Von Gerhard Menzel

Im dritten und letzten Philharmonischen Gastkonzert der Reihe "Johannisberg International" der Konzertdirektion Heinersdorff in dieser Saison waren das Royal Philharmonic Orchestra und die Pianistinnen Katia & Marielle Labèque zu Gast in der Historischen Stadthalle Wuppertal.

Im ersten Teil des Abends stand das Es-Dur Konzert für 2 Klaviere und Orchester von Wolfgang A. Mozart auf dem Programm. So, wie die Geschwister Labèque erst vor drei Wochen das Publikum in der Tonhalle Düsseldorf mit Mendelssohns Doppelkonzert (siehe OMM-Bericht) begeisterten, so eindrucksvoll und überzeugend war ihr Auftritt auch in Wuppertal. Nie künstlich aufgesetzt, sondern spielerisch leicht und unaffektiert trafen sie den Ton und den Charakter der einzelnen Sätze. Blickkontakte zur richtigen Zeit gepaart mit blindem Verstehen prägten das immer aufmerksame gemeinsame Musizieren als vollendete Vereinigung ihrer unterschiedlichen Temperamente. Vor allem im 3. Satz ließen sie die Tonskalen so perlend ineinanderfließen und Ineinandergreifen, wie ein perfekt gearbeitetes Uhrwerk. Bei aller Perfektion stand aber immer - vor allem in den Soli - eine musikalisch spannende Gestaltung der inspirierten Musik Mozarts durch variable Tempi und Dynamik im Vordergrund. Katia und Marielle Labèque at her best!

Von seiner besten Seite präsentierte sich auch das Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung seines Principal Guest Conductor Leonard Slatkin. Was das Orchester schon bei Mozarts vor Spielfreude nur so strotzendem Konzert an flexiblem Spiel und wohltönender Klangpracht hören ließ, konnte es in Gustav Mahlers monumentaler 5. Sinfonie bis in feinste Details und in mannigfaltig schillernde Klangfarben hinein voll ausspielen. Der wohltönende, satte Klang der Streicher des Royal Philharmonic Orchestra mit seinen markig aufspielenden Violoncelli, seinen exzellenten und homogenen Holzbläsern, den phänomenalen Hörnern und dem kraftvoll schmetternden Blechgläsern wirkte selbst in den exponierten Steigerungen nie lärmend und als unerträglicher Tumult, was gerade in der Historischen Stadthalle Wuppertal für die außergewöhnlich hohe Qualität des Orchesters und seines Dirigenten zeugt. Atemberaubend war aber auch das eindringlich und mit fahl changierende Klangfarben gestaltete Adagietto, das durch seine Verwendung in der von Luchino Viscontis verfilmten Novelle von Thomas Manns "Tod in Venedig" weltberühmt wurde.

Leonard Slatkin erwies sich hierbei als großartiger Klangmagier, der alle Stärken des Orchesters voll auszuschöpfen wusste. Alles unter Kontrolle sorgte er mit sparsamer aber prägnanter und immer deutlicher Zeichengebung nicht nur für eine optimale Klangbalance, bei der selbst die Holzbläser immer präsent waren, sondern ihm gelang es auch, den großen Atem der Komposition mitsamt seinen Tempoproportionen, dem großen nie zerfasernden Spannungsbogen zum Finale mit seiner drängenden Stretta hin spannungsvoll zu gestalten.

FAZIT

Ein begeistertes Publikum bedankte sich mit Standing Ovations bei Leonard Slatkin und einem glänzend aufgelegten Royal Philharmonic Orchestra.

Auch für die nächste Saison hat die Konzertdirektion Heinersdorff wieder etliche "Hochkaräter" für vier Konzerte verpflichtet, die in der Historischen Stadthalle Wuppertal für internationales Flair sorgen werden.