige Werk des jungen Brahms mit "all seiner großen Erfahrung und sensiblen Gestaltungsart regelrecht zelebrierte." Schrieb Kollege Menzel - weiter: "Freire, der trotz seiner nur sporadischen Präsenz im Konzertbetrieb immer wieder aufhorchen lässt und mit renommierten Preisen ausgezeichnet wird, ist wahrlich kein "Tastenlöwe", sondern spürt den "inneren Werten" der Kompositionen nach und lässt sie gänzlich unprätentiös und kultiviert erklingen." Bei Lars Vogt ist es ähnlich. Er dringt ohne Ballast und große Show quasi kammermusikalisch in die Substanz dieses phantastischen Klavierwerkes ein. Von beinah gehauchten Tönen bis zu höchster Farbenpracht beweist er den hohen künstlerischen Wert des ursprünglich vom Publikum recht schroff ablehnten Stücks. Seine intellektuelle Durchdringung und geradezu spielerisch hochkünstlerische Wiedergabe hätte eigentlich einen Bravo-Orkan verdient, aber (mal wieder) vokaliserten sich beim recht konservativen Publikum dieses Pro Arte Konzertes außer dem Kritiker nur wenige in bravierender Euphorie. Man wartete erkennbar gelangweilt auf das populärere "Kurkonzertstück" von Antonín Dvorák, nämlich seiner Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95 "Aus der Neuen Welt". Vielleicht nach Beethovens Fünfter das meistgespielte Konzertstück aller Zeiten - zumindest in Deutschland. Musikmacher auf diesem Globus! Gibt es wirklich nichts anderes Interessantes mehr? Klang alles bei Mazur damals noch fließend, wie aus einem Guss, aber ohne erkennbare Akzente des Dirigenten, so setzte Manfred Honeck doch schöne Akzente in den Nebenlinien der Holzbläser und auch sein Blech war von feinstem und edlen Linien. Weniger "Verdi"- als mehr "Debussy"-orientiert. Immerhin unter den gut hundert Interpretationen die mich in meinem Leben gehört habe, ein passabler Spitzenplatz unter den Top Twenty. Wies schön wäre es nun gewesen, wenn man als Zugabe mal Janacek original gehört hätte, wer hätte Janacek besser spielen können, als dieses Orchester? Aber leider werden solche Zugaben immer an den Wünschen und dem Qualitätsniveau von Kurkonzerthörern orientiert. So auch gestern: Von Schmalz über Kitsch bis zum Klatschmarsch, auf den das Publikum anscheinend 2 Stunden gewartete hatte. Als wären wir bei André Rieu. Immerhin stand man bei der dritten Zugabe praktisch auf den Stühlen - was der Kritiker aber nur noch beim fluchtartigen Verlassen des Hauses seitlich zurückblickend auf dem Fernseher an der Garderobe wahrnahm. Weitere PRO ARTE KONZERTE
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Lars Vogt Klavier Tschechische Philharmonie Manfred Honeck Dirigent Johannes Brahms Konzert Nr. 1 d-Moll für Klavier und Orchester, op. 15 Antonín Dvorák Sinfonie Nr. 9 e-Moll, op. 95 "Aus der Neuen Welt"
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